TV-Premiere des Liebesdramas

"Undine": Wenn die Vergangenheit die Liebe einholt

14.10.2022, 08.00 Uhr
von Claudia Nitsche

Weil Paula Beer und Franz Rogowski, nach Meinung des Regisseurs Christian Petzold, so gut vor der Kamera harmonierten, wollte der Filmemacher unbedingt eine Geschichte erzählen, die zu den Schauspielern passt. Mit dem Drehbuch zu "Undine" hat Rogowski diese Story gefunden. Am Freitagabend wird das Liebesdrama erstmal im Free-TV bei ARTE ausgestrahlt.

ARTE
Undine
Drama • 14.10.2022 • 20:15 Uhr

Wann immer er einen neuen Film fertig hat, ist Christian Petzold zu Gast bei der Berlinale. So auch im Jahr 2020 mit seinem Märchen über die Wasserfrau "Undine". Bei den allesamt enttäuschten Kritiken im Anschluss ging es eigentlich nur um eine Beschwerde. Nämlich die, dass Petzold einen anderen Film als "Transit" gemacht hat. Was stimmt – er hat die gleichen Schauspieler genommen und erzählt – Überraschung – eine ganz andere Story, benutzt andere Sprache, neue Bilder. Man kann die Free-TV-Premiere als eine Hommage betrachten an Paula Beer und Franz Rogowski, die damals wie heute in einer unglaublichen Liebesgeschichte aufgehen. Vergleichen allerdings macht keinen Sinn.

"Du kommst und bleibst, sonst werde ich dich töten" 

In "Transit" durfte Rogowski zum ersten Mal einen coolen, begehrenswerten Mann spielen. Ohne den Freak-Stempel, den man ihm so gerne aufdrückt, verliebte er sich in die schöne Unbekannte und inmitten des Krieges schwebten beide wie im Tanz durch Verfolgung und Identitätsfragen. Auch Undine (Paula Beer) und Christoph (Franz Rogowski) begegnen sich zufällig, doch diesmal lässt Petzold sie gewähren.

Die hübsche, aber auch geheimnisvolle Stadthistorikerin versucht gerade ihre Trennung von ihrem Freund Johannes (Jacob Matschenz) zu verkraften. Lange wird der Zuschauer Zeuge ihrer Traurigkeit, wieder mal transportiert Christian Petzold Gefühle wie kein anderer. Undine wird sich allerdings nicht mit Tränen zufriedengeben. Sie erteilt dem abtrünnigen Lügner eine klare Ansage, die sich mit "Du kommst und bleibst, sonst werde ich dich töten" zusammenfassen lässt. Gerade noch realistisch, platziert der Regisseur ganz selbstverständlich ein zauberhaftes Element: Denn wird die Liebe der Wasserfrau verraten, so heißt es im Märchen, muss sie den Mann töten und ins Wasser zurückkehren, aus dem sie gekommen ist.

Nun ist da aber Christoph – der Industrietaucher stolpert in Undines Leben und wird von ihr als auch nicht schlecht empfunden. Sie begegnen sich und werden von Petzold auf eine märchenhaft mythische Reise geschickt, wenn auch hier und da von einem recht aufdringlichen Klavier begleitet.

Liebe mit großen Hindernissen

Alles ist gut oder wäre gut, denn das Drehbuch kreiert einen Traummann, wie es ihn selbst im Film eigentlich nicht mehr gibt. Rogowski steht für eine neue Liebe und eine glückliche Gegenwart, aber was passiert mit den Altlasten? Sie passen so gut zusammen, interessieren sich für den anderen, und doch ist diese Liebe auf Sümpfe gebaut, ähnlich wie die Stadt in Undines Vorträgen. Was ist mit dem Fluch? Muss die Frau aus dem Meer auch in Petzolds Neuinterpretation zurück ins Wasser?

Jedenfalls zeigt dieses Märchen, wie fragil Liebe ist. Die beiden ziehen das Publikum in einen Sog, dem man nicht entrinnen kann, weil Petzold von einer Beziehung erzählt, als sei es das erste Mal, dass jemand von einer Beziehung erzählt.

Mit Sicherheit ist "Undine" eine aufregende Liebesgeschichte und auch die Wendungen wurden nicht vergessen. Petzold hängt noch zwei Jahre ran: Im Epilog kann man dann die Gemeinsamkeit zu "Transit" finden. Damals wie diesmal geht es darum, dass es in der Liebe nicht funktioniert wegen dem, was war. Aber das ist ja immer so. Sei's drum, wer nicht vergleicht, kommt nicht umhin, "Undine" als Meisterwerk zu bezeichnen. Aber es ist eben nicht so einfach, sich freizumachen von dem, was war – damals in dem anderen Film.

Undine – Fr. 14.10. – ARTE: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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