Film im Ersten

"Wenn das fünfte Lichtlein brennt": Heiligabend am Flughafen

24.12.2022, 09.37 Uhr
von Wilfried Geldner

Lauter fremde Menschen stranden an Heiligabend wegen eines Schneesturms in einer Flughafenhalle. Ein schöner Weihnachtsfilm, bei dem der Kitsch nicht aus allen Poren trieft.

ARD
Wenn das fünfte Lichtlein brennt
Komödie • 24.12.2022 • 20:15 Uhr

Ausgerechnet an Heiligabend einen Weihnachtsfilm zu senden, der an Heiligabend spielt, ist schon etwas kühn. Aber wenn überhaupt einen, so zwischen "Evangelischrer Christvesper" aus Stuttgart und "Katholischer Christmette" aus Freiberg in Sachsen, dann diesen. Anders als der etwas doofe Titel vermuten lässt, lotet dieser Weihnachtsfilm von Arndt Stüwe (Drehbuch) und Stefan Bühling (Regie, Erstsendung 03.12.2021) die Abgründe des Familien- und Kaufrauschfestes beherzt aus. "Weihnachten kommt eher als du denkst", steht auf den Werbepostern in der Flughafenhalle, und (fast) alle werden sie irgendwann ertappt, die Fluggäste und die Angestellten, die gleich zweifach gefangen sind in ihren Beziehungslügen und im Schneegestöber draußen vor der Tür, das den Abflug verhindert und die Flughafenzufahrt unmöglich macht.

Für das notwendige Personal und die üblichen Zutaten eines Weihnachtsfilms ist ausreichend gesorgt. Ein Christkind und ein Weihnachtsmann (Xenia Tiling und Henning Baum) schuften mit viel Engagement in ihrem Flughafenrevier, der obligatorische Weihnachtsmuffel ist hier ein miesepetriger Flughafenchef (Jan Henrik Stahlberg), der seine Angestellten immerzu rüffelt. Auch fehlt ein Obdachloser nicht, zuletzt darf er ein fast erfrorenes Mädchen retten.

Das alles klingt nach einer Weihnachtsschmonzette, bei der grellstes Hollywoodkino Pate stand. Den Machern gelang es aber, allem Triefigen zu entkommen – nicht zuletzt dank eines umwerfenden Ensembles, vom verstohlenen Dreiecksverhältnis Lisa Bitter, Meike Droste und Max von Pufendorf bis hin zum streitsüchtigen Ehepaar (Elena Uhlig und Michael Lott) und zu den wunderbaren Alten (Ernst Stötzner und Ruth Reinecke), deren Liebe nur der Tod ein Ende setzen kann. Das sind viele kleine Bravourstücke, short cuts – wisch und weg. Starsprecher Christian Brückner gibt dem Ganzen das Geleit aus dem Off und blickt dabei ein wenig wie der liebe Gott himself auf die Erdenmenschlein herunter.

Eingefleischte Weihnachtsmuffel seien dennoch gewarnt. Der immer wieder eingestreute Weihnachts-Schlagerscore ist dann doch recht klebrig und süß, wenn auch sicherlich ironisch gemeint. Am Ende werden die vielen Schicksale in einem rührenden Happyend verschmolzen. Mit dem Leben ist es genau wie mit dem Gepäckband, das sich hier zuletzt einfach weiterdreht. Life goes on, schon der Kinder wegen, die hier – lost in Translation – auf der Flucht vor ihren immerzu streitenden Eltern im einsamen Kellerflur die schönsten Dialoge pflegen.

Wer es aber noch etwas unbeschwerter mag, der kann sich danach um 21.45 Uhr noch an Heinz Rühmann in der "Feuerzangenbowle" aus dem Kriegsjahr 1944 ergötzen. Der Rekordhalter unter den alten Ufa-Filmen ist bekanntlich unverwüstlich. Rühmann stellt als Pseudopennäler Pfeiffer – "Pfeiffer mit drei f" im nostalgischen Klassiker zum hundertsten Mal die Schule auf den Kopf. Langweilig werden seine schulromantischen Schrullen in Schwarzweiß aber auch nach 80 Jahren nicht.

Wenn das fünfte Lichtlein brennt – Sa. 24.12. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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