"Tod im Prater"

"Blind ermittelt": ein Rechenmaschinen-Verkäufer in der Geisterbahn

21.04.2022, 09.04 Uhr
von Wilfried Geldner

Am Prater wird eine Leiche gefunden, die Frau des Toten liegt nach einem Suizidversuch im Koma. Haller und Falk ermitteln zwischen Geisterbahn, Riesenrad und Zuckerwatte. 

ARD
Der Wien-Krimi: Blind ermittelt – Tod im Prater
Krimi • 21.04.2022 • 20:15 Uhr

"Heut wird irgendwie viel g'storben", sagt die Polizistin beim Anblick der Leiche, weil die erwartete Spurensicherung noch anderweitig beschäftigt ist. Weil aber die Frau des Geschäftsmannes, der von seinem Büro im sechsten Stock zu Tode gestürzt ist, obendrein auch noch im Koma liegt nach dem Verzehr von Schlaftabletten, tippen der "offiziell" zum Sonderermittler ernannte Ex-Inspektor Haller (Philipp Hochmair) und sein Kollege Niko Falk (Andreas Guenther) auf "erweiterten Suizid". Aber warum sprang die Frau nicht gleich hinterher? Es ist eine Frage, die sich nur in Wien so stellen kann, dort wo der Chansonnier Georg Kreisler schon 1969 im Walzertakt behauptete: "Der Tod, das muss ein Wiener sein".

Für ihren sechsten Wien-Krimi haben sich die Macher mit dem Vergnügungsprater eine süffisante Seite ausgesucht. Die ohnehin künstliche Krimiwelt wird noch einmal ins Künstliche gehoben, mit viel Geisterbahn und Riesenrad, Achterbahn und Monsterschaukeln. Was den "erweiterten Suizid" betrifft, so gebietet Laura (Jaschka Lämmert), die Dritte im Bunde der Ermittler, allerdings Einhalt. Ein typisches Männerdelikt sei das. Frauen würden allenfalls stalken, jemand vergiften oder Selbstmord begehen.

Wer hat Recht? Bis das geklärt ist, wird's für die Zuschauer eine schöne Achterbahnfahrt. Der Tote, so finden die Ermittler heraus, hatte lange Zeit mit dem Vertrieb von Rechenapparaten keinerlei Erfolg, bis dann eines Tages sein grandioser Aufstieg kam. Nebenan im Prater brachte er seine Maschinen massenhaft unters Volk. Wie gelang ihm das? Haller und Falk durchkämmen fortan den Prater nach verdächtigen Schaustellern, insbesondere die bildmächtige Geisterbahn mit ihren Untergangsvisionen und ihr zwielichtiger Chef, Herr Maringer (Burgschauspieler Norman Hacker), haben es ihnen angetan.

Nach sechs Filmen sind Haller und Falk gut zusammengewachsen. Sie verstehen sich inzwischen sozusagen "blind", das Gefälle zwischen dem Hotelbesitzerssohn und dem armen Ex-Berliner ist nicht mehr so groß. Sie sind Buddies geworden, es gibt kein Getue mehr zwischen ihnen. An Hallers Marotten, seinen aufklappbaren Blindenstab, sein Lauschen ins Nichts, hat man sich als Zuschauer gewöhnt. Schön, wie er anhand der "Abnützung" den Code für einen Safe erfühlt. Nur bei Hallers Tai-Chi zum Bossa Nova über den Dächern Wiens wird's etwas breit und lahm.

Der Plot, der den Prater und seine Geisterbahn mit dem Rechenmaschinen-Verkäufer verknüpft, wirkt leider arg an den Haaren herbeigezogen. Am Anfang war da wohl doch die verlockende Prater-Szenerie statt eines plausiblen Plots. Für allerlei Windungen wird man jedoch von den Machern (Regie: Katharina Mückstein) mit reizvollen Wien-Panoramen bei Tag und in der Nacht entschädigt – und mit einer Verfolgungsjagd quer durch die Geisterbahn, die sich in ihrer schrillen Optik wirklich sehen lassen kann. Im Übrigen grüßt der große Dada – es lebe der Wiener Schmäh!

Der Wien-Krimi: Blind ermittelt – Tod im Prater – Do. 21.04. – ARD: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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