"bis die letzte Geisel frei ist"

Uschi Glas äußert sich zu Konflikt im Nahen Osten: "Zu wenig Solidarität"

28.02.2024, 08.41 Uhr
von Marko Schlichting
Angesichts ihres nahenden 80. Geburtstages blickte Uschi Glas in der "NDR-Talkshow" auf ihr Leben zurück.
Angesichts ihres nahenden 80. Geburtstages blickte Uschi Glas in der "NDR-Talkshow" auf ihr Leben zurück.  Fotoquelle: NDR

Uschi Glas ist schon immer gegen den Strom geschwommen. In einer NDR-Talkshow sprach die Schauspielerin über ihr aktuelles gesellschaftliches und politisches Engagement.

Eine deutsche Schauspiel-Ikone feiert Geburtstag: Am 2. März wird Uschi Glas 80 Jahre alt. Damit alle ihre Fans mitfeiern können, hat sie ein Buch geschrieben: In "Ein Schätzchen war ich nie" beschreibt sie das Geheimnis ihres Erfolges. Am Freitagabend war sie in der NDR Talkshow zu Gast und verriet das Geheimnis ihres Erfolges: Sie hat sich nie unterkriegen lassen.

Das war schon als Kind so, erzählte sie. Sie hatte drei ältere Geschwister und einen sehr autoritären Vater. "Er hatte bei uns am Tisch immer das letzte Wort. Wenn mein Vater gesagt hat: Jetzt ist Schluss – das war für mich so: Warum kann ich jetzt nichts mehr sagen?", erinnerte sich Glas. "Ich hab' mir das einfach nicht gefallen lassen. Ich musste dann sehr oft am Katzentisch sitzen, und meine Geschwister haben sich gefreut. Ich habe aber nicht aufgegeben."

"Ich habe meinen eigenen Kopf": So kämpfte Uschi Glas gegen Widerstände an

Was sie als Kind erfolgreich geübt hatte, setzte sie im späteren Leben um. Zum Beispiel, als sie nackt auf der Titelseite des "Playboy" abgebildet werden sollte. Sie hat sich gewehrt: "Ich wollte einfach meine Haut retten", blickte Glas zurück. Sie setzte ihren Dickkopf durch und entwarf selber eine Korsage, die sie sich schneidern ließ. Von ihrem eigenen Geld, versteht sich.

1968 feierte Uschi Glas ihren Durchbruch mit dem Film "Zur Sache, Schätzchen". Spiel- und Fernsehfilme kamen hinzu, Serien wie "Zwei Münchner in Hamburg". Und auf den nächsten Film mussten die Fans nicht mehr lange warten. Am 1. Mai kam der zweite Teil von "Max und die wilde Sieben" in die Kinos. Darin müssen Max (Lucas Herzog) und die Seniorinnen und Senioren von Schloss Geroldseck das Geheimnis um eine "Geister-Oma" lösen.

In der "NDR-Talkshow" erläuterte sie: "Ich habe meinen eigenen Kopf. Ich habe schon früh gesagt, ich möchte über Rollen reden und diskutieren können. Ich kann nicht einfach blind ja sagen. Dann bin ich ferngesteuert. Und das wollte ich nie sein." Ihr Vater habe ihr einen wichtigen Rat gegeben, als sie als junge Frau durchgesetzt hatte, Schauspielerin zu werden: "Er hat gesagt: Egal, was Du machst, am Abend musst Du in den Spiegel schauen können. Was er damit meinte ist, dass man mit sich eine Bilanz macht, einen Tag vorübergehen lässt und fragt: 'Hab ich's gut gemacht? War ich anständig? Habe ich mich zu den Kollegen, zu den Mitarbeitern, zu den ganzen Menschen, mit denen ich umgehe, einigermaßen gut verhalten?'"

Uschi Glas über Protest gegen Krieg im Nahen Osten: "Wir gehen so lange, bis die letzte Geisel frei ist"

Wenn Uschi Glas heute in den Spiegel ihres Lebens schaut, kann sie zufrieden sein. Vor allem mit ihren Rollen in Film und Theater. "Mich kann man nicht überreden", sagte sie von sich. "Ich möchte gern ein Drehbuch verstehen, die Rolle in mir aufsaugen. Und wenn ich das verstehen kann, dann möchte ich das auch machen. Auch gegen Widerstände. Und was für mich ganz wichtig ist: Ich muss dazu stehen können." Ein Rat, den sie auch jungen Kollegen immer wieder gibt.

Doch die Schauspielerei reicht Uschi Glas nicht. Sie engagiert sich, gesellschaftlich und politisch. 2009 gründete sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Dieter Hermann den Verein "BrotZeit e. V.". Dort sorgen Senioren dafür, dass bedürftige Schulkinder jeden Tag ein gutes Frühstück bekommen und das in ganz Deutschland. Seit vergangenem Oktober setzt sich Uschi Glas auf ihre Weise für die Geiseln ein, die die palästinensische Terrororganisation Hamas aus Israel verschleppt hat.

Jeden Sonntag nimmt sie in München am "Run For Their Freedom" teil, also dem "Lauf für ihre Freiheit". "Wir haben eine Woche nach dem Angriff der Hamas damit angefangen", berichtete sie. "Damals waren wir noch sehr wenige, aber letztes Mal waren wir schon 600. Es gibt viel zu wenig Solidarität. Ich kann nur sagen: Es ist so wichtig." Mit ihrer Aktion wollen die Teilnehmer auf das Leid der Geiseln aufmerksam machen, erläuterte Uschi Glas. Und auch bei dieser Aktion will sie sich nicht unterkriegen lassen: "Wir gehen so lange, bis die letzte Geisel frei ist."


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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