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"Womit haben wir das verdient?": Komödie stellt unbequeme Fragen

von Maximilian Haase

Als ihre Tochter zum Islam konvertiert, sieht die Feministin Wanda ihre Überzeugungen auf die Probe gestellt. Mit ironischer Finesse lotet die österreichische Culture-Clash-Komödie die Ambivalenz zwischen Toleranz und Kritik aus. 

ARTE
Womit haben wir das verdient?
Komödie • 13.08.2021 • 20:15 Uhr

Im Mittelpunkt des österreichischen Kinofilms von 2018 steht die Wiener Feministin und Atheistin Wanda. Gespielt wird sie von Caroline Peters, der die Rolle auf den Leib geschnitten scheint. Wanda sieht ihre grundsätzlichen Überzeugungen auf die Probe gestellt, als ihre pubertierende Tochter Nina (Chantal Zitzenbacher) eines Tages ankündigt, sie wolle zum Islam konvertieren, ab sofort Schleier tragen und sich Fatima nennen. So tolerant sich Wanda auch gibt – die Verhüllung ist für sie ein Zeichen für die Unterdrückung der Frau und nicht zu akzeptieren. Was hat sie nur falsch gemacht? Wohin ist die Zeit, als Komasaufen das größte Problem mit der Tochter war?

Nun, da Nina – respektive Fatima – Burkini trägt, auf Schweinefleisch verzichtet und mehrmals am Tag betet, fragt sich Wanda samt ihrer liberalen Patchwork-Familie, wie die eigentlich zum Feminismus erzogene Teenagerin wieder auf den Pfad der atheistischen Tugend kommt. Dass Ninas Vater und Wandas Ex-Mann (Simon Schwarz) mit seiner neuen Freundin ein Kind bekommt, macht den Umgang mit der Situation nicht stressfreier ...

Mit spitzfindigen und klugen Dialogen, denen man zu gern das Label "österreichischer Humor" überstülpen würde, stellt "Womit haben wir das verdient?" auf lockere Weise unbequeme Fragen. Statt Multikulti-Traumwelten, die von sonstigen Culture-Clash-Komödien mit guter Absicht gerne mal "erschaffen" werden, zeigt das überaus streitbare Werk widersprüchliche Realitäten. So stört sich an der jungen Konvertitin vor allem eine Muslima, die sich für Frauenrechte im Islam engagiert: Hanife (Alev Irmak), die Mutter von Ninas Freundin Maryam (Duygu Arslan), befürchtet einen schlechten Einfluss auf ihre Tochter. Zu zeigen, dass der autoritäre Charakter der Religion auch im Islam lauert und dass gerade die Linksliberalen davor nicht die Augen verschließen dürfen, gelingt der Komödie vortrefflich.

Den Rechten geht der sehenswerte Film damit trotzdem nicht auf den Leim: Am Ende applaudieren sich auch die Nazis und die Islamisten gegenseitig für ihre regressive Weltsicht. Schließlich, so begreifen es linker und rechter Diskurs nur selten, wollen beide über das Leben von Frauen bestimmen. Oder, wie Autorin und Regisseurin Eva Spreitzhofer ("Zodiak – Der Horoskop-Mörder") feststellt: "Rechte Nationalisten teilen sich das hinterwäldlerische Frauenbild der Islamisten. Keine gute Zeit für Wahlen, aber eine perfekte Zeit für eine Komödie, die sich dieser Themen annimmt." Tatsächlich lotet Spreitzhofer in ihrer von politisch relevanten Tönen und befreiendem Slapstick geprägten Persiflage auf ein in Teilen selbstgerechtes linkes Milieu die Ambivalenzen der Toleranz aus. ARTE zeigt den Film als Free TV-Premiere im deutschen Fernsehen.

Womit haben wir das verdient? – Fr. 13.08. – ARTE: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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