Neues Album

Kim Wilde: "Möglich, dass die Aliens unter uns sind"

von Katja Schwemmers

Warum Kim Wilde ihr neues Album "Here Come The Aliens" nennt? Unter anderem, weil sie selbst vor wenigen Jahren ein UFO sichtete. Was genau da los war, erzählt sie im Interview.

Acht Jahre ist es her, dass Kim Wilde zuletzt ein Album mit neuen Songs veröffentlicht hat. 37 Jahre, dass sie als coole Blonde mit "Kids In America" den Durchbruch schaffte. Mit "Here Come The Aliens" meldet sich die 80er-Ikone nun überaus lebendig zurück. Gut sieht sie aus, als sie zum Interview in Berlin erscheint: Ihre Haare trägt sie hochgesteckt, der Schmollmund ist wie damals rot geschminkt. Und dass sie auch mit 57 immer noch ein Rock-Chick ist, macht sie mit der Lederjacke deutlich.

Man könnte meinen, Kim Wilde sei zurück in ihren Teenagerjahren. "Pop Don't Stop", der Single-Vorbote des neuen Studioalbums der britischen Sängerin, geht nämlich glatt als Coming-Of-Age-Song durch, so frisch und lebhaft klingt das Stück. Wilde, mittlerweile 57 Jahre alt, muss lachen: "Ja, so ist es wohl. Genau das wollten wir erreichen. Wir wollten eine Platte machen, die Popmusik zelebriert, denn die bleibt niemals stehen." Wobei sie es nur der Einfachheit halber Pop nennt, weil es ein so schönes, kurzes Wort ist. "Genau genommen sind es viele Genres, mit denen wir auf der Platte flirten: Rock'n'Roll, Pop, Punk und Funk gehören auf jeden Fall dazu."

Wenn Kim von "wir" redet, dann meint sie ihren Familienclan, der auch an diesem neuen Album wieder kräftig mitwirkte. Bruder Ricky Wilde schrieb ihr schon in den 80-ern Hits wie "Kids In America", "Cambodia" und "You Came" auf den Leib. Neben Kim selbst legt mittlerweile aber auch ihre jüngste Schwester Roxanne Hand an den Songs an. Genauso wie Nichte Scarlett Wilde, die darüber hinaus auch die Comic-Artworks für das Album und die Singles kreierte. Der Song "Pop Don't Stop" ist letztendlich aber auch eine Hommage an Kims Vater – Marty Wilde. "Er hat Ende der 50-er den Rock'n'Roll in Großbritannien aufgemischt. Ohne ihn würde es die Generationen von Musikern bei den Wildes gar nicht geben", erklärt Kim und erzählt dann von einem bewegenden Moment. "Mein Vater wurde im Mai letzten Jahres von der Queen mit einem Orden – dem MBE, Order of the British Empire, – geehrt. Ich war so unglaublich stolz." Bis zum letzten Moment hätten sie nicht gewusst, ob es die Queen selbst oder Charles sein würde, der ihren Vater auszeichnet. "Wir fuhren zum Buckingham Palace, und ich betete, dass es die Queen sein würde. Denn unsere ganze Familie liebt die Queen – besonders mein Dad! Und dann stand sie tatsächlich vor uns. Ich hatte Tränen in den Augen. Es war einer der glücklichsten Tage meines Lebens!"

Dabei sollte man meinen, dass die eigenen Erfolge Kim die größeren Glücksmomente beschert hätten. "Natürlich waren die 80-er sehr speziell für mich, weil ich in der Dekade sehr viele Hits hatte. Ich konnte damit zur großartigen Geschichte der Popmusik beitragen. Darauf bin ich stolz. Denn als ich aufwuchs, war alles, was ich tun wollte, Popstar zu sein." Kim erinnert sich, wie sie damals jede Woche die Musiksendung "Top Of The Pops" im britischen Fernsehen sah. "Ich dachte nur: Genau dort gehöre ich hin. Das ist meine Welt!"

