Peter Fonda und Dennis Hopper auf der Suche nach Freiheit

Easy Rider: die unglaublichen Fakten über den Kultfilm

31.12.2023, 12.45 Uhr
von Pamela Haridi
Born to be wild - Dennis Hopper (l.) und Peter Fonda lieferten mit "Easy Rider" den zeitlosen Kultfilm.
Born to be wild - Dennis Hopper (l.) und Peter Fonda lieferten mit "Easy Rider" den zeitlosen Kultfilm. 

Easy Rider“ – wer kennt ihn nicht, den legendären Film mit Peter Fonda (1940-2019) und Dennis Hopper (1936-2010) in den Hauptrollen. Als langhaarige, zumeist zugedröhnte Hippies reisen sie auf ihren Motorrädern, begleitet vom Sound der späten 60ger von Los Angeles nach New Orleans zum Mardi Gras-Karneval. Neben atemberaubenden Landschaftsaufnahmen prägt vor allem die Suche nach Freiheit und dem Sinn des Lebens ihren Trip.

Easy Rider hob die Filmbranche in ein neues Zeitalter

Als „Easy Rider“ am 12. Mai 1969 in Cannes Premiere feierte, läutete er die erfolgreiche New Hollywood-Ära ein und löste eine bis heute unerreichte Revolution aus. Zahlreiche Szenen thematisieren die Hippie- und Kommunenbewegung, Rassismus, Krieg und religiöse Toleranz bis hin zum Drogenkonsum, vorrangig aus dem Blickwinkel der Jugend. Amerikas Gesellschaft erlebte eine Zeit großer Veränderungen und für die Filmbranche schlug die Stunde einer Gegenkultur, die unabhängigen Filmschaffenden den Weg ebnete. Der Filmstil der Avantgarde-Regisseure unterschied sich – nicht zuletzt auf Grund des Low-Budgets – stark vom traditionellen Schaffen der mächtigen Studiomogule Hollywoods, deren Einfluss zu bröckeln begann. „Easy Rider“ zählt heute zu den wichtigsten Kultfilmen in der Geschichte Hollywoods. Die folgenden Fakten und Hintergründe sind nicht nur bemerkenswert, sondern trugen – neben einigen weiteren – maßgeblich zum Erfolg des Meisterwerks bei.

Easy Rider – Interessante Fakten

Am Anfang stand eine Idee

Alles begann in einem Motel-Zimmer in Toronto, Kanada. Peter Fonda hatte es sich Marihuana rauchend mit einem Drink gemütlich gemacht, als ihm die Idee zu einem Film kam. Obwohl es mitten in der Nacht war, rief er seinen Schauspiel-Kollegen Dennis Hopper an, um ihm von seinem Geistesblitz zu berichten. Fonda schlug Hopper vor, dass beide die Hauptrollen spielen und das Drehbuch schreiben könnten. Darüber hinaus würde er den Film produzieren und Hopper Regie führen. Die Geschichte zum Film sah Hopper wie eine Fabel an: Verfolger des amerikanischen Traums verlieren ihre Freiheit aus den Augen.

Das Drehbuch stammt von …?

Laut Peter Fonda habe er die Filmstory im Oktober 1967 im französischen Roscoff auf ein Band gesprochen. Da dieses allerdings nicht mehr auffindbar war, heuerte er Terry Southern (1924-1995) an. Der namhafte Drehbuchautor war von der Story begeistert und erklärte sich bereit, das Drehbuch gegen eine bescheidene Gage zu schreiben. Den Regeln der Writers Guild folgend, wurde Southern als Autor des Drehbuchs geführt, Hopper und Fonda forderten, als geistige Väter ebenfalls genannt zu werden. Ein wütender Dennis Hopper erklärte später: „Terry Southern hat nie ein verdammtes Wort von Easy Rider geschrieben. Nur der Titel „Easy Rider“ stammt von ihm. […] Ich habe jedes Wort des Drehbuchs geschrieben. Ich habe bei jeder Szene des Films Regie geführt. […] Ich habe diesen verdammten Film gemacht, Punkt.“

