Film-Tipps des Kult-Regisseurs

Quentin Tarantino: Welche Filme zählen zu seinen Favoriten?

25.02.2024, 15.59 Uhr
von Pamela Haridi
Quentin Tarantino: Die 18 Lieblingsfilme des Kult-Regisseurs!
Quentin Tarantino: Die 18 Lieblingsfilme des Kult-Regisseurs!  Fotoquelle: picture alliance / Vianney Le Caer/Invision/AP | Vianney Le Caer

Quentin Tarantino etablierte sich als einer der wenigen Star-Regisseure Hollywoods und alleine der Schriftzug seines Namens lockt Massen in die Kinos. Tarantino, das ist weitaus mehr als nur ein Name. Es ist eine Marke, die für exzellente Schauspieler, kultige Dialoge, kunstvolle Gewalt (oder gewaltige Kunst) sowie bizarre Stories steht. Werke wie unter anderem „Pulp Fiction“, „Reservoir Dogs“, „Kill Bill“ oder „Inglourious Basterds“ sind für die Filmwelt wahre Bereicherungen. Für zahlreiche Filmliebhaber zählen sie zu den „besten Filmen aller Zeiten“, mit denen der Kult-Regisseur die Kinolandschaft entscheidend mitprägte. Tarantino selbst verbrachte einen Großteil seines Lebens damit, Filme zu studieren und zu analysieren. In seiner Eigenschaft als Film-Nerd empfiehlt er die Filme anderer, die ihn nachhaltig beeindruckten.

Des Meisters Definition von Perfektion

Für Quentin Tarantino, einen der erfolgreichsten und einflussreichsten Regisseure der vergangenen Jahrzehnte, hat die Wahl des „perfekten Films“ nichts mit dem eigenen Geschmack und persönlichen Filmfavoriten zu tun. Vielmehr müsse ein perfekter Film dazu in der Lage sein, den „ästhetischen Geschmack einer breiten Masse“ zu treffen. Spannend also zu erfahren, welche Filme für den Meister seines Faches höchstpersönlich zur Kategorie „Perfekter Film“ zählen.

„Der weiße Hai“, 1975

Ein Film, der in Tarantinos Liste der „besten Filme aller Zeiten“ stets auftaucht, ist „Der weiße Hai“ von Steven Spielberg aus dem Jahr 1975. Er vergleicht den Klassiker mit einem Gummiband, das es den Filmschaffenden erlaubt, es bis kurz vor dem Zerreißen auszudehnen. Spielbergs erstes Meisterwerk spielt mit unserer Ur-Angst vor dem großen Unbekannten in der dunklen Tiefe des Meeres, in welchem Menschen nicht überlebensfähig sind. Im Film erscheint das gigantische Tier erst spät auf der Leinwand, womit der Horror ausreichend Zeit bekommt, sich allmählich zu steigern. Bis heute ist „Der weiße Hai“ einer der besten Thriller aller Zeiten. Er läutete die Ära des Blockbuster-Kinos ein und sorgte zudem für einen Boom des Tierhorror-Genres. Hier ist pure Panik statt Urlaubs-Plantschen angesagt. Für zahlreiche Strandurlauber hatte sich die Lust auf eine Abkühlung spätestens mit der Vorstellung einer durch das Wasser gleitenden großen Flosse erledigt.

