"Schwarzwaldkrimi: Schneekind"

Jessica Schwarz zum "Schwarzwaldkrimi": Historie mischt sich mit aktuellem Zeitgeschehen

07.01.2024, 11.29 Uhr
von Julian Lorenz
Jessica Schwarz verkörpert im Schwarzwaldkrimi die Kommissarin Maris Bächle.
Jessica Schwarz verkörpert im Schwarzwaldkrimi die Kommissarin Maris Bächle.  Fotoquelle: ZDF / Stefan Spreer

Seit dem 16. Dezember ist der neue "Schwarzwaldkrimi: Schneekind" in der ZDFmediathek verfügbar und wird am Dienstag, den  2. Januar und Mittwoch, den 3. Januar ab 20:15 Uhr im ZDF gezeigt. Wir haben mit der Hauptdarstellerin Jessica Schwarz über die historische Vorlage des neuen Falls gesprochen.

Im Schwarzwaldkrimi spielst du die Kommissarin Maris Bächle, die sich in der Region auskennt und mit ihrem Kollegen Konrad Diener Verbrechen aufklärt. Was macht eure Fälle so besonders?

Die Fälle im Schwarzwaldkrimi beschäftigen sich mit historischen Themen. Unsere Autorin ist da immer sehr neugierig und durchsucht manchmal tagelang Archive, um herauszufinden, was es aus der Region Interessantes zu erzählen gibt und wie man daraus einen Kriminalfall basteln kann. Es ist spannend, dass wir immer einen Zweiteiler drehen, in dem sich der historische Part mit dem aktuellen Zeitgeschehen mischt. Im neuen „Schwarzwaldkrimi: Schneekind“ geht es um sogenannte Verschickungskinder. Das ist ein Thema mit großer Relevanz, auch aktuell. Denn es geht um Aufklärung. Wir sprechen über eine Gruppe von 300.000 Menschen, die in Kuren geschickt und dort auf verschiedene Arten misshandelt wurden.

Das Thema scheint Ihnen sehr am Herzen zu liegen. Dabei wissen die meisten wahrscheinlich nicht, was Verschickungskinder sind.

Das stimmt. Ich hatte vorher auch noch nie davon gehört und bin immer wieder fasziniert davon, wie groß eine Problematik sein kann, ohne dass die Menschen darüber Bescheid wissen. Als ich mich dann aufgrund der Dreharbeiten damit auseinandergesetzt habe, stellte ich aber auch fest, wie viel im Moment darüber gesprochen und berichtet wird, im Radio, in Reportagen und so weiter. Die Eltern wollten ihren Kindern eigentlich etwas Gutes tun und schickten sie in Kuren, die im Schwarzwald angeboten wurden und die damals sehr populär waren. Die Kinder waren vielleicht krank oder etwas zu dünn oder dick, oder einfach überfordert und brauchten eine Auszeit. Letztendlich hat man diese kleinen Seelen, die viel Liebe und Aufmerksamkeit gebraucht hätten, hauptsächlich ruhiggestellt, auch mit Medikamenten. Dieses Thema muss in der Öffentlichkeit noch viel präsenter werden und deshalb finde ich es toll, dass der Schwarzwaldkrimi seine Möglichkeiten nutzt, um genau das zu tun. Und ich bin dankbar, dass ich einen kleinen Teil dazu beitragen kann.

Dass solche Verhältnisse in Deutschland noch vor 40 Jahren herrschen konnten, ist wirklich unvorstellbar.

Genau, unvorstellbar ist das richtige Wort. Deshalb ist es auch so wichtig, dass sich jetzt immer mehr Menschen zusammentun und sagen: Mir ist damals etwas passiert und ich möchte darüber sprechen. Nur so können diese Ereignisse aufgearbeitet werden.

Maris Bächle hat eine verrückte Geschichte: Sie wurde als Kind in einer Höhle gefunden. Das erinnert schon fast ans Dschungelbuch. Inwiefern wirkt sich das auf ihre Beziehung mit ihrem Partner Konrad Diener aus?

