VOX-Doku

"Die Fantastischen Vier – Helden des Hip-Hop": eine Band am Scheideweg

07.01.2023, 09.53 Uhr
von Christopher Schmitt

Sie schafften es mit deutschem Rap in die Charts und in den Mainstream. Auch wenn sie von Teilen der HipHop-Szene belächelt wurden, spricht der Erfolg eindeutig für Die Fantastischen Vier. Eine neue VOX-Doku zieht nach 33 Jahren Bandgeschichte Bilanz.

VOX
Die Fantastischen Vier – Helden des Hip-Hop
Dokumentation • 07.01.2023 • 20:15 Uhr

Deutschsprachiger HipHop ist längst in der Mitte der Gesellschaft etabliert: Er findet sich als Stammgast an der Spitze der deutschen Charts, er prägt den Wortschatz der Jugend. Diese rasante Entwicklung wäre ohne die Pioniere des Genres nicht möglich gewesen – auch nicht ohne die ungeliebten. Zu diesen zählen zweifellos die Fantastischen Vier. Im Buch "Könnt ihr uns hören?", welches die Geschichte des Deutschraps anhand von Interviews mit Protagonistinnen und Protagonisten nacherzählt, erklärt Rap-Legende Moses Pelham stellvertretend über das erste Album der Fantas aus dem Jahr 1991: "Ich mochte die Platte und konnte die zu großen Teilen sogar auswendig, weil ich sie ganz witzig fand – aber eben doch nur witzig".

Zu Beginn ihrer Karriere wurden die Fantas von einem beachtlichen Teil der kleinen Szene als Mittelstandskinder angesehen, die mit lustigen Zeilen eine Welle reiten und mit der Kultur eigentlich nichts am Hut haben. Michi Beck, Thomas D, Smudo und And.Ypsilon haben immer einfach ihr Ding gemacht, und nach 33 Jahren Bandgeschichte samt Hits wie "Die da?!" oder "MfG" lässt sich konstatieren: Die Fantastischen Vier haben deutsche Musikgeschichte mitgeschrieben. Nun widmet sich die neue VOX-Doku "Die Fantastischen Vier – Helden des Hip-Hop" dem musikalischen Werdegang der Stuttgarter und zeigt die Band am Scheideweg. Die Haare werden grauer, doch gelingt es dem Quartett, musikalisch jung zu bleiben?

In der Dokumentation bekommen Fans der Band teils noch nie veröffentlichte Aufnahmen aus dem Konzert- und Privatleben der Fantas zu sehen. Exklusive Interviews gibt dabei nicht nur von Thomas D, Michi Beck, Smudo und And.Ypsilon selbst, auch alte Weggefährten kommen zu Wort. Manager Andreas Läsker – seit 1989 dabei – äußert sich ebenso zu seinen Schützlingen wie Kollegen oder Kritiker wie Jan Delay, Clueso und Fettes Brot. Auch Freunde und Experten wie Nilz Bokelberg und der ehemalige MTV-Moderator Markus Kavka berichten von ihren Erlebnissen mit der Band.

HipHop-Sozialisation durch die G.I.-Clubs

Und in 33 Jahren Fanta 4 kommt da so einiges zusammen. "Wir sind nicht wie Advanced Chemistry bundesweit auf Jams unterwegs gewesen", erinnert sich Smudo in "Könnt ihr uns hören?" an seine ersten Berührungen mit dem Genre. "Wir haben unsere HipHop-Sozialisation durch die G.I.-Clubs gehabt." Im Raum Stuttgart habe es vier oder fünf große Camps gegeben, die stationierten US-Soldaten hätten eine Reihe von Stammclubs gehabt, und auch den damals noch Minderjährigen zog es dorthin. "Was ich dort gesehen hatte, wollte ich auch machen."

Und er macht es bis heute, Sticheleien aus der Rapszene zum Trotz. Den Ruf als Wegbereiter des Deutschraps in den Mainstream kann der Band niemand streitig machen. Bereits 1996 gründete die Fantas mit Four Music ihr eigenes Label, auf dem sich auch heute noch namhafte Rap-Künstler von Apache 207 über Disarstar bis Zugezogen Maskulin finden. Inhaltlich unterscheiden sie sich massiv von den Fantas, doch ob ihre Karrieren ohne die Pionierarbeit die vier Schwaben in dieser Form möglich gewesen wäre, bleibt mindestens fraglich.

Die Fantastischen Vier – Helden des Hip-Hop – Sa. 07.01. – VOX: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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