Zweiter Fall von Julia Koschitz

"Im Schatten der Angst – Du sollst nicht lügen": Labile Psychiaterin gegen notorische Lügenerin

17.04.2023, 08.11 Uhr
von Eric Leimann

"Im Schatten der Angst" – Zum zweiten Mal ermittelt Julia Koschitz als forensische Psychiaterin Dr. Karla Eckhardt in Wien. Ihre "Gegnerin" ist eine von der Mercedes Müller gespielte junge Frau, die notorisch lügt. Hat sie tatsächlich ihren eigenen Therapeuten erschlagen?

ZDF
Im Schatten der Angst – Du sollst nicht lügen
Krimi • 17.04.2023 • 20:15 Uhr

Übrigens: prisma hat mit Hauptdarstellerin Julia Koschitz über ihre Rolle im TV-Film gesprochen. Das Interview finden Sie hier.

Julia Koschitz ist zwar in Frankfurt am Main aufgewachsen, ihre Eltern sind jedoch Exil-Wiener. Wer die beliebte Schauspielerin ausnahmsweise mal mit österreichischem Zungenschlag reden hören will, muss die ZDF/ORF-Koproduktion "Im Schatten der Angst – Du sollst nicht lügen" schauen, in der die 48-Jährige zum zweiten Mal nach 2019 ("Im Schatten der Angst") die Psychiaterin Dr. Karla Eckhardt spielt.

Kommt Karla hinter das Netz aus Lügen?

Als vermutlich etwas labile zumindest aber menschenscheue Ärztin soll sie an der historischen Wirkungsstätte Sigmund Freuds die Tiefen krimineller Seeler ausleuchten. Die junge Anna Lobrecht (Mercedes Müller) passt da gut ins Bild: Sie behauptet, ihren Psychologen am Donau-Ufer (wo sonst?) ermordet zu haben. Anna leidet unter "Pseudologia phantastica", weil sie ihren Vater, einen katholischen Priester, von klein auf verleugnen musste. So weit die Küchenpsychologie im Drehbuch von Till Endemann (auch Regie) und Paul Salisbury. Weil die kleine Anna immer dafür belohnt wurde, wenn sie wegen ihres Vaters "dicht hielt", muss die Tochter der kühlen Pfarrgemeinde-Haushälterin Margarete Lobrech (Johanna Orsini) mit den Falschbehauptungen weitermachen, bis, nunja, der Arzt kommt.

Eigentlich will Karla den Fall gar nicht übernehmen, denn sie hatte schon einmal mit Anna Lobrecht zu tun – und dieses Psychoduell ist ihr nicht in allzu guter Erinnerung, doch die Patientin verlangt nur nach ihr. Auch die etwas sperrige, dauerrauchende Kommissarin Irene Radek (Susi Stach) drängt die Psychiaterin, den Fall anzunehmen. Im "Pink Room", einem durchaus stimmungsvoll leeren, ganz in Rosa gehaltenen Verhörraum, treffen sich die beiden Frauen zum Gespräch. Wobei "Im Schatten der Angst – Du sollst nicht lügen" kein wirkliches Kammerspiel zweier sehr begabter Schauspielerinnen ist, sondern ein eher konventioneller Wien-Krimi, in dem so manches Psycho-Klischee von der Stange bemüht wird, um die düstere Handlung voranzutreiben. Was zum Beispiel hat der seltsame Krankenpfleger Martin Heller (Thomas Schubert) mit dem Fall zu tun, der von Anna Lobrecht besessen ist? Wird es Karla mit Sensibilität und ihrem Fachwissen schaffen, das Netz der Lügen und Täuschmanöver dieses Kriminalfalls aufzulösen?

Für Fans von klassischen, düsteren TV-Krimis 

Schon der erste "Im Schatten der Angst"-Krimi mit Julia Koschitz aus dem Jahr 2019 erhielt gemischte Kritiken. Einige lobten in jenem Psychoduell mit einer Figur, die von Justus von Dohnányi verkörpert wurde, die "clevere Konstruktion" des Plots und die dunkle, vor allem auf Psychologie basierende Spannung. Andere bezeichneten die deutsch-österreichische Produktion als "ödes küchenpsychologisches Sprechblasen-Ping-Pong voller impliziter Geschlechterklischees" ("FAZ"). Lob und Tadel mit ähnlichen Argumenten dürften auch auf den Nachfolge-Film herunterregnen: Die beiden Schauspielerinnen in den Hauptrollen sind gewohnt stark, und mit der von Susi Stach gespielten Kommissarin schreibt das österreichische Fernsehen weiter an seiner wahrscheinlich endlosen Anthologie skurriler polizeilicher Ermittlerinnen, der zuletzt mit Sissi Höfferer in der Miniserie "Tage, die es nicht gab" (ARD Mediathek) ein neues Highlight hinzugefügt wurde.

Auch ein toller Schauspieler wie Thomas Schubert, zuletzt im herausragenden Magdeburger "Polizeiruf 110: Ronny" zu sehen, taucht hier in einer Nebenrolle auf – und wirkt ziemlich unterfordert. Fans von klassisch konventionellen TV-Krimistücken der dunkleren Farbpalette werden den ZDF-Primetime-Krimi angenehm wegkonsumieren können. Wer etwas mehr als dräuende Klischees zu gutem Schauspiel sehen will, könnte jedoch enttäuscht werden.

Im Schatten der Angst – Du sollst nicht lügen – Mo. 17.04. – ZDF: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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