"Geschichte im Ersten: Vergessene Grenze"

Die tödlichste Grenze im Kalten Krieg

28.03.2022, 08.33 Uhr
von Hans Czerny

An der Grenze zwischen der Tschechoslowakei und Österreich kamen zu Zeiten des Kalten Krieges Tausende Menschen ums Leben. Eine Doku im Ersten blickt zurück.

ARD
Geschichte im Ersten: Vergessene Grenze
Dokumentation • 28.03.2022 • 23:50 Uhr

Die Dokumentation "Vergessene Grenze" von Oliver Halmburger erinnert an die Grenze zwischen der Tschechoslowakei und Österreich. 809 Kilometer war sie lang, über tausend Menschen kamen an dieser Grenze ums Leben. Sie war, so heißt es, "die tödlichste Grenze im Kalten Krieg". Der Film, eine Koproduktion von BR, ARTE, ORF und Ceszka Televize, berichtet nun erstmals aus der Sicht der Opfer auf beiden Seiten, was damals an der Grenze geschah.

Ein internationales Team recherchierte jahrelang. Erzählt wird in "Geschichte im Ersten: Vergessene Grenze" von Grenzsoldaten, von Fliehenden und von Überlebenden – aber auch von Menschen, die Angehörige verloren haben. Schuldige sollen auch nach Jahrzehnten zur Verantwortung gezogen werden – Mord verjährt bekanntlich nicht.

Staatsanwälte ermitteln nun auf beiden Seiten der ehemaligen Grenze. Zur Anzeige werden die Todesfälle vor allem von einem so genannten "Joint Investigation Team" gebracht. Darunter ist auch der Fall des 18-jährigen Hartmut Tautz, der 1986 bei Bratislava von Hunden angefallen und schwer verletzt wurde. Tautz verblutete auf dem Weg ins Krankenhaus, weil die Grenzsoldaten ihm nicht halfen. Die Angehörigen hoffen nun, dass sich die Täter doch noch verantworten müssen.

Aber auch auf die Bedingungen der waghalsigen Fluchtversuche gehen in die sehenswerte Doku ein. Der Weg in die ersehnte Freiheit führte an Selbstschussanlagen und Hunden vorbei, ging durch Stacheldraht und über elektrisch geladene Zäune. Die Menschen im Umfeld der Grenze wussten derweil wenig über die jeweils andere Seite, man hatte sich notgedrungen arrangiert. Es könnte einer der Gründe dafür sein, dass sich erst nach so langer Zeit Wissenschaftler und Juristen für die Vergehen von damals interessieren.

Geschichte im Ersten: Vergessene Grenze – Mo. 28.03. – ARD: 23.50 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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