TV-Moderatorin im Gespräch mit prisma

Esther Sedlaczek über Fußball, Familie und ihre Kindheit: "Ich war immer schon ein Schisser"

16.05.2023, 09.45 Uhr
von Franziska Wenzlick

Als Kind war sie selbst Fan der "Sendung mit der Maus", nun darf sich Esther Sedlaczek als neue Moderatorin der ARD-Quizshow "Frag doch mal die Maus" eine Bühne mit dem Kultnager teilen. Warum Fußball für sie trotz neuer Aufgaben immer an erster Stelle steht, erklärt die 37-Jährige im Interview mit prisma.

Nach 13 Jahren kehrt Eckart von Hirschhausen der ARD-Maus den Rücken. Als neue Moderatorin der Rateshow "Frag doch mal die Maus" (Samstag, 20. Mai, 20.15 Uhr, im Ersten) darf sich nun Esther Sedlaczek beweisen, die sich im Vorfeld bereits über Lobesarien von Programmdirektorin Christine Strobl freuen durfte: Sedlaczek, so schwärmte Strobl, sei "mit ihrem Sachverstand und ihrer Schlagfertigkeit innerhalb kürzester Zeit zu einem prägenden Gesicht der ARD und einer der beliebtesten Moderatorinnen im deutschen Fernsehen geworden". Seit Esther Sedlaczek 2011 bei Sky ihre Fernsehkarriere startete, ist sie aus der Fußballberichterstattung in Deutschland nicht wegzudenken, zehn Jahre später übernahm sie mit der ARD-"Sportschau" eine echte Institution. Auch als Quizmasterin beim "Quizduell-Olymp" macht die 37-Jährige seit dem vergangenem Jahr eine gute Figur. Es scheint, als sei die zweifache Mutter ein echtes Allround-Talent – beste Voraussetzungen also, um dem beliebten Ableger der "Sendung mit der Maus" einen neuen Anstrich zu verpassen.

prisma: Am 20. Mai feiern Sie bei "Frag doch mal die Maus" Ihre Samstagabendshow-Premiere im Ersten. Sind Sie nervös?

Esther Sedlaczek: Ein bisschen nervös bin ich immer vor Beginn einer Sendung, das gehört aber dazu und schärft die Sinne. Ich denke, das wird auch immer so bleiben.

prisma: Haben Sie sich Tipps bei Eckart von Hirschhausen geholt?

Sedlaczek: Nein, das habe ich nicht getan. Eckart hat das jahrelang großartig gemacht, aber ich möchte dem Format ja meinen eigenen Stempel aufdrücken. Ich wurde als neue Moderatorin ausgewählt, weil ich so bin wie ich bin.

prisma: Worauf freuen Sie sich am meisten?

Sedlaczek: Endlich darf ich ein Format für die ganze Familie moderieren! Ich bin ein totaler Familienmensch und kann mich an viele Samstagabende meiner Kindheit erinnern, an denen wir zusammen ferngesehen haben. Außerdem freue ich mich auf die Arbeit mit Kindern, das ist für mich ja das erste Mal. Ich bin zweifache Mutter und mag es sehr gerne, mit Kindern zusammen zu sein und mich mit ihnen zu beschäftigen. Auch, weil das immer ein absolut authentischer Rahmen ist. Kinder verstellen sich nicht. Kinder sind so, wie sie sind – und das finde ich total schön.

"Ich war schon immer ein Schisser"

prisma: Welchen Bezug haben Sie selbst zur Maus?

Sedlaczek: Ich war als Kind ein treuer Fan der "Sendung mit der Maus". Die Titelmelodie hat man ein ganzes Leben lang im Kopf (lacht). Ansonsten war noch der "Sandmann" hoch im Kurs bei mir.

prisma: Gibt es etwas, das Sie selbst die Maus schon immer mal fragen wollten?

Sedlaczek: Aus heutiger Sicht ist das schwierig. Ich wünsche mir manchmal, ich könnte mich in die Gedankenwelt meines früheren Ichs zurückversetzen. Es gab vieles, was ich als Kind wissen wollte. Jetzt sehe ich das bei meiner Tochter: Sie ist fast vier Jahre und stellt im Moment ständig Warum-Fragen. Vor Kurzem hat sie mich gefragt, warum die Sonne untergeht. Ganz ehrlich: Das einem Kind zu erklären, ist gar nicht so leicht. Wir Erwachsenen glauben natürlich, die Antworten auf so elementare Fragen zu wissen. Darum würde uns so etwas Simples gar nicht mehr in den Sinn kommen. Aber können wir es wirklich korrekt und genau erklären?

prisma: Höchste Zeit, die Maus zu konsultieren!

