08.05.2018 Mit dem E-Dreirad durch die Republik

Easy Rider oder: ein Schub fürs Leben

Von Svenja Dahlhaus
"Es verschafft mir ein Gefühl von Freiheit": Gunda Krauss ist mit ihrem E-Dreirad viel unterwegs
"Es verschafft mir ein Gefühl von Freiheit": Gunda Krauss ist mit ihrem E-Dreirad viel unterwegs Fotoquelle: Rainer Hauck

Wenn Gunda Krauss auf ihrem "Easy Rider" durch München kurvt, ist ihr Glück perfekt. Ein Tag ohne Spritztour auf ihrem apfelgrünen Flitzer? "Da werde ich unruhig", sagt die 79-jährige Bayerin. "Der Easy Rider hat einen neuen Menschen aus mir gemacht. Er hält mich lebendig und verschafft mir ein beglückendes Gefühl von Freiheit." Das Dreirad mit Elektromotorunterstützung hält die Rentnerin nicht nur mobil, es treibt sie auch förmlich an.

Vor neun Jahren entdeckte Gunda Krauss das Gefährt für sich, in einer Phase, in der es ihr gesundheitlich schlecht ging. "Ich konnte nach zwei Hüftoperationen kaum laufen, ein Auto hatte ich nicht mehr. Ich fühlte mich eingeschränkt und hatte meine Lebensfreude verloren", sagt sie. Dann sah sie das Elektro-Dreirad auf einem Straßenfest in München. Sämtliche Erledigungen macht sie seitdem damit – und natürlich viele Ausflüge. "Wenn ich unterwegs bin, werde ich häufig angesprochen. Die Leute winken mir zu, viele kennen mittlerweile meinen Namen", sagt die gelernte Bauzeichnerin.

Von Bayern bis nach Rügen

Einen Schub gab ihrer Bekanntheit eine E-Dreirad-Tour quer durch Deutschland, die sie gemeinsam mit ihrem Hund Sauser über mehr als 1 000 Kilometer von ihrer bayerischen Heimat bis nach Rügen führte. Der Münchner Umweltschutzverein Green City organisierte und unterstützte die außergewöhnliche Reise. Seitdem engagiert sich Krauss als Dreirad-Botschafterin – nicht nur, um älteren Menschen mit ihren Erfahrungen Mut zu machen, sondern auch zur Unterstützung von Projekten zum Umweltschutz oder zum sicheren Radfahren.

"Ich halte Vorträge in Schulen und die Kinder sind wahnsinnig interessiert an meiner Geschichte. Genauso gehe ich aber auch in Altenzentren oder auf Seniorenmessen", sagt die 79-Jährige, die derzeit ein Buch über ihr E-Dreirad-Abenteuer schreibt und damit auf Lesereise gehen möchte. "Ich setze mich dafür ein, dass Dreiräder häufiger als Hilfsmittel verschrieben werden. Für Menschen mit körperlichen Einschränkungen, Gleichgewichtsproblemen oder Angst vor Stürzen mit dem Fahrrad ist ein Dreirad genau das Richtige. Es kann eine gute Alternative zu Rollator oder Rollstuhl sein, aber bei der Aufklärung darüber sehe ich Nachholbedarf."

Von den Krankenkassen werden Dreiräder für Erwachsene unter bestimmten Umständen als Hilfsmittel anerkannt. Dies wird im Einzelfall geprüft.

Die richtige Wahl

Das Sessel-Dreirad gilt als besonders komfortabler Typ – der "Easy Rider" gehört zu dieser Kategorie. Statt eines Fahrradsattels verfügt es über einen niedrigen, bequemen Sitz mit Rückenlehne. "Man kann gut aufund absteigen, sitzt entspannt und muss beim Halten nicht balancieren", sagt Gunda Krauss. Auch in Sachen Geschwindigkeit ist beim Sessel-Dreirad mehr drin als beim klassischen Erwachsenen-Dreirad. Eine weitere Variante sind Komfort-Dreiräder, die aus dem Liegeradbereich kommen. Hier befindet sich der Lenker unter dem Sitz. Fast alle Modelle gibt es mit Elektromotor zur Tretunterstützung.

Vor dem Kauf rät Krauss aus eigener Erfahrung zu einer umfassenden Beratung beim Fachhändler inklusive Probefahrten auf verschiedenen Modellen. Einen Überblick rund ums Thema (E-)Dreirad gibt der ökologische Verkehrsclub VCD auf seiner Website zum Projekt "Pedelec statt Auto – aber sicher!".

Mehr: e-radfahren.vcd.org

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