Moderator der Quiz-Show im Interview

Thomas Hackenberg erklärt, warum das "Quiz Taxi" die stressigste Zeit seines Lebens war

04.09.2023, 10.33 Uhr
von Eric Leimann

Das "Quiz Taxi" kehrt zurück ins TV-Programm. Wie schon 2006 bis 2008 heißt der Fahrer und Showmaster der rollenden Rate-Arena Thomas Hackenberg. Im Interview erzählt er, warum das alte "Quiz Taxi" die stressigste Zeit seines Lebens war und was heute ganz anders ist.

Mit dem "Quiz Taxi" kehrt am Montag, 4. September (18.55 Uhr, Kabel Eins), eine der kultigsten Rateshows der Nullerjahre in den Straßenverkehr und ins TV zurück. Wie schon von 2006 bis 2008 moderiert und fährt Thomas Hackenberg die mobile Quizshow-Arena durch die Gegend. Zufällig in sein Kölner Taxi einsteigende Fahrgäste können bis zu ihrem gewählten Ziel Fragen beantworten und bares Geld gewinnen. Zu Boomzeiten war das Quiz-Taxi in vielen deutschen Metropolen unterwegs. Nun fährt es – wohl testweise – erst mal montags bis freitags, 29 Folgen lang, in Köln umher. Im Interview verrät Schauspieler und Quizmaster Thomas Hackenberg (61), warum er 2008 ziemlich froh war, dass sein Knochenjob im Taxi endet und warum wir heute in einer völlig anderen Zeit leben – was die Neuauflage des TV-Klassikers durchaus verändern könnte.

prisma: Sie haben "Quiz Taxi" von 2006 bis 2008 moderiert. Wie ist es, wenn man nach 15 Jahren Pause gefragt wird, ob man wieder zum alten Job zurückkehrt?

Thomas Hackenberg: Das ist absolut surreal. Einerseits dachte ich, so etwas könnte passieren, weil viele klassische TV-Shows in den letzten Jahren reaktiviert wurden. Andererseits fand ich es aber auch unwahrscheinlich. Der Sender musste auch erst mal nach meiner Kontaktadresse suchen. Besonders seltsam fühlte es sich aber an, nach 15 Jahren wieder ins Taxi zu steigen. Mit der Frage an mich selbst: "Wird das noch funktionieren?" Ich muss ehrlich sagen, dass ich 2008 nach rund 750 Folgen nicht ganz unglücklich war, als es nicht weiterging. Wir haben damals gerockt wie die Blöden. Okay, die harte Arbeit vergisst man irgendwann. Aber es hat mich total gefreut, dass so viele Leute, die 2023 ins Taxi einsteigen, total aus dem Häuschen sind, dass das "Quiz Taxi" wieder fährt. Es war wie ein Klassentreffen – oder auch eine Zeitreise (lacht).

prisma: Welche Klasse hat sich im Taxi getroffen?

Hackenberg: Das betrifft die Macher-Seite. Ich habe Marc Rasmus, dem Senderchef von Kabel Eins, gleich zu Anfang gesagt, dass ich das "Quiz Taxi" nur noch mal mache, wenn mein alter Produzent Stefan Vobis mit im Boot ist. Stefan und ich kennen die deutsche Version des "Quiz Taxis" wahrscheinlich so gut wie kein anderer Mensch auf der Welt. Das Format wirkt so einfach, ist aber im Detail ziemlich kompliziert. Es ist eben keine Quiz-Show wie jede andere.

" Es gab kein Instagram und keine Influencer"

prisma: Was macht das Ganze denn so "tricky"?

Hackenberg: Der Knackpunkt ist, dass das Format auf der Straße stattfindet. Sozusagen in freier Wildbahn. Die Leute, die bei uns im Taxi landen, haben sich nicht wochenlang vorbereitet, Kandidat einer Quiz-Show zu sein. Sie müssen diese Aufgabe sozusagen spontan annehmen. Und wir wissen nicht: Werden sie funktionieren? Und für mich als Fahrer und Quizmaster stellen sich gleichermaßen Fragen wie: Komme ich gesund am Ziel an? Wie wird unsere Interaktion auf diesem Weg? Eine Quiz-Show besteht ja nicht nur darin, dass man für Geld Fragen beantwortet. Man will etwas von den Leuten mitbekommen. Es geht um Identifikation mit den Kandidaten. Darum, ob man diesen Kandidaten den Sieg gönnt oder missgönnt, ob man richtig mitfiebert.

prisma: Also ist Ihre Quiz-Show im Prinzip ein menschliches Porträt im Kurzformat?