Southern hingegen bestritt, dass ein Großteil des Drehbuches aus Hoppers Feder stammte. „[…] Nun, einer der beiden war der Produzent und der andere der Regisseur, so dass die Writers Guild ihnen auf keinen Fall erlauben würde, das Drehbuch zu schreiben, es sei denn, ich würde darauf bestehen.“ Der Autor hörte nicht auf die Gilde und erlaubte ihnen, dass ihre Namen im Abspann des Films beim Drehbuch auftauchten. Seine Zustimmung entstand aus einem Gefühl der Freundschaft heraus. Hopper habe später die Verantwortung für das gesamte Drehbuch an sich gerissen. Peter Fonda hingegen äußerte sich positiv über die Beiträge von Southern: „Er gab uns schwarzen Humor und einen literarischen Elan, den Dennis und ich nicht hatten. […] Ihn als Drehbuchautor bei uns zu haben, hat dem Film mehr Tiefe verliehen als Periskop. Die Leute würden sagen: „Wow, Terry Southern hat das mitgeschrieben. Ich frage mich, worum es da geht?“.“ Ob Fonda, Hopper oder Southern – wer letztendlich für das Endergebnis verantwortlich war, wurde nie eindeutig geklärt.

„Captain America“ und „Billy-Bike”

Für viele Fans sind die Bikes die wahren Stars des Films. Der Filmtitel führt den geistigen Blick unweigerlich zum Harley-Davidson Chopper. Peter Fonda alias „Wyatt“ fuhr die verchromte Sternenbanner-Harley „Captain America“ mit Starrrahmen, extralanger Gabel, Tropfentank und Apehanger-Lenker. Heute ist das Motorrad eine Ikone des American Way of Life und mit einem Verkaufswert von über einer Million Euro das teuerste Motorrad der Welt (Quelle: Wikipedia). Dennis Hopper alias „Billy“ erhielt das schlichtere, mit T-Lenker gestylte und mit nur leicht verlängertem Frontend versehene, rot lackierte „Billy-Bike“. Zu Beginn des Filmes fahren beide jedoch noch zwei europäische Dirtbikes – Fonda eine rote Bultaco Pursang und Hopper eine Norton P11 Ranger. Bereits in der Vorbereitungsphase des Films ersteigerte Fonda vier vom Los Angeles Police Department ausgemusterte HarleyDavidson FL-Panhead für 500 US-Dollar. Laut Hopper stellte Harley-Davidson keine Filmmotorräder zur Verfügung, da das Filmprojekt den Verantwortlichen dort schlichtweg nicht gefiel. Bevor die „Captain America“ zur „Mutter aller Chopper“ wurde, standen zahlreiche Umbauten des Bikes an. Beispielsweise wurde der Lenkkopf vom herkömmlichen Harley-Davidson-Starrrahmen abgetrennt und neu positioniert.

Die Teleskopgabel wurde um 30 cm verlängert, der Lenkkopfwinkel betrug nun 45 Grad, auf Bremse und Kotflügel wurde komplett verzichtet. Das 21 Zoll große, schmale Vorderrad wurde mit einem breiten 16 Zöller hinten kombiniert. Nicht zu vergessen die extrem schmale Sitzbank mit Nieten, die hohe Sissybar, spektakuläre Fishtail-Auspuffendstücke sowie die Stars-and-Stripes-Tanklackierung. Zur Krönung wurde nahezu alles an der Maschine verchromt: Rahmen, Motordeckel, Gabelrohre und Fußrasten. Nachdem das Bike zunächst mühevoll angekickt und dann behutsam angefahren wurde, knallte der 1207 cm³ Panhead V2 zur Belohnung seinen typisch herben, dreckigen, rotzigen Sound aus den Fishtails heraus. Für jedes der Filmbikes wurde ein leicht unterschiedliches Double als Backup angefertigt. Für das Ankicken und Instandhalten der Bikes waren die Bike-Wrangler Ray White, Gary Littlejohn, ein Schauspieler, der durch seine Stunts, vor allem aber durch seine „Sargtanks“ berühmt wurde, und Gypsy Bill zuständig. Letzterer startete die Harleys gerne mit den Worten: „Nick, nick, nick – fire!“ – eine Phrase, die Nicholson teilweise mit in seinen Text übernahm.

