Bei Disney+

Streaming Geheimtipp: Das indigene Meisterwerk "Reservation Dogs"

30.11.2023, 13.16 Uhr
von Eric Leimann

"Reservation Dogs", erzählt von vier indigene Jugendlichen, die in und außerhalb eines Reservates im heutigen Amerika ihren Weg ins Leben suchen. Nun läuft die dritte und damit letzte Staffel der grandiosen Serie bei Disney+. "Reservation Dogs" gilt dennoch als Geheimtipp und wird häufig übersehen. 

Sterlin Harjo, der selbst in einem Reservat in Oklahoma aufwuchs, dürfte derzeit einer der künstlerisch erfolgreichsten Serienmacher Amerikas sein. Die Kritiker-Metabörse "Rotten Tomatoes" bewertet die finalen zehn Episoden seiner indigenen Coming-of-Age-Serie "Reservation Dogs" (ab Mittwoch, 29.11., Disney+) zu 100 Prozent "fresh", also positiv – ein überragender Wert. Über drei Staffeln begeisterte die vielleicht lustigste und gleichzeitig traurigste Serie über das Heranwachsen unter schwierigen Bedingungen Kritiker und Publikum. Erzählt wird darin von Bear (D'Pharaoh Woo-A-Tai), Elora Danan (Devery Jacobs), Willie Jack (Paulina Alexis) und Cheese (Lane Factor). Zwei Jungen und zwei Mädchen zwischen 16 und 18 vielleicht, die in einem tristen und doch irgendwie abenteuerlich bunten Reservat aufwachsen.

Wunderbare Dialoge und außergewöhnlich trockener Humor

Der Titel der Serie, die von Oscarpreisträger Taika Waititi ("Jojo Rabbit") als Produzent unterstützt wird, spielt auf Quentin Tarantinos Erstlingswerk "Reservoir Dogs" an – eine existenzialistische Gangsterballade. Von einer Gang von Jugendlichen, deren Träume teils im, teils außerhalb ihres Oklahoma-Reservates liegen, erzählen auch die insgesamt 28 Folgen über drei Serien-Staffeln. Sie gehören mit zum Kreativsten und Berührendsten, was das US-Fernsehen oder Streaming in den letzten Jahren zu bieten hatte: Man schaut wunderbaren Charakteren in die Seele, sieht perfekt besetzte Rollen, hört Dialoge zum Niederknien und muss immer wieder über den außergewöhnlich trockenen bis kruden Humor lachen, der ein tiefes Mitfühlen der menschlichen Existenz in all ihre Höhen und Tiefen transportiert. Doch warum bloß wurde "Reservation Dogs" nicht mit Emmys überhäuft, wie es die Serie verdient gehabt hätte?

Authentischer Blick ins Reservat

Bei den am 15. Januar zu vergebenden Emmys, dem wichtigsten TV-Preis der Welt, ist "Reservation Dogs" nur in der Nebenkategorie "Tonschnitt" nominiert. Überhaupt erstaunt es, wie das vom Disney-Sender FX produzierte Meisterwerk, das wirklich von jedem geliebt wird, der in die Serie "eingestiegen" ist, nicht deutlich mehr und bedeutendere Preise gewann. Immerhin gab es Nominierungen als beste Comedy beim "Golden Globe" oder beim "Writers Guild of America Award". Der ganz große Triumph blieb der Dramedy, bei der fast alle Gewerke mit indigenen Fachkräften besetzt wurde, verwehrt. Aber das kennen sie ja schon aus ihrer Geschichte, die Native Americans.

Auch in Deutschland warb der Streamingdienst Disney fast gar nicht für eine der besten Serien, die der Streamingdienst in seinem Portfolio hat. So geht ein Must-See-Programm, ja eine Seriensituation, die kaum jemand hierzulande gesehen hat, nach zwei Jahren (2021 bis 2023) zu Ende. Höchste Zeit, "Reservation Dogs" selbst zu entdecken und weiterzuempfehlen.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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