Erzählt wird die Geschichte einer "ungehorsamen" Frau, Marlene, die ihre traditionelle Rolle als Nur-Hausfrau und Mutter in Frage stellt und ihren Wert als wirtschaftlich unabhängiger, eigenständig denkender und beruflich erfolgreicher Mensch neu zu definieren versucht. Marlenes Vorstösse in die von Männer dominierte Hierarchie eines Unternehmens verlangen ihr das Äußerste an Mut, Entscheidungskraft, Stehvermögen und Risikobereitschaft ab, doch sie erlebt durch diese Anstrengung ihre Selbstverwirklichung. Die Männer, die sie auf ihrem Weg begleiten beziehungsweise von ihm abbringen wollen, erfährt Marlene als Hemmnisse ihrer Karriere, als ihres beruflichen Aufstiegs förderlich, als Enttäuschung und Erfüllung. Marlene ist Anfang 30 und hat sich in ihrem Leben bislang nur um den Haushalt und um Tochter Andrea gekümmert. Ehemann Bernhard ist Tischlermeister und verdient genug, um die kleine Familie zu ernähren. Trotzdem ist Marlene nicht glücklich. Tagein taugaus nur putzen, kochen, waschen - sie fühlt sich vom Leben vernachlässigt, mehr noch: Sie fühlt, dass mehr in ihr steckt. In Abendkursen bringt sie sich einfache EDV-Kenntnisse bei und bewirbt sich schließlich auf eine Sekretariatsstelle. Bernhard versteht die Welt nicht mehr. Reicht denn das Geld, das er verdient, nicht aus? Und was soll mit Andrea werden?
Vivian Naefe hat eine Menge modischer Themen (zum Beispiel: Streit von Ex-Eheleuten um die Tochter) fürs Kino verfilmt, allerdings ohne jeden Erfolg. Diesmal wurde gleich fürs Fernsehen produziert. Modische Themen sind auf verquaste Weise aktuell. Doch ist dies hier ein aktuelles Thema? Motiv 1: Mutter und Hausfrau fällt zu Hause die Decke auf den Kopf, so dass sie wieder Anschluss ans Berufsleben sucht. - Dergleichen wäre in den Sechziger- oder Siebzigerjahren interessant gewesen. Heute, im Single-Zeitalter, ist es ein Griff in die Mottenkiste. Motiv 2: Vater sein dagegen sehr und fragt pikiert: "Verdien' ich etwa nicht genug?" - Solche Typen sind, einschlägigen Forschungen zufolge, irgendwann im Verlauf der Siebziger ausgestorben. Motiv 3: Das flotte Mütterchen macht in einem Verlag märchenhaft Karriere, hat am Ende aber ein dickes Problem: Sie muss zwischen dem Verlags-Boss und einem Studenten (unkompliziert, frech) wählen. - Ähnlich brisante Entscheidungen stehen sonst vor allem bei Frau Pilcher an. Veronica Ferres trägt mit Grandezza ein Veilchen unterm Auge (der unverständige Ehemann!) und sieht auf dem Höhepunkt ihres Aufstiegs exakt so aus wie Ulla Kock am Brink, einst die glatt gebügelste aller TV-Damen.
Foto: ZDF/Christian A. Rieger