Dabei sei der Ruhm ihr gar nicht so wichtig gewesen. Sie wollte einfach nur Teil der Musik werden. "Das mag überraschend klingen, wenn man an meine Looks von früher denkt. Aber es ging primär um die Musik, nicht das Image. Klar, das ganze Styling hat mir auch Spaß gemacht. Ich war 20. Wenn du in dem Alter damit keinen Spaß hast, dann solltest du echt aufhören. Aber letztendlich war das nur die Verpackung. Was bis heute wirklich wichtig für mich ist, ist das, was drin steckt."

Die Leidenschaft für neue Songs hat sie jedenfalls auch 37 Jahre nach ihrem Durchbruch nicht verloren. Dabei dienten für fast jedes Stück ihrer neuen Platte andere Künstler als Inspiration: Bei "Yours Till The End" sind es hörbar Duran Duran, bei "Addicted To You" Kylie Minogue und New Order, bei "Cyber.Nation.War" gar ABBA. "Und ich wollte unbedingt einen Track mit Gitarren-Solo haben, der an Billy Idol erinnert. Also schrieben wir den Titel 'Kandy Krush." Das Stück ist die zweite Single zum neuen Album "Here Come The Aliens". Aber hat das Team Wilde keine Angst, von dem einen oder anderen Künstler, der als Blaupause herhielt, verklagt zu werden? "Man kann sich da nie sicher sein", meint Kim. "Es ist ja modern geworden, dass ein Künstler den anderen vor Gericht zerrt. Es ging mir auch durch den Kopf. Aber ich will mit den Stücken diese Leute ehren. Es ist kein Plagiarismus. Es ist ursprüngliche Musik. Wir werden sehen."

Textlich fasst Kim Wilde diesmal auch gesellschaftskritische Themen an – mit Songs über Internet-Mobbing, jugendlichen Suizid und Umweltverschmutzung. Letzteres ist naheliegend, schließlich hatte Wilde sich in den 90-ern als Landschaftsgärtnerin neu erfunden und präsentierte viele Jahre auch ihre eigene TV-Show zu dem Thema. "Ich habe schon in der Vergangenheit Stücke über unseren Planeten und ökologische Themen veröffentlicht. 'Who's To Blame' aus dem Jahre 1990 fällt mir da ein oder 'Forgive Me' von 2006. In diesem Lied bitte ich den Planeten, uns zu vergeben, für das, was wir ihm antun", erklärt Kim. "Aber auf dieser Platte gibt es auch Sachen, die ich noch nie thematisiert habe – wie zum Beispiel Alienbesuche."

Moment mal, Alienbesuche? – Kim Wilde guckt bierernst: "Der Song '1969' ist tatsächlich davon inspiriert, dass ich 2009 eine UFO-Sichtung über unserem Grundstück hatte", behauptet sie und fügt hinzu, dass sie nicht die Einzige gewesen sei, die das ungewöhnliche Flugobjekt damals gesehen hätte. "Ich halte es für möglich, dass die Aliens längst unter uns sind. Schon als Kind hatte ich die Vorstellung, dass da mehr Leben sein muss. Als ich acht Jahre war, schaute ich die Mondlandung im Fernsehen. Es hat meine Vorstellungskraft befeuert. Ich habe immer hoch zum Himmel geguckt. Und wenn man einmal so etwas Außergewöhnliches wie ein UFO am Himmel gesehen hat, lässt es einen nie wieder los."

Um den Fortbestand der Wilde-Familie auf Erden und im Musikbusiness muss man sich derweil keine Sorgen machen, denn ihr 20-jähriger Sohn Harry und ihre 18-jährige Tochter Rose sind gerade dabei, in Kims Fußstapfen zu treten. "Ich bin total begeistert davon. Ich ermutige sie, ihren Traum zu leben. Beide sind wirklich großartige Songwriter und Sänger. Sie haben die Passion für Musik. Und wenn sie hart genug arbeiten, wird es schon irgendwie klappen, dass sie mit der Musik auch ihre Rechnungen bezahlen können. Ich bin mir sicher, dass die Welt noch viel von ihnen hören wird!"


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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