Das war natürlich erstmal schwierig. Wo du gerade das Dschungelbuch genannt hast: Ich habe Maris immer als einsamen Wolf gesehen, der gerne durch seine Wälder streift und die Natur zu lesen versteht. Deshalb tut sie sich erstmal sehr schwer damit, als sie einen Partner bekommt, der aus der Stadt kommt und die Themen ganz anders angeht. Plötzlich muss sie zum Beispiel oft Auto fahren, obwohl sie sonst eigentlich nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad in den Wäldern unterwegs war. Inzwischen funktioniert das aber schon ganz gut. Ich glaube auch, dass diese Partnerschaft, die die beiden eigentlich gar nicht wollten, gut funktioniert. Konrad geht faktisch an die Sachen heran und analysiert, während Maris auf ihre gute Intuition hört. Das passt gut zusammen und das weiß das ungleiche Duo mittlerweile auch selbst.

Also funktioniert die Partnerschaft so gut, weil sich die beiden ergänzen.

Ja, das würde ich mittlerweile sagen. Aber es gibt trotzdem noch eine gewisse Reibung. Nach den neuen zwei Folgen wird es zum Beispiel nochmal einen kleinen Rückschlag in der Beziehung geben, den ich persönlich ganz spannend finde.

Bei Maris‘ Vorgeschichte wird ja schon klar, dass das Zwischenmenschliche für sie nicht immer einfach ist.

Genau. Es geht viel um ihren Gerechtigkeitssinn und auch darum, wie man sich anderen gegenüber öffnet. Es fällt ihr schwer, Vertrauen aufzubauen. Wenn sie es dann doch schafft und dieses Vertrauen missbraucht wird, ist das für so eine fragile Person natürlich ein harter Schlag. Mehr kann ich dazu aber noch nicht verraten.

Der Krimi ist sehr erfolgreich und wurde teils von 7,5 Mio. Menschen im TV geschaut. Was ist das für ein Gefühl als Darstellerin?

Es ist ein wirklich tolles Gefühl. Wenn man die Mediathek mitzählt, kommen da ja sogar noch ein paar Millionen Zuschauer drauf, es ist also wirklich ein sehr erfolgreiches Format. Deswegen dürfen wir weitermachen und tun das auch gerne. Aber es gibt da keine festen Termine, wann das nächste Drehbuch steht. Das hängt ganz davon ab, wann das nächste spannende Thema gefunden wird. Und dann muss man sich noch überlegen: Wie bringt man diese Themen mit Motiven wie Rache in Verbindung und schafft es gleichzeitig, einen Bezug zur aktuellen Zeit zu schaffen? Das Ergebnis ist dann oft sehr komplex. Es gibt manche Drehbücher, die ich in zwei Stunden lese. Beim Schwarzwaldkrimi geht das nicht. Da mache ich mir eine Tasse Tee, nehme mir viel Zeit und konzentriere mich, um diese Geschichte mit all ihren vielschichtigen Charakteren und Rückblicken einzuordnen.

Wo können Fans Sie in nächster Zeit sehen?

Auf Sky und WOW läuft aktuell eine tolle Serie, die ich gedreht habe: „Unwanted“. Da spiele ich die Kapitänin eines großen Kreuzfahrtschiffes, das 28 Geflüchtete von einem brennenden Boot an Bord nimmt. Die Passagiere auf dem Kreuzfahrtschiff möchten Urlaub machen und auch den Problemen der Welt zumindest kurzzeitig entkommen. Das führt dann zu viel Reibung. Gerade in der heutigen Zeit, in der Flüchtlinge nur noch Zahlen sind, ist es wichtig zu erzählen, was diese Menschen für Wege hinter sich haben und warum sie sich überhaupt entschieden haben, ihre Heimat zu verlassen.

Der Zweiteiler "Schneekind. Ein Schwarzwaldkrimi" ist ab 16. Dezember in der ZDFmediathek und am 2. und 3. Januar um 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.

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