Schauspielerin

"Die jungen Ärzte"-Star Marijam Agischewa: "Würde das gerne noch lange machen"

18.07.2022, 16.44 Uhr
von Martina Maier

In der ARD-Vorabendserie "In aller Freundschaft -. Die jungen Ärzte" ist Marijam Agischewa Woche für Woche als Chefärztin zu sehen. Eine Rolle, die sie liebt – auch wenn sie gerne mal wieder "eine Verrückte" spielen würde.

"Von Professor Patzelt habe ich viel gelernt", sagt Schauspielerin Marijam Agischewa. "Sie ist eine Perfektionistin, genau wie ich. Aber man sollte vielleicht den Blick dafür öffnen, dass man sich ein bisschen legerer geben kann und mit sich selbst großzügiger sein darf." Professor Karin Patzelt ist eine der Hauptfiguren in der ARD-Weekly "In aller Freundschaft – Die jungen Ärzte" (donnerstags, 18.50 Uhr). Seit nunmehr 300 Folgen schlüpft Marijam Agischewa in die Rolle der charmanten Chefärztin des Johannes-Thal-Klinikums. Und das auch nach sieben Jahren noch mit solcher Begeisterung, dass es gut auch 500 Episoden werden könnten.

Ihr Gesicht kennt praktisch jeder, der gelegentlich den Fernseher einschaltet. Vom "Traumschiff" bis zum "Tatort", von "Rosamunde Pilcher" bis zum "Bullen von Tölz" war sie in allem zu sehen, was deutsche TV-Zuschauerinnen und -Zuschauer erfreut. Und nun eben zum 300. Mal in "In aller Freundschaft – Die jungen Ärzte" am Donnerstag, 21. Juli. "Eine richtig große Party zum Jubiläum gab es nicht, aber unsere Produktionsfirma ist ja sehr nett und hat uns ein schönes Sommerfest spendiert", erzählt die brünette 63-Jährige, die in China geboren wurde und mit zwei Jahren mit der Familie in die DDR übersiedelte.

Wenn sie von den "jungen Ärzten" erzählt, gerät sie ins Schwärmen: "Wir testen uns noch immer jeden Tag und dürfen nur vor der Kamera die Masken abnehmen, aber ansonsten ist das Drehen bei uns äußerst angenehm. Wir haben ein tolles, sehr routiniertes Team, und alle arbeiten Hand in Hand, noch dazu in einem hochmodernen Studio im hübschen, geschichtsträchtigen Erfurt. Ich würde das gerne noch lange machen." Auch ihre Figur, die gütige Chefärztin, ist ihr sympathisch: "Sie ist eine souveräne Medizinerin, die sich keinen Fehler erlaubt und auch von anderen erwartet, dass sie ihr Bestes geben. Viel Privatleben hat sie nicht, aber unsere Autoren lassen sich immer wieder etwas einfallen, um mehr private Facetten zu zeigen."

"Eine Verrückte würde ich ganz gern mal wieder spielen"

Früher hatte Marijam Agischewa sich gewünscht, dass die Drehbücher etwas mutiger sein sollten. Nun berichtet sie davon, dass es gerade in den zuletzt gedrehten Folgen "ganz schön zur Sache" ginge. Ein spezielles Wunschthema habe sie nicht – wohl aber eine Wunschrolle: "Eine Verrückte würde ich ganz gern mal wieder spielen", sagt sie verschmitzt. Ambitionen, selbst Ärztin zu werden, habe sie nie gehabt. "Menschenleben in der Hand zu halten, das würde ich auf Dauer nicht aushalten. Ich habe große Hochachtung vor Leuten, die das können."

Für das Theaterspielen bleibt gerade keine Zeit, aber hin und wieder etwas anderes zu drehen, gehe schon und sei bereichernd, sagt sie. Früher habe sie gerne längere Filme gemacht, auch im Ausland. Manche habe sie vergessen, erzählt sie und lacht. "Das war eine schöne Zeit, und ich habe viele gute Erinnerungen daran. Als ich dann eine kleine Tochter hatte, war das schwierig zu organisieren. Ich habe sie oft mitgenommen. Aber das Pendeln zwischen Berlin und Erfurt, das passt jetzt gut ins Leben."

Sie mag Filme, in denen es um Psychologie geht, "um Menschen und deren Auseinandersetzung mit der Welt", outet sich jedoch auch als konsequente "Tatort"-Zuschauerin. Als gelernte Heilpraktikerin ist ihr alles, was sich in der Psyche abspielt, besonders nah. Eine Zeitlang praktizierte sie parallel zum Drehen, im Moment sei es ihr jedoch zu anstrengend "zwischen zwei Welten hin- und herzuspringen". Lieber widmet sie sich ganz den "Jungen Ärzten" und freut sich, dass die Serie auch nach sieben Jahren noch so gute Quoten einfährt. "Ich glaube, dass der ethische Umgang mit den gezeigten Themen der Schlüssel zum Erfolg der Serie ist", sagt Marijam Agischewa mit ihrer ruhigen, freundlichen Stimme. "Weil der Mensch im Mittelpunkt steht und die jungen Assistenzärzte so unglaublich engagiert und verrückt danach sind, operieren zu dürfen und sich die Bücher unters Kopfkissen legen. Ein Patient wünscht sich, dass er so umsorgt ist."

Ein Fan wollte sie unbedingt heiraten

Fans hat die Serie viele – mit einigen hat die Schauspielerin ganz besondere Erfahrungen gemacht: "Einer wollte mich unbedingt heiraten. Ein anderer ließ mich in Öl malen und schenkte mir das Bild zu Weihnachten." Die meisten seien sehr nett. Kürzlich gab es sogar einen privaten Kaffee von einer Schaffnerin im ICE, nachdem die Küche ausgefallen war. "Es ist schön, wenn die Leute einen lange kennen und einen Teil ihres Lebens mit einem gegangen sind."

Das Leben von Marijam Agischewa hatte auch seine dunklen Seiten, an die sie sich durch die momentane Situation der ukrainischen Flüchtlinge erinnert fühlt. Im Jahr 1989 floh die damals 31-Jährige aus der DDR nach Westdeutschland. "Ich war zunächst im Lager Marienfelde und hatte gar nichts. Das war natürlich keine leckere Zeit. Aber wenn man jung ist und ein Ziel hat, dann stemmt man das." Das sei jedoch nicht vergleichbar mit dem, was die ukrainischen Flüchtlinge derzeit durchmachen müssten. Ihr großes Ziel sei es gewesen, auch im Westen als Schauspielerin Fuß zu fassen, was nach rund einem Jahr auch geklappt habe. Nun ist Marijam Agischewa da, wo sie gern hinwollte, und wirkt rundum zufrieden mit ihrem Leben. Demnächst stehen zwei Urlaubswochen in Italien an. Und dann freut sie sich auf die nächsten Folgen von "In aller Freundschaft – Die jungen Ärzte".


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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