"Das Mädchen mit den goldenen Händen": Familiäre Gräben und historische Umbrüche der Nachwendezeit
Heute Abend gibt es eine Reise in das Jahr 1999 an einen kleinen Ort in Ostdeutschland. In dem Drama "Das Mädchen mit den goldenen Händen" kämpft Corinna Harfouch mit Familienproblemen bei historischen Umbrüchen der Nachwendezeit.
"Das Mädchen mit den goldenen Händen" spielt 1999 im fiktiven ostdeutschen Provinznest Briesenow, wo Gudrun (Corinna Harfouch) ihren 60. Geburtstag feiert. Als sie erfährt, dass das Kinderheim, in dem sie aufwuchs, an westdeutsche Investoren verkauft werden soll, fasst sie einen Entschluss: Sie will das baufällige alte Haus selbst kaufen, aufmöbeln und zum Begegnungszentrum umfunktionieren.
Drahtseilakt zwischen Liebe und Enttäuschung
Ein großer Stresstest für die Gemeinde und vor allem für Gudrun, die eigentlich genug andere Baustellen in ihrem Leben hat. Das angespannte Verhältnis zur Tochter Lara (Birte Schnöink) etwa, die mit ihrem Stiefvater aufwuchs und nie erfuhr, wer ihr leiblicher Vater ist. Zwischen den beiden Frauen herrscht bisweilen eine Eiseskälte, die der Zuschauer förmlich spürt. Ein ständiger Drahtseilakt zwischen Liebe und Enttäuschung – auf beiden Seiten. So ist der Film "Das Mädchen mit den goldenen Händen" (2020), der nun zum ersten Mal im Free-TV zu sehen ist, vor allem Familiendrama und Charakterstudie.
Neben den Veränderungen, die Gudrun erlebt, geht es auch um die größeren Umbrüche und gesellschaftlichen Spannungen der Nachwendejahre – alleine die mit großer Sorgfalt gezeichnete historische Kulisse macht das Regie-Debüt der preisgekürten Schauspielerin Katharina Marie Schubert schon zu einem spannenden Projekt. Sie schrieb auch das Drehbuch zu einem Film, der gerade aus heutiger Perspektive absolut sehenswert ist, denn "Das Mädchen mit den goldenen Händen" gewährt einen durchaus authentischen Blick auf eine Zeit, in der viele Menschen realisierten, dass das Versprechen von den "blühenden Landschaften" wohl nicht eingelöst werden wird.
"Das Mädchen mit den goldenen Händen" – So. 27.08. – ARTE: 20.15 Uhr
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH
