Désirée Nosbusch im Interview

Keine störenden Barrieren mehr

04.10.2021, 07.46 Uhr
von Marcus Italiani
Désirée Nosbusch moderiert den "Opus Klassik".
Désirée Nosbusch moderiert den "Opus Klassik".  Fotoquelle: Jeanne Degraa

Durch den "Opus Klassik" zu führen, kommt auch für einen absoluten TV-Profi wie Désirée Nosbusch noch einem Herzschlag-Finale gleich. Warum es ihr so wichtig ist, diese besondere Veranstaltung zu moderieren, erfuhren wir im persönlichen Gespräch.

Frau Nosbusch, der "Opus Klassik" ist als Nachfolger des Echo Klassik einer der bedeutendsten Preise für Musiker und Produzenten klassischer Musik. Sie führen durch die Veranstaltung. Wo ordnen Sie den "Opus Klassik" persönlich ein?

Der "Opus" rangiert auf meiner persönlichen Skala ganz oben. Ich muss gestehen, dass ich nach den vielen Jahren, in denen ich erlebt habe wie das Business funktioniert, sehr dankbar dafür bin, dass ich dieses Ereignis moderieren darf. Das ist ein Geschenk, eine große Aufgabe, an die ich sehr ernsthaft herangehe. Und es zeigt mir auch, dass ich vielleicht nicht alles falsch gemacht habe

Sie haben bereits als Teenager die TV-Show "Hits von der Schulbank" moderiert. Waren Sie damals aufgeregter vor einer Sendung als heute?

Als ich "Hits von der Schulbank" gemacht habe, hat man sich noch keine Sorgen um Einschaltquoten gemacht. Damals gab es zwei Sender. Zudem spürt man mit 14 oder 15 die Verantwortung noch nicht so sehr, wenn man den Mund aufmacht. Das ist heute anders (lacht). 

Sie übernehmen die Moderation von Thomas Gottschalk. Keine ganz leichte Aufgabe. Wie stehen Sie zu ihm?

Wir kennen uns, seit ich 15 bin. Als er Anfang der 80er zu Radio Luxemburg kam, hat Frank Elstner mir aufgetragen, seiner Frau Thea und ihm die Stadt zu zeigen. Mir ist wichtig, dass er weiß, dass ich ihn sehr schätze und hoffe, dass ich den Staffellauf gut weiterbringe. Thomas ist großartig, ich bin anders. Man kann es nicht allen rechtmachen. 

Wie würden Sie Ihren Stil beschreiben?

Meine Art zu moderieren war stets die, dass ich eher verbindend wirken möchte. Ich lasse lieber mal eine Pointe weg, die auf Kosten eines Gastes gehen würde, damit sich meine Gesprächspartner immer wohlfühlen. 

"Verbindend" ist ein gutes Stichwort. Denken Sie, dass es viele Menschen gibt, die sich mit klassischer Musik nicht beschäftigen, weil sie sich schnell überfordert fühlen und deshalb auch den "Opus Klassik" nicht schauen würden?

Viele Menschen denken, dass sie sich erst in die Welt der klassischen Musik begeben können, wenn sie ein gewisses Maß an Wissen mitbringen. Davon muss man sich freimachen. Man sollte die Veranstaltung einfach als das nehmen, was sie ist: großartige Unterhaltung. Sonst könnte ich den "Opus Klassik" auch gar nicht moderieren.

Das bedeutet?

Es soll keine Barriere zwischen dem Moderator und der hohen Klassik sowie ihren Protagonisten geben, sondern ein gemeinsam gestalteter Abend werden, der sowohl für Klassik-Kenner als auch für Menschen, die einfach die Musik genießen möchten, etwas ganz Wunderbares ist. Sobald man etwas in einen bestimmten Topf schmeißt, beraubt man sich doch der Möglichkeit, über diesen Topf hinauszuschauen. Aber gerade darauf kommt es an.

Was wäre Ihr Tipp?

Man muss sich von Begriffen wie U- und E-Musik lösen. Ich durfte ja die Nacht mit Jonas Kaufmann in der Waldbühne moderieren. Und ich muss sagen: Das war ein solch großartiger Gänsehaut-Abend, völlig losgelöst von Konventionen. Kurz: Es gibt Musik, die einen berührt und solche, die es nicht tut. Theaterzuschauer, die sagen, dass sie sich nur Shakespeare anschauen und niemals eine Boulevard-Komödie besuchen würden, wissen oft gar nicht, dass eine Boulevard-Komödie oft viel schwieriger zu spielen ist als ein "ernsthaftes" klassisches Stück.

Worauf freuen Sie sich beim diesjährigen Opus Klassik besonders?

Ich liebe Filmkompositionen. Wenn junge Leute auf ihrem Weg nach oben beim "Opus Klassik" stattfinden und die Gelegenheit nutzen, um groß herauszukommen, dann findet das meine volle Unterstützung. Der Nachwuchs ist unsere Welt von morgen. Ich bin zudem ein großer Fan von Klaviermusik. Aber grundsätzlich muss ich sagen, dass ich einfach offen an diesen Abend herangehe, sehr gespannt bin und mir jeder Gast auf der Bühne in jenem Moment der liebste ist. 

Ihr aktuelles Projekt ist eine Neuverfilmung von Sissi. Wen spielen Sie in dem Film?

Erzherzogin Sophie, selbstverständlich. Ich habe ja in einem Märchenfilm bereits eine Hexe verkörpert Wenn man einmal den Mut hatte, ins Charakterfach zu gehen und sich eine graue Perücke aufzusetzen, lebt es sich viel einfacher (lacht). Im Ernst: Das Spannende sind ja die inneren Konflikte eines Menschen. Die Narben, die manchmal das anschieben, was aus einem Menschen wird. Ich war total überrascht, weil ich ja auch mit diesen 50er Jahre-Marischka-Filmen aufgewachsen bin, in der Sophie nur als die böse Schwiegermutter dargestellt wurde. Als ich für die Rolle recherchiert habe, war ich dann sehr überrascht. Die Erzherzogin war überhaupt keine böse Frau, sondern eine liebenswerte Mutter, die natürlich politisch die Strippen gezogen hat, damit die Söhne auf den Thron gelangen. Das musste sie nach ihrem Selbstverständnis und den Erwartungen der damaligen Zeit aber auch.

  • "Opus Klassik", Sonntag, 10. Oktober, 22.15 Uhr, ZDF

Das könnte Sie auch interessieren