„Die Ungetreue“ („Unfaithfully Yours“), 1948

Tarantino schwärmt für den legendären Comedy-Filmemacher Preston Sturges, aus dessen Feder zahlreiche Comedy-Klassiker wie unter anderen „Sullivans Reisen“ oder „The Palm Beach Story“ stammen. Von all seinen Stücken ist es die Screwball-Komödie „Die Ungetreue“ aus dem Jahr 1948, die Tarantino als brillante filmische Vorführung empfiehlt. Im Film geht es um einen hitzigen Dirigenten, der fest davon überzeugt ist, dass seine Frau ihn betrügt. Untermalt von stimmungsvoller Musik, sinniert er während eines Konzertabends über seinen Umgang mit der vermeintlichen Untreue. Zur Ouvertüre von Rossinis „Semiramide“, dem Pilgerchor aus Wagners „Tannhäuser“ oder Tchaikowskys „Francesca da Rimini“ wandern seine Gedanken vom rachesüchtigen Mordplan bis hin zur großmütigen Vergebung. Am Ende des Abends möchte er seine Gedanken in die Tat umsetzen, was ihn jedoch hoffnungslos überfordert. Pauline Kael vom „The New Yorker“ bezeichnet den Film als „eine der raffiniertesten Slapstickkomödien, die je gedreht wurden. (…) In diesem Film gibt es zahlreiche großartige Dialogzeilen und Situationen, die seit Jahren von Autor/-innen und Regisseur/-innen geklaut werden. Aber niemand ist je auch nur annähernd an die ungezügelte Teufelei der besten Preston-Sturges-Komödien herangekommen.“ Nachdem aus Tarantinos Oscar®-Nominierungen leider keine Preisübergaben resultierten, tröstete ihn folgender Gedanke: „Preston Sturges ist vielleicht ein besserer Autor als alle Jungs, die jemals zuvor gewonnen haben, und er hat nichts gewonnen.“

„Carrie – Des Satans jüngste Tochter“, 1976

Brian de Palmas „Carrie – Des Satans jüngste Tochter“, eine Adaption von Stephen Kings Roman „Carrie“ aus dem Jahr 1976, prägte die Art und Weise, wie Tarantino in seinen Filmen mit Gewalt umgeht. „Wenn man als Filmemacher mit Gewalt umgeht, wird man tatsächlich dafür bestraft, dass man gute Arbeit leistet.“, so Quentin Tarantino in einem Gespräch mit de Palmas, der ihm ein überzeugtes „Absolut!“ entgegnete. Was den Stil des Horrorfilms betrifft, so verkörpert dieser de Palmas Vision als Regisseur am Set sowie im Schnitt. Einige dieser Vision entstammende stilistische Dekorationen fanden im Laufe der Jahre als eine Art Hommage Eintritt in Tarantinos Filme, so beispielsweise die ikonischen geteilten Bildschirme. Im Film glänzt Sissy Spacek in der Rolle der jungen, schüchternen Carrie, die in der Schule gehänselt wird und zuhause die fundamental-christliche Erziehung ihrer Mutter „genießt“. Carrie befindet sich mitten in der Pubertät, doch Aufklärung kann sie seitens ihrer Mutter nicht erwarten. Als bei der unbedarften Teenagerin ausgerechnet unter der Dusche nach dem Sportunterricht erstmals die Periode einsetzt, erleidet diese einen regelrechten Schock, der bei ihr telekinetische Fähigkeiten freisetzt. Der Tyrannei ihrer Mitschüler überdrüssig, nutzt Carrie ihre neu gewonnenen Kräfte, um sich zu rächen und nichts mehr gefallen zu lassen. Schon bald beschwört sie dadurch Chaos, Zerstörung und Tod herauf. „Carrie – Die Tochter des Satans“ ist ein echter Horrorklassiker mit Kultcharakter. Ein US-amerikanischer Filmkritiker beschrieb das Finale des Films als das Schockierendste seit „Der weiße Hai“. Es habe ihm die Sprache verschlagen.

„Die Büchse der Pandora“, 1929

Der deutsche Stummfilm des Regisseurs Georg Wilhelm Pabst mit der amerikanischen Schauspielerin Louise Brooks in der Hauptrolle ist ein beeindruckendes Werk, das in den späten 1920er Jahren zur Geburt Hollywoods entstand. Tarantino wählte den Film nicht zuletzt auf Grund seiner atemberaubenden Optik. Bemerkenswert ist zudem, dass „Die Büchse der Pandora“ einer der ersten Filme war, in denen eine lesbische Frau gezeigt wurde. Zu sehen ist der Aufstieg und schließlich unvermeidliche Fall einer freizügigen und naiven jungen Frau, deren unbekümmerte sexuelle Natur in ihren Mitmenschen sowohl Lust als auch Gewalt weckt.