Was wurde aus „Captain America“?

Während der Dreharbeiten wurden alle Bikes auch vom Stuntman Tex Hall und dem Schauspieler Daniel Francis (genannt „Dan“) Haggerty (1941-2016), der im Film einen kleinen Auftritt als bärtiger Hippie hatte, gefahren. Sowohl die Original-Bikes, als auch deren Backups wurden in der Scheune von Tex Hall untergebracht. Wie sich später herausstellen sollte, war diese Entscheidung ein Fehler. Die Dreharbeiten waren in vollem Gange, von Schnitt und Veröffentlichung war noch gar keine Rede, als sämtliche Bikes aus der Scheune gestohlen wurden. Weder der Erfolg des Streifens, noch der Wert der Motorräder waren damals absehbar. Es ist davon auszugehen, dass die Diebe die Chopper schlichtweg ausgeschlachtet haben. Alles, was der Crew blieb, war die am Ende des Films explodierte „Captain America“. Dan Haggerty war es, der sich das Wrack der Harley gesichert hatte und diese anschließend mühevoll wieder zusammenbaute. Das wiederaufgebaute Exemplar befand sich bis Ende 1969 im Besitz des Schauspielers. Zuletzt berichteten die Medien im Oktober 2014 über das legendäre Bike, da es von „Profiles in History“, einem Auktionshaus mit Sitz in Calabasas, Kalifornien, für 1,35 Millionen Dollar an einen anonymen Bieter versteigert wurde. Damit wurde die „Captain America“ zum teuersten Motorrad der Welt.

Low-Budget: Die ewige Suche nach dem Geld

Um die Arbeit an der Produktion am Laufen zu halten, musste Peter Fonda Posten wie Hotels, Essen, Benzin für die Produktions-Lastwagen und manches mehr aus eigener Tasche bezahlen. „Jeder nahm meine Kreditkarten.“, so Fonda. (Quelle: „Erklärungen der Unabhängigkeit: Das amerikanische Kino und die Parteilichkeit der unabhängigen Produktion“, John Berra, 2008) Um Kosten zu sparen, wurde zudem keine Crew angeheuert, man drehte stattdessen in Kommunen Aufnahmen von echten Hippies. Freunde und Passanten wurden kurzerhand zu Kameramännern/-frauen.

Raybert Productions stiegen mit ins Boot

Auf ihrer Suche nach Unterstützung gingen Fonda und Hopper auch bei Raybert Productions hausieren. Bob Rafelson und Bert Schneider, die Gründer der Produktionsfirma, arbeiteten zu jener Zeit an der erfolgreichen Sitcom „The Monkees“ mit gleichnamiger Band. Schneider, dem die Filmidee gefiel, wollte das Budget von rund 360.000 US-Dollar mit den Gewinnen aus der hauseigenen Serie finanzieren. Er wurde zum Executive Producer und dank seiner Beziehungen gelang ihm später sogar ein Deal mit Columbia Pictures für den Filmverleih. Zunächst jedoch gab er den Schauspielern einen Vorschuss von 20.000 US-Dollar, mit denen sie nach New Orleans fahren sollten, um dort die Mardi-Gras-Karneval-Szenen zu drehen. Je nach Qualität des mitgebrachten Materials wollte Schneider danach eine Entscheidung bezüglich der Restfinanzierung treffen.

Dennis Hopper, die cholerische Diva

In seiner Funktion als Regisseur benahm sich Hopper wie ein cholerischer Alleinherrscher. Vorschläge, Ratschläge und abweichende Meinungen seitens seiner Teamkollegen schmetterte er ungehört ab. Als Cliff Vaughs – er war nicht nur einer der Produzenten, sondern vor allem Designer und Erbauer der legendären Film-Bikes – und Dennis Hopper wieder einmal aneinandergerieten, feuerte Hopper einen Teil des bisherigen Teams, inklusive Vaughs. Andere Kollegen verließen die Produktion initiativ. Es schien, als wären für Hopper alle Sklaven, Fonda nicht ausgenommen. Während der Dreharbeiten in New Orleans geriet Hopper in eine Verkehrskontrolle, wobei er einen Joint aus dem Auto geworfen haben soll.