Hackenberg: Im besten Falle ist sie das. Und es ist meine Aufgabe als Moderator, dass sie dazu wird, wenn das Potenzial da ist. Ich muss gleichzeitig auf die beschriebene Psychologie, die Spielregeln und die Straße achten. Und dann gibt es noch die Post-Produktion. Wir haben sieben, acht Kameras im Auto. Die Geschichte einer Quiz-Begegnung ergibt sich auch daraus, wann man im Schnitt auf welches Gesicht geht, welche Story man auf engstem Raum erzählt. Auch dafür braucht man Erfahrung und Gespür. Wie gesagt, es ist eine sehr besondere Quiz-Show. Und nebenbei ist es auch ein modernes Großstadtformat.

prisma: Ein Großstadtformat, das sich in 15 Jahren auch verändert hat?

Hackenberg: Ja, klar. Das Schnitttempo im Fernsehen hat deutlich angezogen, auch die Menschen haben sich verändert. Während der ersten Version des "Quiz Taxis" ist 2007 das erste iPhone – also das erste Smartphone überhaupt – auf den Markt gekommen. Soziale Netzwerke, vor allem jene, die über Bilder funktionieren, waren kaum existent. Heute gehen die Menschen viel selbstverständlicher mit Kameras um als damals. Jeder nutzt heute FaceTime oder Videokonferenzen, das existierte damals gar nicht. Es gab kein Instagram und keine Influencer. Auch daran merkt man, wie sehr sich unser Leben, vor allem auch die öffentliche Abbildung dieses Lebens, verändert hat.

"Wir 'casten' keine Leute fürs 'Quiz Taxi', das wäre ein No-Go!"

prisma: Und was bedeutet das konkret für Ihre Show?

Hackenberg: Im Prinzip ist es positiv, weil es für die Menschen selbstverständlicher ist, sich vor einer Kamera zu präsentieren. Vor allem ist es so, dass es für sie keinen Stress und kein Verbiegen bedeutet, weil man diese Situation im Prinzip gewohnt ist.

prisma: Aber ist nicht der größte Knackpunkt der Show, dass man Leute ins Taxi bekommt, die spannend sind und ein gewisses Entertainment versprechen? Muss man zehn Taxifahrten unternehmen, bis man eine sendefähige Geschichte bekommt?

Hackenberg: Nein, das wäre vom Produktionsaufwand viel zu teuer und frustrierend. Wir haben unsere Methoden, um Leute ins Taxi zu bekommen, von denen wir glauben, dass es funktionieren könnte. Wichtig ist, dass in dem Moment, wenn die Überraschung kommt – "Wir sind im Quiz Taxi!" – diese Überraschung echt ist. Wir "casten" keine Leute fürs "Quiz Taxi", das wäre ein No-Go! Wenn wir in der Großstadt unterwegs sind, kann es jeden im Umkreis von sagen wir sechs Kilometern erwischen. Aber wie wir das im Einzelnen machen, verrate ich natürlich nicht. Das ist Geheimwissen der Show (lacht) ...

prisma: Die neuen Folgen werden erst mal alle in Köln produziert. Aber in der Taxi-Warteschlange am Hauptbahnhof sehen wir Sie dann eher nicht?

Hackenberg: Nein, das wäre wenig effizient. Aber vielleicht sprechen wir ja auch mal eine Gruppe lustiger Leute an und fragen sie, ob sie nicht Lust hätten, an einer Marktforschung teilzunehmen und dass wir Ihnen auch das Taxi bezahlen. Mit solchen Tricks könnte eine Show wie unsere auch mal arbeiten ...

"Da können die Kandidaten zehn Sekunden lang Alexa, Siri oder Google benutzen"

prisma: Wollen manche Leute aussteigen, wenn sie erfahren, dass sie im "Quiz Taxi" gelandet sind?

