RTL zeigt die Geschichte des FCB als Serie

"Gute Freunde – Der Aufstieg des FC Bayern": Von der Regionalliga zur international erfolgreichen Mannschaft

23.11.2023, 13.03 Uhr
von Kai-Oliver Derks

Die Serie "Gute Freunde – Der Aufstieg des FC Bayern" erzählt, aufwendig recherchiert, die Geschichte des Fußballclubs. Es geht um sportliches, aber auch um privates über Spieler, Frauen, Manager, Trainer und den ganzen Trubel drumherum. Die Hälfte der Serie zeigt RTL im TV, den Rest gibt es auf RTL+ zu sehen. 

RTL
Gute Freunde – Der Aufstieg des FC Bayern
Serie • 22.11.2023 • 20:15 Uhr

"Gute Freunde" – das ist nicht nur der Beckenbauer-Gassenhauer. Es ist auch der Titel des besten Buches, das bisher über den FC Bayern München erschienen ist. Der Journalist Thomas Hüetlin schrieb es bereits vor mehr als 17 Jahren. Es erzählt die Geschichte des Vereins aus den 60er- und frühen 70er-Jahren. Jene Zeit, in der die Grundlagen gelegt wurden, von denen der FC Bayern bis heute profitiert. Und ja, so kitschig es klingen mag, der Faktor "Freundschaft" war denn auch wirklich eine jener Grundlagen, die den Aufstieg des Clubs möglich machten.

Eine große Geschichte um Erfolge, Freundschaft und Geld

Hüetlins Buch ist schlicht brillant. Es ist informatives Sachbuch und eine hochemotionale Zeitreise zugleich. Spürbar aufwendig recherchiert. Es erzählt Persönliches, ja Privates, ohne auch nur ansatzweise in den Boulevard abzugleiten. Es geht um die Sportler, auch um ihre Frauen, um die Manager, die Trainer. Und letzten Endes dann eben auch um jeden alten Fan dieses Vereins, dessen Liebe eben nicht auf den Erfolgen der letzten Jahre beruht, sondern auf der besonderen Historie des Clubs. "Gute Freunde" erklärt, wie in München Giesing Herz und Kommerz zueinanderfanden. Und blickt damit tief hinein ins Seelenleben vieler Bayern-Anhänger, die als wohl Einzige im Lande diesen Zwiespalt als Teil ihrer Identität begreifen.

"Bei dieser Geschichte ist alles da: die großen sportlichen Dramen und Erfolge, Freundschaft, Liebe, Ruhm, Macht und Geld", sagen die beiden UFA-Fiction-Produzenten Sebastian Werninger und Nico Hofmann, die zusammen mit RTL aus dem Sachbuch eine sechsteilige Serie machten. "Gute Freunde – Der Aufstieg des FC Bayern" steht ab Samstag, 18., und Mittwoch, 22. November, bei RTL+ zum Abruf bereit. RTL zeigt die ersten drei Folgen am Mittwoch, 22. November, 20.15 Uhr. Und danach ... nichts mehr!

Uli Hoeneß zufrieden mit RTL-Serie

Der Sender verfolgt hier erstmals eine neue, mutige Strategie. Den Zuschauerinnen und Zuschauern wird nur die Hälfte einer Serie gezeigt. Wer wissen will, wie es weitergeht, muss RTL+ abonnieren. Hinzu kommt, dass Folge drei auch mit einem echten Cliffhanger endet: Denn erst an deren Ende tauchen mit Uli Hoeneß und Paul Breitner zwei Neue beim Training auf, die an bereits errichteten Denkmälern rütteln wollen.