Sedlaczek: Auf jeden Fall! Die Menschen hielten mich aber vermutlich für bekloppt, wenn ich als Erwachsene das eine oder andere fragen würde. Eigentlich ist das schade. Man versagt sich so zu oft das Recht und den Mut, einfach mal nachzufragen. Leider. Da sieht man wieder: Von Kindern kann man total viel lernen. Als meine Tochter mich fragte, warum es nachts dunkel wird, waren wir ganz schnell beim Sonnensystem – und sie fragte immer weiter. Irgendwann war ich mit meinem Latein am Ende, dann musste der Papa ran (lacht). Auch von den Fragen, die in der Sendung gestellt werden, hätte ich keine einzige einfach so beantworten können.

prisma: Waren Sie selbst ein neugieriges Kind?

Sedlaczek: Definitiv. Ich war ein sehr neugieriges Kind und wollte immer schon wahnsinnig viel wissen. Daran hat sich bis heute nichts geändert: Ich möchte verstehen, wie die Dinge laufen. Als Kind hat meine Neugierde allerdings oft da geendet, wo die Angst gekommen ist. Ich war immer schon ein Schisser (lacht).

"Ich habe sehr viel Zeit für meine Familie"

prisma: Freut sich Ihre Tochter darüber, dass ihre Mutter jetzt eine Arbeitskollegin der Maus ist?

Sedlaczek: Das habe ich ihr noch gar nicht erzählt. Meine Tochter weiß aber generell schon, was ich beruflich mache und begleitet mich auch oft. Wenn ich länger weg bin, habe ich meine Kinder meistens mit dabei. Ich finde es schön, sie in meinen Arbeitsalltag mitzunehmen, aber zu Hause spielt mein Job keine große Rolle. Klar, meine Tochter sieht mich ab und zu im Fernsehen, aber das ist sehr selten. "Frag doch mal die Maus" fängt zum Beispiel um 20.15 Uhr an, da sind meine Kinder eigentlich schon im Bett.

prisma: Das heißt, Ihre Kinder werden Ihren Einstand bei der Maus verpassen?

Sedlaczek: Vielleicht darf meine Tochter ausnahmsweise mal länger wach bleiben. Dadurch, dass die Sendung voraufgezeichnet ist, könnte ich sie gemeinsam mit meiner Familie anschauen. Darauf freue ich mich total – auch, weil die Show für meine Tochter geeignet ist.

prisma: Schaut Ihre Tochter überhaupt Fernsehen?

Sedlaczek: Ja, ich habe auch nichts dagegen. Die Dosis macht das Gift – zwei-, dreimal die Woche darf sie etwas ansehen. Sie hat ohnehin nicht jeden Tag Lust darauf. Wichtig ist mir, dass sie viel mit Büchern in Berührung kommt. Ich bin eine totale Leseratte und halte es für sehr wichtig, sich seine eigene Welt zu erschaffen und die Fantasie schweifen zu lassen – als Kind und auch als Erwachsener.

prisma: Wie sieht Ihr Samstagabend für gewöhnlich aus?

Sedlaczek: Meistens nicht allzu spektakulär (lacht). Zwischen sieben und acht bringe ich die Kinder ins Bett. Danach bin ich meistens selbst schon müde, gerade, wenn ich den ganzen Tag mit den Kindern unterwegs war. Ansonsten schaue ich auch gerne mal Fernsehen – "Klein gegen Groß" finde ich zum Beispiel super. Natürlich läuft bei uns auch gerne mal Fußball. Mein Mann und ich sitzen aber oft einfach nur da und unterhalten uns. Man mag es kaum glauben, aber das ist tatsächlich auch noch möglich (lacht).

prisma: Wie finden Sie Zeit für sich selbst?