„Zhao – Der Unbesiegbare“, 1972

Mit „Zhao – Der Unbesiegbare“ („Five Fingers of Death“) von Regisseur Jeong Chang-Hwa kam in den 1970er Jahren das Martial Arts-Genre in den Westen. Der Kung-Fu-Klassiker löste eine Begeisterungswelle für den fernöstlichen, traditionellen Kampfsport aus, womit er in diesem Genre einer der einflussreichsten Filme aller Zeiten ist. Kung-Fu-Schüler Chih-Hao (Lieh Lo) verspricht seinem sterbenden Lehrmeister Sung, auf der „Schule der Besten“ seine Kampftechnik auszufeilen. Der abgebrühte Kampfschulleiter terrorisiert die Bewohner des Ortes, sodass Chih-Hao gemeinsam mit seinem Meister die Schule verlässt und für die Meisterschaft trainiert. Für Chih-Hao steht mehr auf dem Spiel, als nur der Sieg der Trophäe – ihm geht es hauptsächlich darum, Rache an dem Mörder seines alten Meisters zu nehmen. Der Film bietet knallharte Action, unterhaltsame Kampfchoreografien und die für die 70er übliche übertriebene Synchronisation. Während die Darsteller durch das Bild fliegen, spritzt das Blut und ein Augapfel wird herausgerissen. Hauptdarsteller Lieh Lo spielte im Laufe seiner Karriere viele verschiedene Bösewichte – einer davon war Pai Mei im Klassiker „Fist of the white Lotus“. Sowohl der gewaltsam entrissene Augapfel, als auch die Figur des Pai Mei finden sich in Tarantinos „Kill Bill 2“ wieder.

„Sein Mädchen für besondere Fälle“, 1940

„Sein Mädchen für besondere Fälle“ („His Girl Friday“) mit Cary Grant und Rosalind Russell als ikonisches Paar ist ein weiterer Howard Hawks-Film. Die Screwball-Romantikkomödie bietet eines der besten Drehbücher dieser Ära und zeichnet sich insbesondere durch scharfsinnige Dialoge aus. Diese folgen in einem derart rasanten Tempo, dass es von den Schauspielern eine großartige Leistung ist, dabei nicht an der eigenen Zunge zu ersticken. Der stattliche, gutaussehende Journalist und Herausgeber Walter Burns vermisst seine Ex-Frau Hildy Johnson, die ebenfalls in der Agentur arbeitet. Er möchte sie zurückerobern, obwohl sie bereits mit dem Versicherungsfachmann Bruce Baldwin verlobt ist und diesen schon am darauffolgenden Tag heiraten wird. Da Walter nicht einfach aufgeben möchte, folgt er seinem Plan, den beiden ein lukratives Geschäft vorzuschlagen. Als Basis diente dem Film das Theaterstück „Reporter“ („The Front Page“) von Ben Hecht und Charles MacArthur. Bevor mit Rosalind Russell die weibliche Hauptrolle besetzt wurde, wurde diese von Irene Dunne, Katharine Hepburn, Margaret Sullavan, Jean Arthur und Carole Lombard abgelehnt.

„Taxi Driver“, 1976

Als „unbestreitbar einen der großartigsten Filme aller Zeiten“ und „die großartigste Ego-Charakterstudie, die jemals verfilmt wurde“, bezeichnet Tarantino Martin Scorseses „Taxi Driver“ aus dem Jahr 1976. Er betont insbesondere Scorseses „Überschwang“ und kreativen Schwung beim Filmemachen. Beispielsweise sieht er in der ikonischen Szene mit dem Satz „Du sprichst mit mir?“ eine meisterhafte Art und Weise, wie Scorsese den Wechsel zwischen objektiven und subjektiven Standpunkten handhabt. Insgesamt wird der Betrachter direkt in den Kopf des Hauptprotagonisten versetzt, so, als sähe er durch dessen Augen. Davon, dass Martin Scorsese diese Sichtweise auch in einer Kinofassung beherrscht, ist Tarantino überzeugt. Ein brillanter Robert De Niro spielt den psychisch instabilen Vietnamveteranen Travis Bickle, der nachts als Taxifahrer in New York arbeitet. An De Niros Seite glänzen zudem Cybill Shepherd, Jodie Foster und Harvey Keitel mit außerordentlicher Spielfreude.

