Drama bei ARTE

"Wir haben einen Deal": Die Auswirkungen eines Traumas

20.10.2023, 08.06 Uhr
von Elisa Eberle

Mit "Wir haben einen Deal" zeigt ARTE ein berührendes Drama um Frank (Felix Klare). Der Familienvater wird nach dem Tod seiner Mutter von seiner Vergangenheit eingeholt. In seiner Jugend wurde Frank traumatisiert, plötzlich muss er sich mit dem früheren Horror auseinandersetzen. 

ARTE
Wir haben einen Deal
Drama • 20.10.2023 • 20:15 Uhr

Nach der Beerdigung seiner Mutter will Frank ("Tatort"-Schauspieler Felix Klare) eigentlich nicht lange bleiben: Ein kurzes Wiedersehen beim Leichenschmaus mit seinem Bruder (Shenja Lacher), dann soll es gemeinsam mit Ehefrau Sabina (Patrizia Aulitzky) und Sohn Tim (Levin Mahin) zurück nach München gehen.

Doch Sabina hat andere Pläne: "Wie wäre es, wenn wir das Haus nicht verkaufen, sondern ich es stattdessen renoviere?" Man könne die Sommerferien auf dem Land verbringen, sinniert sie, "und der Papa könnte uns an den Wochenenden besuchen". Papa Frank stimmt mehr als widerwillig zu.

Die Worte, die so viel Horror beinhalten

"Wir haben einen Deal" ist ein berührendes Drama über ein lange verdrängtes Trauma. Der Film unter Regie von Felicitas Korn ist nun erstmals bei ARTE zu sehen.

Dass Frank ein Problem mit seiner alten Heimat hat, wird schnell klar. Auslöser dessen scheint sein ehemaliger Fußballtrainer Klaus Wille (Peter Lohmeyer) zu sein. Inzwischen ist Wille Ehrenvorstand des fiktiven ESG Eigelfing. Ausgerechnet in der Jugendmannschaft des Vereins will nun auch Tim während der Ferien trainieren. Für Frank beginnt eine harte Zeit. Er stürzt sich in die Arbeit, reist als IT-Berater zu einem neuen Auftraggeber in Frankfurt, bis eine neue Vertragspartnerin die alles verändernden Worte sagt: "Wir haben einen Deal" – ein Trigger, der längst verdrängte Erlebnisse aus der Sportumkleide wieder in Franks Gedächtnis ruft.

Felix Klare nimmt das Publikum mit

Missbrauch und sexuelle Übergriffe im Sport sind ein weitverbreitetes Problem. Besonders gravierend sind sie, wenn sie wie in "Wir haben eine Deal" Kinder betreffen. Um das zu verdeutlichen, wählte Drehbuchautorin Marie-Helene Schwedler eine ungewöhnliche Perspektive: Die eigentliche Tat wird allenfalls angedeutet. Stattdessen liegt der Fokus auf den Auswirkungen auf das Opfer, die auch erst Jahrzehnte später deutlich werden können.

Felix Klare überzeugt durch seine Darstellung eines zutiefst traumatisierten Mannes. Die anderen Figuren wirken (mit Ausnahme des von Shenja Lacher gespielten Bruders) stellenweise blass. Vielleicht ist es aber auch gut so, da man sich so nur noch mehr auf das Leid des Opfers konzentriert.

Klare, der für sein einfühlsames Spiel in dramatischen Rollen bekannt ist, lag eine gute Vorbereitung dieses Mal besonders am Herzen: "In der Vorbereitungszeit für diese Rolle wurde mir von Tag zu Tag klarer, dass ich diesmal ganz besonders sorgsam, sensibel und genau vorgehen musste", schreibt er in einem Statement zum Film. Er empfand eine Verantwortung, den "wirklich Leidtragenden auch nur ansatzweise gerecht zu werden".

Mehrfach ausgezeichneter Film

Der Film ist für den vierfachen Vater gleichsam ein Appell: "Kinder haben nach wie vor keinen sicheren Platz in einer Welt wie dieser. Das ist eine der Hauptursachen, warum so etwas schrecklich Folgenschweres wie sexueller Missbrauch immer noch passieren kann. Hier sind wir alle gefragt." Darüber hinaus fordert der 45-Jährige jedoch auch eine Unterscheidung zwischen Tätern und denjenigen, "die es durch Neigungen werden könnten, aber nicht werden wollen". Letztere bräuchten Beratungs- und Anlaufstellen zur Unterstützung.

Auf dem Filmfest München wurde "Wir haben einen Deal" mit dem Bernd Burgemeister Fernsehpreis als bester TV-Film ausgezeichnet. Beim 19. Festival des deutschen Films in Ludwigshafen am Rhein gewann der Film den Rheingold Publikumspreis.

Wir haben einen Deal – Fr. 20.10. – ARTE: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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