Dritter Teil der Reihe "Ein Tag in der DDR"

"Die Flucht mit der Raupe": Mit der Planierraupe in den Westen

04.07.2023, 08.16 Uhr
von Hans Czerny

Im dritten Film zum Jahrestag des 17. Juni 1953 erinnern die Autoren Oliver Halmburger und Steffi Lischke an einen spektakulären Fluchtversuch über die innerdeutsche Grenze. Mit einer Planierraupe riskieren drei Menschen ihr Leben.

ZDF
Ein Tag in der DDR (3) – Die Flucht mit der Raupe
Doku • 04.07.2023 • 20:15 Uhr

Fluchtversuche aus der DDR über die innerdeutsche Grenze hat es viele gegeben, manche davon waren spektakulär – mit dem Heißluftballon, mit dem U-Boot unter Wasser, durch mühsam gegrabene Tunnels. Drei Tüftler aus dem Dorf Weferlingen bei Magdeburg versuchten es am 29. April 1982 mit einer Planierraupe. Frustriert von der Mangelwirtschaft und staatlichen Restriktionen beschlossen sie aus einer Bierlaune heraus, den Grenzzaun zu durchbrechen. Oliver Halmburger und Steffi Lischke erinnern in Archivaufnahmen, lebendigen Gesprächen und spannenden Spielszenen aus Anlass des 70. Jahrestags des 17. Juni im dritten Teil der Reihe "Ein Tag in der DDR" an die letztlich gelungene Flucht.

"Natürlich hätte ich geschossen, um den Grenzdurchbruch zu verhindern"

Doch die in der DDR zurückgelassenen Familien haben danach in einer Art Sippenhaft unter den Schikanen der Stasi zu leiden. "Republikflucht" ist in den Augen des Regimes ein schweres Verbrechen. Unerbittlich reagiert der Staat, die Angehörigen werden bestraft. "Ich dachte: Mein Gott, das kann doch gar nicht so schwer sein, in den Westen abzuhauen. Ist doch nicht viel, den kleinen Zaun, den kriegt man doch umgeschubst", sagt einer der drei Geflüchteten im Nachhinein. Ein anderer bedauert: "Was wir den Eltern und der Schwester angetan haben, das tut mir richtig, nicht leid, das tut mir weh!" Und: "Wenn wir gewusst hätten, dass das dann so kommt, dann hätte man die paar Jahre gewartet."

Im Film kommt aber auch ein NVA-Offizier zu Wort. "Natürlich hätte ich geschossen, um den Grenzdurchbruch zu verhindern. Das war meine Aufgabe", sagt er über den Schießbefehl an der 1.400 Kilometer langen Grenze. Heute sieht er diese Aufgabe kritisch: "Das war Willkür. Und letzten Endes muss ich auch ganz klar sagen, dass ich als Soldat diese Willkür dann an der Grenze umgesetzt habe. Das würde ich heute nicht mehr machen. Aber in dem System, in dem ich groß geworden bin, habe ich das als richtig empfunden."

Ein Tag in der DDR (3) – Die Flucht mit der Raupe – Di. 04.07. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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