Ein Hauch von Amerika
29.03.2024 • 20:15 - 20:58 Uhr
Serie, Historienserie
Lesermeinung
Darf ein deutsches Mädchen einen schwarzen Besatzer lieben? Anfang der 50er-Jahre kommen Bauerntochter Marie (Elisa Schlott) und GI George (Reomy D. Mpeho) in der pfälzischen Provinz zusammen. Ihre Beziehung trifft auf vielerlei Widerstände und steht als eine von mehreren Geschichten im Zentrum der Miniserie "Ein Hauch von Amerika".
Vergrößern
Was hat ein Panzer der Army auf dem Acker der Familie Kastner zu suchen? Noch dazu während (von links) Marie (Elisa Schlott), ihr Bruder Vinzenz (Paul Sundheim), Mutter Luise (Winnie Böwe) und Vater Heinrich (Aljoscha Stadelmann) mühsam die Kartoffeln ernten wollen ...
Vergrößern
Im Haushalt der Amerikanerin Amy McCoy (Julia Koschitz) lernt Bauerntochter Marie (Elisa Schlott) eine ganz neue Welt kennen.
Vergrößern
ARD-Dreiteiler "Ein Hauch von Amerika": Marie Kastner (Elisa Schlott) erlebt, wie sich nach Ansiedlung der Amerikaner das Leben der Pfälzer Dorfgemeinschaft - aber auch das ihrer Besatzer - verändert.
Vergrößern
Maries (Elisa Schlott) Verlobter Siegfried (Jonas Nay, zweiter von links) kommt aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Wie soll es  nun mit George (Reomy D. Mpeho) weitergehen?
Vergrößern
Colonel McCoy (Philippe Brenninkmeyer, links) und Bürgermeister Strumm (Dietmar Bär, zweiter von links) haben schnell gelernt, miteinander Geschäfte zu machen. McCoys Assistent Meadow (Artjom Gilz übersetzt.
Vergrößern
Erika (Franziska Brandmeier, rechts) erhofft sich von den amerikanischen Soldaten eine neue Perspektive für ihr Leben. Dass Marie (Elisa Schlott) sich mit dem Bauernleben begnügen will, ist ihr fremd.
Vergrößern
Bill Meadow (Artjom Gilz) findet Bürgermeistertochter Erika Strumm (Franziska Brandmeier) attraktiv. Erika fühlt sich geschmeichelt - und träumt von einer "amerikanischen" Zukunft.
Vergrößern
Zwei US-Militär-Angehörige sind gekommen, um Marie (Elisa Schlott, dritte von links) zum Colonel zu bringen. Ihre Mutter Luise (Winnie Böwe) und Bruder Vinzenz (Paul Sundheim) haben Angst, dabei verbirgt sich ein Job-Angebot hinter der "Vorladung".
Vergrößern
Als wäre der Führer noch am Leben: Wiltrud Strumm (Marie Anne Fliegel, zweite von links) lebt in ihrer Vergangenheit. Damit irritiert sie ihren Sohn Friedrich (Dietmar Bär) und Schwiegertochter Anneliese (Anna Schudt).
Vergrößern
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2021
Altersfreigabe
12+
Serie, Historienserie

Erinnerungen an eine Zeitenwende

Von Eric Leimann

Das ARD-Historienstück "Ein Hauch von Amerika" erforschte 2021 deutsch-amerikanische Befindlichkeiten Anfang der 50-er an einem US-Truppenstützpunkt in der Pfalz. 3sat zeigt die sechsteilige Miniserie über Aufbruch, Zukunftsträume und Rassismus dies- und jenseits des Atlantiks noch einmal am Stück.

