18.03.2024 Arzt-Kolumne

Endometriose: Schmerzen durch wucherndes Gewebe

Von Dr. Katrin Lossagk
Dr. Katrin Lossagk ist Ärztliche Leiterin bei Lipocura in der Münchner Klinik mednord und der Kölner Beethoven-Klinik. Die Fachärztin für plastische und ästhetische Chirurgie spezialisierte sich bereits 2014 auf die Behandlung von Lipödemen.
Dr. Katrin Lossagk ist Ärztliche Leiterin bei Lipocura in der Münchner Klinik mednord und der Kölner Beethoven-Klinik. Die Fachärztin für plastische und ästhetische Chirurgie spezialisierte sich bereits 2014 auf die Behandlung von Lipödemen. Fotoquelle:  Lipocura

Endometriose kann die Lebensqualität von Betroffenen erheblich einschränken. Dr. Katrin Lossagk erklärt, was helfen kann.

„Von der Krankheit Endometriose hatte ich bis vor einem Jahr noch nie etwas gehört“, sagte mir eine daran erkrankte Patientin vor einigen Tagen in meiner Praxis. Viele Patientinnen wissen mit dieser Diagnose zunächst kaum etwas anzufangen. Obwohl hierzulande nach Expertenschätzung etwa zehn bis 15 Prozent aller Frauen von der gynäkologischen Erkrankung betroffen sind, ist sie in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt. Denn oft wird die chronische Erkrankung erst spät erkannt. So war es auch bei der 27-jährigen Patientin, die bei mir wegen eines Lipödems in Behandlung war. Bei ihr stellte sich erst nach diversen Arztbesuchen heraus, dass sie zudem unter einer Endometriose leidet. Diese Erkrankung äußert sich häufig durch Bauchschmerzen und Unfruchtbarkeit. Probleme bei der Stuhlentleerung, Übelkeit, Schmerzen beim Wasserlassen, Erschöpfungszustände, Kreislaufprobleme, Blutungen sind einige der möglichen weiteren Beschwerden. Diese vielfältige Symptomatik ist auch ein Grund dafür, dass meist erst spät die Ursache erkannt wird. Bei der Anamnese helfen die Krankheitsgeschichte sowie ein Vaginal-Ultraschall. Sicherheit bringt aber nur eine Bauchspiegelung. Diese bestätigte auch im Fall der 27-Jährigen eindeutig die Erkrankung. Weniger klar sind die genauen Ursachen dieses Krankheitsbildes. Bis heute rätselt die Wissenschaft. Vermutet wird unter anderem eine genetische Veranlagung.

Wucherndes Gewebe löst die Beschwerden aus. Es ähnelt in Aufbau und Funktion der Gebärmutterschleimhaut und breitet sich vor allem im Bauch- oder Beckenraum aus. Aber auch in Eierstöcken oder Eileiter, in Darm oder Blase bereitet es Beschwerden. Bilden kann es sich im ganzen Körper, selbst die Lunge ist in seltenen Fällen betroffen. Wichtig ist eine ganzheitliche Therapie, die sich nach den individuellen Beschwerden richtet. Neben hormoneller Behandlung – etwa durch Gestagene, also Schwangerschaftshormone – Schmerztherapie sowie Ernährungsumstellung mit entzündungshemmender, zuckerarmer Kost sind oft operative Eingriffe unerlässlich. Diese Maßnahmen können, wie im Fall meiner Patientin, die Symptome erheblich lindern. Sie schließen allerdings erneute Krankheitsherde sowie eventuell lebenslange chronische Schmerzen und weitere Beschwerden nicht aus. Auch deshalb ist es wichtig, dass die psychische Belastung dieser Erkrankung nicht außer Acht gelassen wird. Hier sind neben professioneller psychotherapeutischer Unterstützung auch Selbsthilfegruppen empfehlenswert. In fast allen Fällen hören die Beschwerden dieser gutartigen, aber sehr belastenden Erkrankung in der Menopause auf. Ein kausaler Zusammenhang zwischen der Diagnose Endometriose und Lipödem besteht nicht.

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