Letztlich sorgte die von Bert Schneider gezahlte Kaution dafür, dass der Schauspieler aus der Haft entlassen wurde. Ebenfalls in New Orleans legte sich Hopper mit der Ad-hoc-Crew der Produktion an. So forderte er den Kameramann Barry Feinstein dazu auf, ihm das Filmmaterial des Drehtages zu übergeben, um dieses sicher in seinem Hotelzimmer aufzubewahren. Der wütende Kameramann bewarf Hopper daraufhin mit den Aufnahmetapes und es kam zu einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen den beiden. Nach diesem Vorfall beschlossen Hopper und Fonda schließlich, für die restlichen Arbeiten eine professionelle Crew zusammenzustellen.

Zerwürfnis auf dem Friedhof

In einer Friedhofsszene soll Hopper seinen Freund Fonda – beide standen unter Drogeneinfluss – dazu gezwungen haben, sich an eine Madonnenstatue zu klammern und währenddessen Anklage gegen seine Mutter zu erheben - die er im Alter von zehn Jahren verlor, da diese Selbstmord beging. Fonda wimmerte: „Oh Mutter, warum hast du mir nichts gesagt? Warum hat mir keiner was gesagt? Warum hast du mir das angetan? Wie konntest Du mich dazu bringen, dich zu hassen? Oh Gott, wie ich dich hasse! Ich will, dass du mich liebst! Ich will, dass du meine Hand hältst! Ich hasse dich so sehr. […] Du bist eine so blöde Mutter, oh Gott, wie ich dich hasse!“ Als diese Szene im Kasten war, konnte Nichts und Niemand Hopper dazu bringen, sie wieder aus dem Film zu streichen. Für den mit einem schweren Mutterkomplex beladenen Peter Fonda markierte dies den Anfang vom Ende ihrer Freundschaft. Er empfand die so genannten Mardi-Gras-Aufnahmen als unterirdisch schlecht und überlegte sogar, Hopper als Regisseur zu feuern. Letzten Endes intervenierte auch hier wieder Geldgeber Bert Schneider, da die gefilmten Aufnahmen seiner Meinung nach großes Potenzial beinhalteten.

Hopper vs. Torn

Die Rolle des Anwalts George Hanson wurde ursprünglich für den bekannten Westerndarsteller und Terry Southerns Freund Rip Torn geschrieben. Anfang 1968 trafen sich Hopper, Fonda und Torn zur Rollenbesprechung in einem New Yorker Restaurant. Hopper berichtete von seinen Erkundungsreisen nach möglichen Drehorten im Süden der USA und begann dabei, über die dort heimischen „Rednecks“ zu schimpfen. Den aus Texas stammenden Torn verärgerten Hoppers abwertende Bemerkungen und die beiden Hitzköpfe gerieten beinahe aneinander. Das Treffen fand so ein jähes Ende und Torn zog sich aus dem Projekt zurück. 1994 war Dennis Hopper in der „Tonight Show“ mit Jay Leno zu Gast. Im Interview behauptete der Schauspieler, während der Auseinandersetzung von Rip Torn mit einem Messer bedroht worden zu sein. Ein wütender Rip Torn verklagte Hopper daraufhin wegen Verleumdung. Da sich der Vorfall in Wirklichkeit genau umgekehrt zugetragen hatte, urteilte das Gericht zu Gunsten Torns, dem fast eine Million Dollar zur Entschädigung zugesprochen wurden.

Sein Name steht für sich: Jack Nicholson!

Ohne den völlig unnötigen Streit mit Rip Torn wäre dem Kultfilm ein Darsteller entgangen, der heute eine weltbekannte Schauspiel-Ikone ist. Der junge, aber nicht unerfahrene Jack Nicholson übernahm die tragische Rolle des Anwalts George. Zwar spielte Nicholson bereits in zahlreichen Roger-Corman-Filmen, zu denen er teilweise auch das Drehbuch verfasste, den großen Durchbruch hatte er jedoch noch nicht geschafft. Mit „Easy Rider“ sollte sich das ändern. Für seine Mitarbeit erhielt Nicholson eine Gage von 392 US-Dollar pro Woche. Fonda sagte diesbezüglich: „Eines kann ich ihnen sagen: Es waren die besten 392 US-Dollar, die ich je ausgegeben habe.“ (Quelle: AFI Life Achievement Award: A Tribute to Jack Nicholson).