Nachdem Drittes Reich, Weltkrieg sowie Teilung und Wiedervereinigung in zahlreichen deutschen Event-Movies und Mehrteilern aufgearbeitet wurden, scheint sich in den letzten Jahren die Nachkriegszeit als neues Setting für fiktionales Erzählen herauszukristallisieren. Klar, passt schon irgendwie. Produktionen wie "Bonn – Alte Freunde, neue Feinde" oder "Unsere wunderbaren Jahre" erinnern an eine Zeit, in der das (ältere) öffentlich-rechtliche Publikum entweder selbst jung war oder von der man von den Eltern viel erzählt bekommen hat. Licht in die Befindlichkeiten der Nachkriegszeit brachte im Herbst 2021 auch der ARD-Mehrteiler "Ein Hauch von Amerika", den 3sat nun noch einmal als viereinhalbstündige Erzählung linear am Stück zeigt.

Elisa Schlott spielt die 27-jährige Bauerntochter Marie. 1951 macht sie im beschaulichen Pfälzer Ort Kaltenstein Bekanntschaft mit den amerikanischen Besatzern. Nach der Explosion einer alten Fliegerbombe auf dem Kartoffelacker ihrer Familie zerstört ein amerikanischer Panzer auch noch deren Ernte. Der Fahrer des Panzers, ein schwarzer Soldat namens George (Reomy D. Mpeho), will den Schaden wieder gut machen und ist sofort fasziniert von Marie. Doch die bleibt erst mal reserviert. Ihre Freundin Erika (Franziska Brandmeier), Tochter von Bürgermeister Strumm (Dietmar Bär), ist dagegen begeistert vom Lebensgefühl, das die Amerikaner in das verschlafen-konservative Kaltenstein bringen. Sie könnte sich eine Beziehung zu einem GI durchaus vorstellen ...

PRISMA EMPFIEHLT
Täglich das Beste aus der Unterhaltungswelt bequem in Ihr Mail-Postfach? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter "PRISMA EMPFIEHLT" und erhalten ab sofort die TV-Tipps des Tages sowie ausgewählte Streaming- und Kino-Highlights.

Schwarze GIs in Deutschland: Rassismus von zwei Seiten

Ebenso euphorisch sind George und seine schwarzen Kameraden, die in Deutschland zum ersten Mal einen Hauch von Freiheit erleben, wenn sie in der Kaltensteiner Kneipe grenzenlos Bier bestellen und mit einem "Fräulein" ausgehen können. Während Erikas Bürgermeister-Vater mit den Amerikanern fleißig Geschäfte macht, legt sich Marie mit den GIs an. Als ihr Vater (Aljoscha Stadelmann) nach einem Wutausbruch verhaftet und dann auch noch sein Land für den Bau eines US-Militärkrankenhauses annektiert wird, nimmt Marie einen Job auf der Army-Base im Haushalt des Colonel Jim McCoy (Philippe Brenninkmeyer) an, um den Hof und die Existenz ihrer Familie zu retten. Vor allem mit McCoys Frau Amy (Julia Koschitz) versteht sich die junge Deutsche ausgezeichnet. Währenddessen ist unklar, ob Maries Verlobter Siegfried (Jonas Nay) noch einmal aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückkehren wird ...

Die Themen jenes "Culture Clashs" der frühen Besatzerjahre, der sowohl für junge Deutsche wie auch die amerikanischen GIs sehr prägend waren, verpacken die 270 Minuten Event-Fernsehen ziemlich effizient in ein typisches deutsches Fernsehmelodram. Die empfundene Freiheit der schwarzen GIs in Deutschland, der Rassismus gegen sie vonseiten der Deutschen wie auch ihrer weißen Vorgesetzten und Kameraden – all das wird hier erstmals in einem großen deutschen TV-Programm thematisiert.

Antisemitismus in der deutschen Nachkriegsprovinz

Auch von älteren Deutschen wird erzählt, deren Wurzeln in die Vergangenheit scheinbar gekappt waren. Im Mittelpunkt steht jedoch jene junge Generation Deutscher, die den "Hauch von Amerika" als große Verheißung, ja als Traum von einem besseren und freieren Leben verstand. Sogar der erschreckende Nachkriegs-Antisemitismus gegen Juden, die frühzeitig in Deutschland Lokale eröffnen durften, kommt im Mehrteiler vor.