„Blow Out – Der Tod löscht alle Spuren“, 1981

Man stelle sich vor: „Pulp Fiction“ würde ohne „Blow Out“ heute nicht existieren oder zumindest anders aussehen. In dem visuell eindrucksvollen Politthriller von Brian De Palma, für den Michelangelo Antonioni („Blow-Up“) und Alfred Hitchcock Pate standen, spielt John Travolta den Tonmeister Jack, der versehentlich den Mord eines Präsidentschaftskandidaten aufzeichnet und anschließend in eine perfide Verschwörung gezogen wird. Unter anderem dank des spannenden Drehbuchs und starken Leistungen von Travolta, Nancy Allen und John Lithgow präsentiert sich der Film als perfektes Paranoia-Kino, welches De Palmas Status als Großmeister subversiver Thriller-Kunst einmal mehr untermauerte. Quentin Tarantino war von John Travoltas Schauspiel derart begeistert, dass er sich daran machte, eine perfekte Rolle zu schreiben, die dessen Karriere wiederbeleben würde. Das Resultat war „Pulp Fiction“ und John Travolta feierte damit in der Tat sein großes Comeback. Als großer Fan von De Palma betitelte Tarantino ihn als den größten Regisseur seiner Generation und „Blow Out“ als seinen besten Film. Sollte Tarantino einmal alleine auf einer einsamen Insel stranden, zählt „Blow Out“ definitiv zu einem seiner drei „einsamen Insel-Filme“.

„Rio Bravo“, 1959

„Wenn es mit einem Mädchen ernst wird, zeige ich ihr „Rio Bravo“, und ich kann nur hoffen, dass er ihr gefällt.“, so Tarantino über das Werk von Howard Hawks mit John Wayne, Dean Martin und Ricky Nelson in den Hauptrollen. „Rio Bravo“ ist ein langer Hangout-Film über drei Männer, die den Wilden Westen erschließen und dessen Ende in einer wilden Schießerei mündet. Der Western hatte einen der größten Einflüsse auf Tarantinos Filmografie. Er dient ihm für zahlreiche eigene Filmen als Inspiration, insbesondere zu „The Hateful Eight“. Howard Hawks, der oft als einer der großen Pioniere der Filmkunstform bezeichnet wird, ist in diesem lockeren Western, der in die Filmgeschichte einging, hinter der Kamera wahrlich in Höchstform.