Der damals schon mit einzigartigem Charisma gesegnete Schauspieler ist für insgesamt 27 Minuten zu bestaunen. Nicholsons Leistung wurde zum Wendepunkt seiner Karriere. Laut seiner eigenen Worte sah er den Erfolg des Filmes sogar voraus: „Ich hatte damals das Gefühl, dass es ein erfolgreicher Film werden würde. Durch meinen Hintergrund bei Roger Corman wusste ich, dass mein letzter Motorradfilm zwischen sechs und acht Millionen US-Dollar bei einem Budget von weniger als einer halben Million eingespielt hatte.“

Sie begannen als Freunde und endeten als Feinde

Nach Terry Southerns Ausstieg stritten sich Fonda und Hopper über die Schreibrechte und darüber, wie sie Southerns Geld untereinander aufteilen sollten. Fonda gab einen Teil des Geldes an Schneider und Rafelson von Raybert Productions sowie an Hoppers Schwager Bill Hayward, der als Associate Producer am Film beteiligt war. Das gab Hopper das Gefühl, von Fonda betrogen worden zu sein. Gegenüber The Independent meinte Fonda: „Ich glaube einfach, dass [Hopper] so sehr in seinem eigenen Größenwahn und seiner eigenen Verbitterung gefangen war, dass er nicht sehen konnte, dass ich ihn ganz fair behandelte und sein Genie und seine Arbeit respektierte.“ Bis zu seinem Tod im Jahr 2010 schaffte es Dennis Hopper nicht, seinen Groll abzulegen. Fonda erinnert sich: „Nun, ich wusste, dass Dennis im Sterben lag, und ich habe viele Versuche unternommen, Dennis zu sehen, ebenso wie Bert Schneider. […] Aber er weigerte sich, uns zu sehen. Die Trauerfeier fand in einer Kapelle in Taos, New Mexico, statt. Ich mietete ein Privatflugzeug und flog hin, aber ich durfte die Kapelle nicht betreten. So sehr ich Dennis und seiner Familie auch meinen Respekt zollen wollte, ich durfte nicht dabei sein.“

Nichts hält länger als ein Provisorium

In einem Interview mit Movie Maker sprach der namhafte Kameramann László Kovács über die Widrigkeiten, denen er und seine 12-köpfige Crew während der Dreharbeiten ausgesetzt waren: „Wir hatten zwei Fünf-Tonnen-Lastwagen. Einer von ihnen transportierte die Bikes und der andere transportierte unser Equipment, darunter einige neue tragbare Halogenlampen, Mickey- und Minnie-Moles von Mole-Richardson. Sie waren besonders praktisch für die Lagerfeuerszenen. Der Lastwagen war außerdem mit einem 750-Ampère-Generator ausgestattet. Die meisten Schauspieler und Crewmitglieder fuhren in einem Wohnmobil. Wir konnten es uns nicht leisten, einen Kamerawagen zu mieten, weil dieser rund 200 US-Dollar pro Tag kostete. Ich machte eine Probefahrt mit einem Chevy Impala Cabrio aus dem Jahr 1968. Es war robust und schien über die Unebenheiten zu gleiten.

Die Miete war zu teuer, also schlug ich vor, es zu kaufen und am Ende als Gebrauchtwagen zu verkaufen. Bei den Dreharbeiten ließen wir das Verdeck herunter und legten eine halbe Platte aus 4x4-Sperrholz in den Zwischenraum. Auf der Platte montierten wir eine Arriflex-Kamera mit einem Zoomobjektiv auf einem hohen Hut und benutzten einen Sandsack, um alles in Position zu halten. Auf diese Weise haben wir alle Aufnahmen von den fahrenden Motorrädern gemacht. Wir hatten Handzeichen, um Zweier- und Einzelaufnahmen anzuzeigen.“