Ja, all diese Themen waren damals sehr präsent in der jungen BRD, zumindest unter der Oberfläche – auch wenn sie der Film etwas zu melodramatisch (Drehbuch: Johannes Rotter, Jo Baier, Christoph Mathieu, Ben von Rönne) und in der Bildsprache eher klassisch aufbereitet. Trotzdem mit Erfolg: 4,4 Millionen Menschen schalteten den Auftakt der historischen Eventserie 2021 im Ersten ein.

Ein Hauch von Amerika – Fr. 29.03. – 3sat: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Top stars

Das beste aus dem magazin

Ian Hill von Judas Priest!
Star-News

Ian Hill: "Kein Wunder, dass damals so ziemlich jeder übergeschnappt ist"

Ian Hill ist der Bassist der Heavy-Metal-Band Judas Priest. Im Interview spricht der Engländer über die wilden 80er, wie ihre Musik geprägt hat und über vieles mehr.
Professor Dr. Sven Ostermeier
ist Facharzt für Orthopädie und 
Unfallchirurgie, Sportmedizin, 
Chirotherapie und spezielle 
orthopädische Chirurgie. Der 
Schulter- und Knie-Experte arbeitet als leitender Orthopäde 
der Gelenk-Klinik Gundelfingen. 
Außerdem ist er Instruktor der  Gesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie (AGA).
Weitere Themen aus dem Magazin

Sportlich fit bis ins hohe Alter – so geht´s

Welche Sportarten Best Ager ab 55 Jahren starten können und welche besser nicht, hat prisma Sportmediziner Dr. Sven Ostermeier im zweiten Teil der Serie „Sport im Alter“ gefragt.
Dr. Melanie Ahaus 
ist niedergelassene Kinder- und Jugendärztin in Leipzig und Sprecherin 
des Berufsverbandes der Kinder- und 
Jugendärzt*innen 
in Sachsen.
Weitere Themen aus dem Magazin

Dellwarzen – lästiges Mitbringsel aus dem Schwimmbad

Dellwarzen sind ein lästiges Mitbringsel aus dem Schwimmbad. Dr. Melanie Ahaus erklärt in der prisma Arzt-Kolumne, was am besten dagegen hilft.
Katharina Wackernagel spielt in „Mord mit Aussicht“ Marie Babler.
Weitere Themen aus dem Magazin

Katharina Wackernagel: „An die Stelle von Skepsis ist Vorfreude getreten“

Fans des fiktiven Eifel-Örtchens Hengasch können sich freuen: Ab Dienstag, 16. April, läuft die fünfte Staffel der Erfolgsserie "Mord mit Aussicht" immer dienstags um 20.15 Uhr in der ARD. prisma hat mit Hauptdarstellerin Katharina Wackernagel anlässlich dieses Starts gesprochen.
"Reisen Reisen" ist Deutschlands beliebtester Reise-Podcast.
Reise

Reise-Tipp fürs Wochenende: Utrecht

Wer auf der Suche nach Inspiration rund ums Verreisen ist, kommt an Deutschlands beliebtestem Reise-Podcast „Reisen Reisen“ nicht vorbei. Jochen Schliemann und Michael Dietz nehmen Euch mit zu Zielen, die „um die Ecke“ oder am Ende der Welt liegen. Einer ihrer Lieblinge in den Niederlanden: Utrecht!
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie, Buchautor und bekannt als „Doc Esser“ in TV und Hörfunk.
Gesundheit

In wenigen Tagen den Darm auf Trab bringen

Rund 20% aller Menschen in Deutschland leiden unter Verstopfung. Doc Esser verrät, was wirklich hilft.