München, Juni 2023: Uli Hoeneß war ganz offensichtlich zufrieden. So jedenfalls ließ sich seine Reaktion bei der großen Premiere der RTL-Serie deuten. Drei Folgen wurden in einem Kino im Stadtzentrum gezeigt – Hoeneß war da und spendete am Ende Beifall, Präsident Herbert Hainer war geladen und auch Paul Breitner, der hinter den Kulissen in die Entstehung der Serie mit eingebunden war. Dennoch ist diese hier keine offizielle vom FC Bayern autorisierte oder gar in Auftrag gegebene Produktion, sondern unabhängiges Fernsehen, das sich nicht nur an Fußballfans richtet – auch wenn es am Ende vor allem eben sie sein werden, die einschalten.

Die Anfänge der großen Fußball-Stars

Inhaltlich "Gute Freunde" die große Klammer. Eröffnet wird die Geschichte mit einem Blick in die Kabine in München am 7. Juli 1974. Es ist der Tag des WM-Finales: Deutschland trifft auf die Niederlande. Es wird ein krönender Höhepunkt in der Karriere zahlreiche Bayern-Spieler sein, die an diesem Tag von Beginn auf dem Platz auflaufen. Sechs waren es, und deren fünf stehen denn auch in besonderer Weise im Mittelpunkt der Serie, deren einzelne Folgen mit ihren Namen überschrieben sind: Gerd Müller, Sepp Maier, Franz Beckenbauer, Paul Breitner und Uli Hoeneß. – Katsche Schwarzenbeck spielt wie so oft im Rückblick auf jene Zeit auch hier nur eine Nebenrolle.

Zehn Jahre früher, 1964, beginnt die eigentliche Handlung der Serie, die chronologisch die Ereignisse erzählt. Beginnend beim "Kleinen Dicken", Gerd Müller, gespielt von Markus Krojer. Um ihn entbrennt das erste kleine Duell zwischen Blau und Rot, namentlich Präsident Wilhelm Neudecker (gespielt von Michael A. Grimm), der mit seinen Bayern zunächst mal der Außenseiter ist. Die Roten spielen nur Regionalliga. 1860 München beginnt derweil schon, sich in der frisch gegründeten Bundesliga zu etablieren.

Die Ausgangslage für Sechzig war im Grunde die bessere: Dass es am Ende ganz anders kam, verdankt der FC Bayern zum einen den außergewöhnlichen Spielern, die er in dieser Zeit bereits hatte oder in den Folgejahren verpflichtete: Gerd Müller, Sepp Maier (Paul Wellenhof), Frank Beckenbauer (Moritz Lehmann), Paul Breitner (Jan-David Bürger) und Uli Hoeneß (Max Hubacher) werden im Laufe der Serie zu mehr oder minder guten Freunden. Wobei Rivalitäten deutlich zutagetreten: Dass Breitner die Vormachtstellung des Kaisers brechen will, wird in der Buchvorlage ebenso wie in der Serie ausführlich thematisiert.

Trainer "Tschik" als Schlüsselfigur

Mit großer Sorgfalt und einem fantastischen Auge wurden die jungen Darsteller ausgewählt, die in die Rollen der übermächtigen Sportstars schlüpfen. Die komplexeste Aufgabe hat dabei Markus Krojer: Gerhard "Gerd" Müller spielte auf dem Platz die wichtigste Rolle im Verein. Doch der Mann, der zum "Bomber der Nation" wurde, kam aus einfachen Verhältnissen und war bisweilen menschlich überfordert in der großen weiten Welt der Landeshauptstadt. Und er war leicht zu verführen.

Er sah, wie die anderen neben ihm ihr Talent "vergoldeten", allen voran Franz Beckenbauer, und strebte dem irgendwann nach. Die Szenen mit ihm gehören zu den besten der Serie. Übrigens: Bei vielen auf den ersten Blick eher peinlichen Sequenzen mit ihm begann der jüngere Teil des Publikums bei der Premiere laut zu lachen. Wer Gerd Müller kannte, lachte nicht.