„Zwei glorreiche Halunken“ („The Good, the Bad and the Ugly“), 1966

Der Italo-Western “Zwei glorreiche Halunken“ von Sergio Leone aus dem Jahr 1966, unter anderem mit Clint Eastwood in der Hauptrolle, belegt unter Tarantinos All-time Favorites einen der oberen Ränge. Nach seiner Lieblingseinstellung im Film gefragt, antwortete Tarantino in einem Interview mit dem Magazin Empire: „Während des Dreier-Showdowns in der Stierkampfarena steigert sich die Musik zum Crescendo des riesigen Orchesters, und als es zur ersten großen Explosion des Themas kommt, gibt es eine Totale der Stierkampfarena. Nachdem man all die kleinen Aufnahmen gesehen hat, wie die Jungs sich in Position bringen, sieht man plötzlich die ganze Weite der Stierkampfarena und all die Gräber um sie herum. Es ist meine Lieblingsaufnahme im Film, aber ich würde sogar sagen, dass es meine Lieblingsaufnahme in der Geschichte des Films ist.“ Warum es sich der Film an der Spitze seiner Lieblingsfilme gemütlich machen darf, liegt an Tarantinos Bewunderung für Sergio Leone: „Wenn es um die Filmemacher der 1960er geht, die den Filmemachern der 1990er und 2000er Jahre am meisten bedeuten, glaube ich, dass Leone den Weg zum modernen Filmemachen weist. (…) Man geht nicht an Leone vorbei, man beginnt mit Leone.“ Dann fügt er hinzu: „Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass (Leone) die beste Kombination aus einem kompletten Filmstilisten, der seine eigene Welt erschafft, und einem Geschichtenerzähler ist.“ Und weiter meint er: „Diese beiden sind fast nie verheiratet. Ein so großartiger Stilist wie er zu sein und diese opernhafte Welt zu erschaffen, und das innerhalb eines Genres, und die Regeln des Genres zu beachten, während er die ganze Zeit die Regeln bricht – er liefert einen wunderbaren Western.“

„Battle Royale – Nur einer kann überleben“, 2000

„Battle Royale – Nur einer kann überleben“ von Regisseur Kinji Fukasaku aus dem Jahr 2000 bildete die Grundlage dafür, dass die japanische Filmszene heute für ihre filmische Gewalt bekannt ist, die zum Nachdenken anregt. Der auf Koshun Takamis Roman basierende Film ist ein poetisches Meisterwerk über eine Gruppe von Schülern, die seitens der Regierung gezwungen wurden, sich gegenseitig aus Spaß zu jagen und zu töten. „Battle Royale“ erlangte Kultstatus, erhielt zehn Nominierungen für die japanische Ausgabe des „Oscar®“, löste ein weltweites Phänomen aus und wurde in ganz Amerika von Verleihern und verängstigten Bürgergruppen verboten. Dabei funktioniert das Thema des Films auf unterschiedlichen Ebenen. Gezeigt wird die Verzweiflung der Behörden, Recht und Ordnung durchzusetzen, verdeutlicht jedoch auch, wie die Kluft zwischen den Generationen zur Entfremdung führt. Um ein kurzweiliges Filmerlebnis zu erhalten, ist es dabei egal, ob das Stück als lebenswichtiger Gesellschaftskommentar oder als adrenalingeladener Gewaltfilm angesehen wird. Tarantino sagt über „Battle Royale“: „Wenn es einen Film gibt, der gedreht wurde, seit ich Filme gemacht habe, von dem ich mir gewünscht hätte, dass ich ihn gemacht hätte, dann ist es dieser.“ In „Battle Royale“ wurde Tarantino auf die japanische Schauspielerin und Sängerin Chiaki Kuryama in der Rolle als Takako Chigusa aufmerksam. Mit der Besetzung als Figur „Gogo Yubari“ in „Kill Bill, Vol. 1“ wurde sie quasi über Nacht außerhalb ihres Heimatlandes bekannt.

„Matrix“, 1999

Den Status der ewigen Nummer Zwei auf Tarantinos Lieblingsfilmliste verspielte sich der Science-Fiction-Film „Matrix“ aus dem Jahr 1999 mit der Veröffentlichung der beiden Fortsetzungen. Den ersten Blockbuster der Wachowski Brothers bezeichnete Tarantino jedoch als einen der besten Titel, die veröffentlicht wurden, seit er Regie führt. Die Philosophie von „Matrix“ ist eigentlich ganz einfach: Man stelle sich vor, was wäre, wenn die Realität eine virtuelle Realität wäre. Es geht um eine von technokratischen künstlichen Intelligenzen verwaltete Dystopie, in der die Menschheit in Milliarden von Behältern mit Nährflüssigkeit lebt, deren Batterien die Maschinenwelt über hässlich aussehende Kabel am Hinterkopf mit Strom versorgen. Glücklicherweise gibt es jedoch eine Gruppe von Rettern, dargestellt von Keanu Reeves, Laurence Fishburne und Carrie-Anne Moss, die den Auftrag haben, die Menschen aus diesem Computer-Fegefeuer zu befreien. Ist doch ganz einfach, oder?