Echte und unechte Drogen

Einiges vom Drogenkonsum im Film war tatsächlich real. Peter Fonda sprach 2009 mit Extra TV über die Drogen, die während der Dreharbeiten zum Film gehörten. In zahlreichen Szenen, in denen Marihuana-Konsum dargestellt wurde, kam tatsächlich „echtes Gras“ zum Einsatz. Härtere Drogen, wie LSD und Kokain, die im Film ebenfalls eine Rolle spielten, wurden laut Fonda jedoch nur vorgetäuscht. „Wir haben kein LSD genommen, egal, was die Gerüchte sagen.“, so Fondas Aussage. Und wie vierhielt es sich mit dem Zuckerersatzstoff, der anstatt des Kokains verwendet wurde? „Mann, das Zeug hat gebrannt.“, so Fonda. Einige Szenen zeigen die Besetzung sogar betrunken auf der Leinwand. Jack Nicholson kommentierte: „In der Nacht, als wir die Lagerfeuerszene drehten, waren wir alle bekifft. […] Die Geschichte, dass ich 155 Joints geraucht habe – das ist ein wenig übertrieben.“ Einen Teil seiner miesen Verfassung führte Dennis Hopper auf das Marihuana zurück, welches nicht gerade seine „kreative Lieblingsdroge“ war. Hopper, der jeden anschrie, befand sich in einem Zustand drogeninduzierter Paranoia. Seine Tiraden wurden seitens der Crewmitglieder heimlich aufgezeichnet. Um zu erklären, warum so viele von ihnen den Film verließen, sandten sie die Tapes direkt an Raybert Productions in Los Angeles. Einst nahm Hopper für sich in Anspruch, der Verursacher von Amerikas Kokainproblem gewesen zu sein, da „Easy Rider“ den Kokainkonsum populär gemacht habe.

Lungenentzündung und mehrere Unfälle

Dennis Hopper erinnert sich an die Produktion des Films: „Wenn man so lange Motorrad fährt, wie wir es taten, stürzt man ab und zu. Ich hatte ein paar Stürze. [Fonda] hatte ein paar Stürze. Jemand hatte einen Unfall mit dem Kamerawagen. Ein paar Schnitte, ein paar Prellungen. Niemand ist gestorben.“ Die „paar Stürze und Prellungen“ waren in Wahrheit eine Lungenentzündung und gebrochene Rippen, die sogar Fondas Einlieferung in ein Krankenhaus notwendig machten. Bezüglich der gebrochenen Rippen meinte Fonda: „Es ist immer schwierig, hinter jemandem (auf einem Motorrad) zu fahren, und als das vordere Ende ein wenig unruhig wurde, gruben sich (Nicholsons) Knie direkt in meinen Rücken. Er brach mir drei Rippen auf der linken Seite. Ich habe es erst später am Abend bemerkt, als ich versuchte, irgendeine Substanz nicht auszuatmen.“

Sozialkritik: ja – aber nur ein bisschen

Als die Story noch vor dem Ende der Dreharbeiten bis ins Detail geprüft wurde, kam der Punkt, an dem allzu viel Sozialkritik nicht mehr erwünscht war. So sah man die Mitwirkung schwarzhäutiger Biker als wenig erfolgversprechend für einen ersehnten Kassenerfolg an. Dieser Entscheidung fielen geplante Szenen, beispielsweise die von Hopper eingebauten Chosen-Few-MC-Sequenzen, zum Opfer. Bis auf die winkenden Menschen am Straßenrand sowie Musiker und Passanten während der Mardi-Gras-Parade sollten später keine Dunkelhäutigen mehr im Film zu sehen sein. Gleiches galt für den Abspann. Da Cliff Vaughs nicht nur einer der Produzenten sowie Bike-Designer und Erbauer, sondern auch Afro-Amerikaner und somit dunkelhäutig war, fehlte sein Name im Abspann komplett. Laut eigener Aussage hat sich Vaughs aus Verärgerung die Kinofassung des Films nie angesehen. Allerdings soll Peter Fonda ihm 2014 eine E-Mail geschrieben haben, in welcher er Vaughs Verdienste hervorhob und sich bei ihm entschuldigte.

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