Hackenberg: Natürlich gibt es das auch mal, aber es passiert eher selten. Wichtig ist, dass uns alle Kandidaten nach dem kurzen Moment der Überraschung, wenn sie erfahren, dass sie im Quiz Taxi sitzen, unterschreiben, dass wir das, was folgt, auch ausstrahlen dürfen. Anders würde es nicht funktionieren. Dann würden uns vielleicht jene, die verlieren oder denen – für sie – peinliche Dinge passieren, die Ausstrahlung verweigern. Das würde im Sinne der Show aber überhaupt nicht funktionieren.

prisma: Wie viele Leute, die einstiegen, kannten das "Quiz Taxi" überhaupt noch?

Hackenberg: Erstaunlich viele. Ich möchte fast sagen: die meisten. Darunter viele, die als Kinder damit aufgewachsen sind. Damals lief das Format vielleicht nebenbei im Elternhaus, zur Unterhaltung nach Feierabend. Und da war man dann vielleicht sieben oder acht Jahre alt. Jetzt sind diese Kinder Anfang oder Mitte 20 und werden zu Kandidaten der Neuauflage. Diese Konstellation hatten wir öfter, und auch die Kandidaten begeistert das total (lacht).

prisma: Ist es kein Problem, dass die Leute Sie beim Einsteigen erkennen?

Hackenberg: Nein, es geht ja nur um einen ganz kurzen Moment. Da drehe ich mich dann so ein bisschen weg oder verstecke mich unter der Mütze. Das passt schon (lacht).

prisma: Und was ist neu – beim "Quiz Taxi" 2023?

Hackenberg: Wir haben ein neues Auto. Früher war es ein Renault Espace, jetzt ist es ein VW-Bus – da haben wir eine Reihe zusätzlich und mehr Platz für größere Rate-Gruppen, mehr Kameras und luftigere Bilder. Der Taxi-Bus hat einen Glashimmel, was sehr cool ist für manche Kameraeinstellungen. Der Look ist heller, freundlicher, moderner. Außerdem haben wir im Regelwerk einen neuen "Online"-Joker. Da können die Kandidaten zehn Sekunden lang Alexa, Siri oder Google benutzen. Auch so etwas existierte vor 15 Jahren noch nicht.

"Als säße man in einer Badewanne, bei der jemand den Stöpsel gezogen hatte"

prisma: Gab es in der Vergangenheit eigentlich Vorwürfe an Sie in Sachen Verkehrssicherheit? Also nach dem Motto: Der Typ fährt Auto im Stadtverkehr und arbeitet gleichzeitig als Quizmaster?

Hackenberg: Natürlich gab es die, und das nicht zu knapp. Damals passierte sogar öfter die Situation, dass Kandidaten ihren Telefonjoker nutzen wollten, aber kein "Guthaben" mehr auf ihrem Handy hatten. Also habe ich ihnen mein Handy geliehen. Teilweise wählte ich auch selbst, habe sogar telefoniert und bin dabei fleißig gefahren. Das ging natürlich überhaupt nicht (lacht).

prisma: Sie haben gesagt, dass die Produktion vom "Quiz Taxi" 2006 bis 2008 sehr anstrengend war. Weil Sie fünfmal die Woche auf Sendung waren?

Hackenberg: Ja, es war die pure Anzahl der Episoden. Fünfmal die Woche Doppelfolgen. Am Ende waren es 160 bis 180 Folgen pro Staffel. An vier Tagen die Woche befanden wir uns auf Reisen durch deutsche Großstädte, denn das "Quiz Taxi" konnte ja damals überall fahren. Dass es keine fünf Tage Produktion waren, lag einzig und allein daran, dass ich auch noch für den WDR moderierte. Meine Arbeit fühlte sich an, als säße man in einer Badewanne, bei der jemand den Stöpsel gezogen hatte und von oben musste permanent heißes Wasser nachgegossen werden.

prisma: Also waren Sie damals also ausgebrannt?

Hackenberg: Nein, das würde ich nicht sagen. Ich war einfach nur ein bisschen müde. Beschweren will ich mich aber nicht darüber. Es war ein Marathonlauf, und ich laufe gerne Marathon. Ich bin ja auch Läufer. Andere Leute arbeiten so ihr ganzes Leben oder härter – und niemand feiert sie dafür. Ich konnte die Jahre 2006 bis 2008 mit einem guten Gefühl abschließen denn ich hatte keine Oma überfahren, alles lief glatt, wir waren Kult und zeitweise sehr erfolgreich. Es war ein großes, alltägliches Abenteuer. Was will man mehr?


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Das könnte Sie auch interessieren