„Speed“, 1994

Als Regisseur Jan de Bont seine geniale Filmidee in die Realität umsetzte, gelang ihm mit dem Endergebnis unter dem Titel „Speed“ im Jahr 1994 nicht nur ein großer Erfolg, zudem verhalf er den Hauptdarstellern Keanu Reeves und Sandra Bullock zum Aufstieg in die A-Liga der Hollywood-Stars. Dass man den Streifen nur selten in Bestenlisten findet, ist in den Augen Tarantinos nicht gerechtfertigt: „Es mag leicht sein, „Speed“ heute als selbstverständlich anzusehen. Aber wenn man sich daran erinnert, wie es war, als „Speed“ herauskam und wie es war, im Kino zu sitzen, während der Bus die Straße hinunterfuhr, dann gab es wirklich nur wenige aufregende Filme wie diesen.“ Tatsächlich stellte „Speed“ zur damaligen Zeit einen Action-Thriller dar, der mit einem erfrischend neuartigen Drehbuch begeisterte. Die Zuschauer zitterten mit Sandra Bullock am Steuer des Busses mit, der eine konstante Beschleunigung von über 50 Meilen pro Stunde erforderte, wenn die an ihm befindliche Bombe nicht hochgehen sollte. Was auf der Autobahn unspektakulär scheint, sieht hingegen im Berufsverkehr schon ganz anders aus.

„Easy Rider“, 1969

Um sich bestmöglich auf Tarantinos filmische Ode an die 1960-er Jahre mit „Once Upon a Time… in Hollywood“ einzustimmen, riet er den Kinobesuchern, sich zuvor den Filmklassiker der Gegenkultur „Easy Rider“ aus dem Jahr 1969 von und mit Dennis Hopper, Peter Fonda und Jack Nicholson anzuschauen. „Der Film ist in jeder Hinsicht das beste Beispiel für das Kino der 1960er Jahre: sowohl die Kultur als auch die Ästhetik, die er projiziert und sogar die Idee, dass endlich ein Film und die Gegenkultur auf eine Art und Weise miteinander verbunden wurden, dass die Menschen dieser Kultur dies akzeptierten. Es ist einer der spezifischsten Filme, die je von einem Hollywood-Studio herausgebracht wurden, der zudem charakteristisch für seine Zeit ist. Er fängt die 1960er Jahre auf eine Weise ein, die greifbar ist. Wenn man versucht, jemandem die 1960er Jahre in Filmen zu beschreiben, könnte man ihm „Easy Rider“ zeigen und müsste ihm nie etwas anderes zeigen.“, so Tarantino in einem Interview.

„Top Gun: Maverick“, 2022

Quentin Tarantino zieht es vor, die Aufmerksamkeit auf klassische Filme zu lenken, anstatt über die Arbeit anderer zeitgenössischer Filmemacher zu sprechen. Im Fall von „Top Gun: Maverick“ von 2022 macht er jedoch eine Ausnahme. Tarantino lobt die Art und Weise, wie der Regisseur Joseph Kosinski die Magie des Originalfilms „Top Gun“ aus dem Jahr 1986 seines 2012 verstorbenen „True Romance“-Regisseurs Tony Scott eingefangen hat: „Es gab einfach diesen schönen, schönen Aspekt, weil ich sowohl Tony Scotts Kino als auch Tony so sehr liebe, dass dies so nah wie nie zuvor daran ist, einen weiteren Tony-Scott-Film zu sehen. (…) (Kosinski) hat einen tollen Job gemacht. Der Respekt und die Liebe für Tony waren in jedem Bild zu spüren. Sie waren in fast jeder Entscheidung enthalten. Sie waren bewusst da, aber auf diese wirklich coole Art und Weise, die wirklich respektvoll war.“