Sedlaczek: Von außen betrachtet mag es so wirken, als wäre ich das ganze Jahr über total eingespannt. Man darf aber nicht vergessen, dass der "Quizduell-Olymp" vorproduziert wird, die "Sportschau" sich in einem gesunden Rahmen hält und "Frag doch mal die Maus" in diesem Jahr zweimal stattfindet. Das ist nicht wenig, lässt sich aber gut organisieren. Ich habe sehr viel Zeit für meine Familie. Das liebe ich an meinem Job: Ich darf meine Leidenschaft ausleben und vor der Kamera stehen, habe auf der anderen Seite aber auch Zeit für mich. Ich empfinde es mittlerweile als Geschenk, einfach mal eine halbe Stunde herumzusitzen und gar nichts zu machen (lacht). Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit der Balance zwischen Beruf und Familie, die ich mir selbst geschaffen habe.

"Sport ist meine ganz große Liebe"

prisma: Sie haben 2022 "Quizduell-Olymp" übernommen, nun folgt "Frag doch mal die Maus" – sollten Fußballfans befürchten, langfristig auf Sie verzichten zu müssen?

Sedlaczek: Ganz klar: Nein! Sport ist für mich die Nummer eins. Sport ist meine ganz große Liebe (lacht). All das, was jetzt dazugekommen ist, war nicht geplant. Das ist eine schöne Entwicklung, und ich bin sehr dankbar dafür, mit meiner Persönlichkeit auch mal ein anderes Genre prägen zu dürfen. Sport ist aber meine größte Leidenschaft, und das wird auch so bleiben.

prisma: Sie haben zunächst Modejournalismus und Medienkommunikation und später Politik- und Verwaltungswissenschaften studiert. Das klingt nicht so, als hätten Sie schon als Kind davon geträumt, Sportmoderatorin zu werden ...

Sedlaczek: Mein Wunsch war es bereits damals, Sportjournalismus zu studieren. In meiner Heimatstadt Berlin gab es diesen Studiengang aber nicht. Für mich kam es zu der Zeit überhaupt nicht infrage, Berlin zu verlassen. Also habe ich angefangen, Modejournalismus und Medienkommunikation zu studieren. Das war ein privates Studium, für das ich selbst im Monat 500 Euro bezahlt habe. Ich habe also nebenbei noch viel gearbeitet, um mir das Studium zu finanzieren. Schnell habe ich aber gemerkt, dass das Studium nicht das Richtige für mich war. Also habe ich mich umorientiert.

prisma: Zu Politikwissenschaft?

Sedlaczek: Politik hat mich schon immer interessiert, und auch wenn mir klar war, dass ich nicht in der Politik landen werde, hat mir das Studium total viel Spaß gemacht. Ich habe einige Umwege genommen, aber dafür bin ich aus heutiger Sicht sehr dankbar. All das hat mich geformt und zu der Person gemacht, die jetzt vor Ihnen steht. Beruflich bin ich sozusagen eine absolute Quereinsteigerin. Auch, wenn ich heute das mache, was immer mein absoluter Traum war.

"Ich bin niemand, der Dinge nur kurz ausprobiert und dann gleich wieder einen Rückzieher macht"

prisma: Welche Sendung steht noch auf Ihrer To-Do-Liste?

Sedlaczek: Keine! Ich hatte ja noch nicht mal "Frag doch mal die Maus" oder den "Quizduell-Olymp" auf meiner Liste. Wenn man seinen Weg geht und gut in dem ist, was man tut, werden sich viele Türen öffnen. Davon bin ich überzeugt, und in dieser Denkweise bin ich bisher immer bestätigt worden. Ich sage Ihnen ganz ehrlich: Es ist absolut fantastisch, "Frag doch mal die Maus" moderieren zu dürfen. Im Herzen bleibe ich Sportmoderatorin, aber Unterhaltung hat mich schon immer gereizt. Trotzdem habe ich keine Liste, die ich abhaken möchte. All das, was ich heute mache, ist ein wahr gewordener Traum. Mal sehen, was die Zukunft noch so bringt.

prisma: Eckart von Hirschhausen hat "Frag doch mal die Maus" 13 Jahre lang moderiert. Haben Sie vor, auch so lange zu bleiben?

Sedlaczek: Zumindest hätte ich nichts dagegen! Ich bin ein großer Freund von Kontinuität. Das bestätigt auch mein beruflicher Lebenslauf. Ich bin niemand, der Dinge nur kurz ausprobiert und dann gleich wieder einen Rückzieher macht. Wenn ich mich für etwas entscheide, habe ich auch den Wunsch, dass das von Dauer ist. Es würde mich also freuen, wenn es viele Sendungen mit mir als Moderatorin werden.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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