Neue Netflix-Serie beruht auf wahren Tatsachen

"Transatlantic": Wie ein Trio Hannah Arendt und andere Menschen vor den Nazis rettete

05.04.2023, 13.44 Uhr
von Julian Weinberger

Die neue Netflix-Serie "Transatlantic" erzählt die wahre Geschichte von echten Helden. In sieben Folgen wird gezeigt, wie durch das mutige Engagement junger Menschen im Zweiten Weltkrieg zahlreiche Menschenleben gerettet wurden. Deutsche Intellektuelle wie Hannah Arendt und Max Ernst verdanken, einem Trio und der Hilfsorganisation  "Emergency Rescue Committees" ihr Leben. 

Ein Primetime Emmy Award, der deutsche Fernsehpreis und ein Grimme-Preis sind nur einige der Auszeichnungen, mit denen die feinfühlig erzählte Dramaserie "Unorthodox" (2020) bedacht wurde. Für Produzentin Anna Winger ("Deutschland '83") war der große Erfolg Basis eines mehrjährigen Deals mit Netflix, der nun die erste große Serie hervorbringt: "Transatlantic" (ab 7. April) erinnert in sieben Folgen an das mutige Engagement junger Menschen im Zweiten Weltkrieg. Varian Fry, Mary-Jayne Gold und Albert Hirschman setzten sich beginnend im Jahr 1940 für das Wohl Geflüchteter in Frankreich ein.

Mary-Jayne Gold lässt sich von ihrer Mission nicht abbringen

Mehr als 2.000 Menschen haben dem Trio und dessen Helfern der Hilfsorganisation "Emergency Rescue Committee" ihr Leben zu verdanken. Allen voran ermöglichten die Fluchthelfer zahlreichen Intellektuellen, Literatur- und Kunstschaffenden die Ausreise. Zu den prominentesten Namen, die der akuten Bedrohung einer Verhaftung entkamen, gehören Hannah Arendt und die Maler Max Ernst und Marc Chagall.

"Seien Sie brav, fliegen Sie nach Hause, und nehmen Sie sich einen netten Kerl", bekommt Mary-Jayne Gold (Gillian Jacobs) relativ zu Beginn der Serie vom US-Konsul in Marseille, Graham Patterson (Corey Stoll), zu hören. Doch die adrett gekleidete Blondine denkt gar nicht daran, dem Wunsch ihres wohlhabenden Vaters zu entsprechen und in die USA zurückzukehren. Stattdessen verfolgt sie mit eisernem Willen ihre Mission, "manche der klügsten Köpfe Europas" retten.

Immer wieder beißt sich Mary-Jayne mit Varian Fry (Cory Michael Smith), der einst als Journalist arbeitete, die Zähne am bürokratischen Irrsinn und am Unwillen der Amerikaner zur Kooperation aus. Dazu machen ihnen Razzien der feindselig eingestellten Polizei das Leben schwer. Doch trotz aller Hindernisse entdecken die Angehörigen des Hilfskomitees, dem auch Albert Hirschman (Lukas Englander) beitritt, immer wieder Alternativrouten – und sei es ein anstrengender Marsch durch die felsigen Bergketten der Alpen. Derweil tut das "Emergency Rescue Committee" am Rande der Stadt eine Villa als Quartier auf, in die trotz der widrigen Situation auch längst vergessene Lebensfreude Einzug erhält.

Empathie, Akzeptanz und Nächstenliebe

Auch wenn die Geschehnisse in Marseille über 80 Jahre vergangen sind, erscheint das Flüchtlingsthema universell – speziell vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges. Dazu erwartet die Weltbank bis 2050 die unglaubliche Zahl von über 140 Millionen Klimaflüchtlingen. Werte wie Empathie, Akzeptanz und Nächstenliebe werden heute wie damals auf den Prüfstand gestellt. Entscheidend wird dabei vor allem auch der moralische Kompass politischer Entscheidungsträger sein.

Diesen großen Fragen wird "Transatlantic" in den Auftaktfolgen nicht vollständig gerecht. Stattdessen sind die Macher erkennbar bemüht, ihren Figuren Profil zu verleihen. Abgesehen davon kann sich die Netflix-Serie nicht ganz entscheiden, was sie sein will. Elemente eines klassischen Geschichtsdramas wechseln sich mit Aspekten universell gültiger Flüchtlingsschicksalen ab. Dazu kommen Liebesverstrickungen vor historischer Kulisse, ein Hauch feministischen Aufbegehrens und Anflüge einer Spion-Geschichte. Ein wenig mehr Fokus hätte "Transatlantic" gutgetan.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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