„Zurück in die Zukunft“, 1985

Tarantinos Fazit zum Sci-Fi-Kultfilm „Zurück in die Zukunft“ von Robert Zemecki aus dem Jahr 1985 ist knapp und klar: „Es ist der perfekte Film!“ Er sei einer der Filme, die er für perfekt hält und an denen man nichts besser machen könnte. Mit dieser Ansicht ist Tarantino nicht alleine. Die „Zurück in die Zukunft“-Trilogie, allen voran der erste Teil, ist ein Meilenstein im Comedy-Zeitreisen-Genre. Mit der Rolle des Marty McFly erlangte Michael J. Fox Weltruhm. Mit Hilfe einer von Dr. Emmett L. Brown (Christopher Lloyd) entworfenen Zeitmaschine reist Marty aus dem Jahr 1985 in das Jahr 1955, wo er versehentlich die Biografie seiner eigenen Eltern durcheinanderbringt. Der Klassiker prägte eine ganze Generation und zählt nach Meinung weiterer Kritiker zu den besten Sci-Fi-Filmen aller Zeiten. Selbst heute, 30 Jahre später, überzeugt das Drehbuch immer noch durch zahlreiche Querverweise, originelle Ideen, schrägen Humor und einem Mix aus Sci-Fi- und Romantic-Comedy. Da gab es wirklich nichts besser zu machen.

„Blutgericht in Texas“ („Texas Chainsaw Massacre“), 1974

Quentin Tarantino ist davon überzeugt, dass es nur sehr wenige Filme gibt, die man wirklich als „perfekt“ bezeichnen kann, und da die Perfektion nicht das Endziel eines Filmes ist, wenn es um das Erzählen von Geschichten geht, ist das auch gut so. „Dennoch“, so gibt er zu, „ist es eine Errungenschaft, wenn es gelingt (selbst wenn es aus Versehen geschieht)“. Für ein wahres Meisterwerk hält Tarantino das Original von „Blutgericht in Texas“, auch hierzulande besser unter dem US-Titel „Texas Chainsaw Massacre“ bekannt, von Tobe Hooper aus dem Jahr 1974. Der Kultslasher erzählt die Geschichte von fünf jungen Leuten, die im ländlichen Texas einer degenerierten Kannibalen-Familie in die Hände fallen. Produziert wurde der Film mit geringstem Budget, entpuppte sich an den Kinokassen jedoch als absoluter Überraschungserfolg. Der Horror-Klassiker hat bis heute eine große Fangemeinde. Er prägte das Horrorgenre nachhaltig und zog mehrere Fortsetzungen nach sich. So manche Kritikerlisten führen das „Texas Chainsaw Massacre“ sogar als den besten Horrorfilm aller Zeiten.

„Fünf Gräber bis Kairo“, 1943

Das Epos „Fünf Gräber bis Kairo“ aus dem Jahr 1943 besitzt laut Tarantino die Fähigkeit, eine fantastische Geschichte über Krieg und Überleben zu erzählen. Als Billy Wilder das Bühnenstück „Hotel Imperial“ mit Franchot Tone und Anne Baxter in den Hauptrollen verfilmte, schuf er einen der besten amerikanischen Propagandafilme aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Die Story spielt in Ägypten im Jahr 1943: Während sich der Kampf zwischen Deutschen und Briten auf seinem Höhepunkt befindet, strandet der britische Soldat John J. Bramble in einer Wüstenstadt, die kurz zuvor von Generalfeldmarschall Rommel zum Hauptquartier der Deutschen ernannt wurde. Der Soldat darf den Job des gerade ums Leben gekommenen Hoteldieners einnehmen und somit gleichzeitig dessen geheime Position als deutscher Spion. Für Bramble ist dies die Chance, die Nachschubwege der Deutschen auszuspionieren. Als Rommel höchstpersönlich im Hotel erscheint, gibt Bramble alles, damit ihm die Deutschen nicht auf die Schliche kommen. Schon befindet er sich mitten in einem gefährlichen Spiel um Verrat, Liebe und Tod.

 

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