Actionthriller im ZDF

"Bastille Day": rasant und fein inszeniert

von Jasmin Herzog

Eine terroristische Bedrohung verstrickt in "Bastille Day" einen CIA-Agenten und einen amerikanischen Taschendieb in sehr französische Machtspiele.

ZDF
"Bastille Day"
Action • 03.06.2019 • 22:15 Uhr

Michael Mason (Richard Madden) erfasst die Stärken und Schwächen der Menschen im Nu, um ihnen unbemerkt die Wertsachen zu entwenden. Gemütlich an einem Pariser Bistro-Tisch sitzend, studiert er seine nächsten Opfer. Zum Beispiel die völlig aufgelöst wirkende Zoe (Charlotte Le Bon), die sich auf die Stufen einer Treppe setzt, sich eine blonde Perücke abreißt und ins Handy schreit: Sie werde das nicht tun, sie werde das Ding in die Seine werfen! Das genügt Michael, um die Einkaufstasche neben Zoe, in dem sich "das Ding" befinden soll, zu stibitzen. Die Seelenruhe, mit der er damit durch die abendliche Metropole spaziert, raubt indes dem Zuschauer völlig den Nerv. Denn der Meisterdieb weiß nicht, dass er eine Höllenmaschine an sich genommen hat. Der Actionthriller "Bastille Day" (2016) brilliert im Spiel mit der unbekannten Gefahr und dreht dann auch noch gehörig am Tacho. Das ZDF zeigt den rasanten Film nun erstmals im Free-TV.

Michaels Diebeszug hat verheerende Folgen. Vier Menschen sterben bei einer Bombenexplosion, und die französischen Behörden suchen ihn als Attentäter. Die CIA-Außenstelle in Paris möchte schneller sein und lässt ihren Agenten Sean Briar (Idris Elba) nach Michael fahnden. Ins Fadenkreuz nehmen den Protagonisten auch die Drahtzieher des Anschlags, für den Zoe als ahnungslose Helferin ausgesucht war. Scheinbar weiß niemand, dass ausgerechnet der Leiter einer Spezialheinheit der Polizei, Rafi (Thierry Godard), in die Planung des Attentats verwickelt ist.

Ganz Paris ist derweil in Aufruhr. Die Politik spricht von einem terroristischen Akt und steht wegen der Sicherung des anstehenden Nationalfeiertags zum Jahrestag der Erstürmung der Bastille am 14. Juli unter enormem Druck. Die Nationalisten beschuldigen Muslime der Tat, während linke Gruppierungen eine Verschwörung der Eliten wittern und zum Angriff auf den Staat blasen. In diesem aufgeheizten Klima hat CIA-Agent Briar alle Hände voll zu tun, um Michael in die Finger zu kriegen und sein Leben zu schützen. Michael wiederum versucht seine Unschuld zu beweisen.

Eigentlich hätte "Bastille Day" im März 2016 in die deutschen Kinos kommen sollen. Doch nach den Terroranschlägen in Paris im November 2015 wurde der Termin verschoben. Sehenswert ist die internationale Koproduktion in jedem Fall. Mit verblüffend sorgfältiger und raffinierter Bildsprache sowie überragendem Rhythmusgefühl ist Regisseur James Watkins ein Kleinod des Kinos gelungen. Als Drehbuchautor zusammen mit Andrew Baldwin zeigt Watkins viel Sinn für das Geheimnisvolle im modernen Paris und große Sensibilität für die Machtverhältnisse der französischen Gesellschaft, in der seine amerikanischen Helden nur Mitspieler unter vielen sind.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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