Um die Spieler herum wuchs derweil das Imperium FC Bayern heran. Die Serie stellt, deutlich gnadenloser als das Buch, die Verantwortlichen des Vereins als pure Unternehmer dar. Maximilian Brückner glänzt in der Rolle des Managers Robert Schwan, der als Erster die Möglichkeiten der Vermarktung von Fußballern begriff. Michael A. Grimm ist der Vereinspräsident Wilhelm Neudecker.

Die fraglos wunderbarste Rolle der ersten Folgen ist derweil Zlatko "Tschik" Čajkovski – Trainer der Bayern von 1963 bis 1968 und bis heute von allen Zeitzeugen als Schlüsselfigur beschrieben. Sascha Geršak spielt diesen klein gewachsenen, mit großem Herzen und resoluter Haltung versehenen Jugoslawen grandios und punktgenau wie im Buch beschrieben. Allein für ihn lohnt das Einschalten.

Glänzend besetzte Serie

Martin Brambach als Helmut Schön, Rafael Stachowiak als Udo Lattek, Martina Gierlich als Susi Hoeneß, Trixi Strobel als Uschi Müller – sie und viele andere Schauspielerinnen und Schauspieler machen diesen Sechsteiler fraglos zu einem Erlebnis. Die Drehbücher wurden von Richard Kropf, Alexander Lindh und Niklas Trinkhaus geschrieben. Und auch "Originalautor" Thomas Hüetlin wirkte mit.

Für die Kamera zeichnete Holly Fink verantwortlich. Regie führte David Dietl, Sohn des deutschen Film- und Fernsehregisseur Helmut Dietl. Von der Stadt München hielt der sich – zumindest beruflich – bisher fern, wohl wissend um die Last, die vom Ruf seines 2015 verstorbenen Vaters ausgehen könnte. Hier aber ließ er sich überzeugen, kann er doch problemlos zurücktreten hinter das überaus wuchtige Thema der Serie, die für jeden Bayern-Fan im Grunde ein Pflichtprogramm ist.

Die Wahrheit wird nicht auf, sondern neben dem Platz vermutet

Sicher, man darf und muss sich reiben an manchem Zugeständnis, das hier mit Blick auf die Vorgaben des Populär-Fernsehens gemacht werden muss. Ein bisschen eindimensional sind einige Charaktere geraten – gerade bei Schwan und Neudecker fällt das ins Gewicht. Stellenweise mutet der Blick innerhalb der Erzählung auf jene Zeit aus dem Heute heraus ein wenig überheblich und besserwisserisch an. Und letzten Endes spielt der Fußball selbst hier eine viele zu kleine Rolle.

Die Wahrheit wird keineswegs auf dem Platz, sondern daneben vermutet, wenngleich eine Reihe authentischer Spielszenen zu sehen sind. Fernsehen und damit eben auch diese Serie ist – im übertragenen Sinn – eben immer Beckenbauer und niemals Schwarzenbeck, Dürnberger, Torstensson, Nowak, Kupferschmidt, Nafziger, Brenninger oder Koulmann.

Dieter Koulmann kam 1963 zu den Bayern und bestritt 125 Spiele für den Verein. Er stand mit auf dem Platz, als 1967 gegen die Glasgow Rangers der Europapokal der Pokalsieger errungen wurde: der erste große internationale Erfolg des Vereins. Zweimal gewann der "Zehner" mit den Bayern den DFB-Pokal.

Koulmann war alkoholabhängig. Nach seiner Karriere arbeitete er als Hilfsarbeiter. Mit nur 39 Jahren starb er. Seine Geschichte wird nicht erzählt, eine Serie über ihn ist nie entstanden. Aber es gibt ein Theaterstück über ihn. Premiere hatte es nicht im Herzens Münchens am Stachus, sondern 2019 im Vereinsheim des Velo- und Motorfahrer-Clubs Konstanz. Ausschnitte finden sich bei Youtube. Zu seinem Tod schickte der FC Bayern dem Vernehmen nach einen Kranz.

Gute Freunde – Der Aufstieg des FC Bayern – Mi. 22.11. – RTL: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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