Anfang der 70er-Jahre startet Udo Lindenberg (Jan Bülow) durch.
"Lindenberg! Mach dein Ding" erzählt die Geschichte des wohl bekanntesten Rockmusiker Deutschlands: Udo Lindenberg.

Lindenberg! Mach dein Ding

KINOSTART: 16.01.2020 • Biopic • D (2019) • 135 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Produktionsdatum
2019
Produktionsland
D
Laufzeit
135 Minuten

Filmkritik

Immer auf Kurs
Von Nadine Wenzlick

Wer steckt eigentlich hinter der Sonnenbrille? "Lindenberg! Mach dein Ding!" erzählt, wie aus dem Klempnersohn Udo Lindenberg Deutschlands bekanntester Rocker wurde.

Udo Lindenberg ist zweifellos eine Ikone. Er hat 20 Millionen Tonträger verkauft und rockte auf Deutsch, als es sonst nur Schlager gab. Er hat eine Eierlikörserie namens Lekerelle, ein auf seiner Musik basierendes Musical, ein eigenes Museum in Hamburg – und nun auch ein Biopic über sein Leben. "Lindenberg! Mach dein Ding" erzählt, wie aus dem kleinen Udo Gerhard Lindenberg aus der westfälischen Provinz einer der bekanntesten Rockmusiker Deutschlands wurde. In der Hauptrolle: ein fantastischer Jan Bülow.

Der Film spielt in den frühen 70ern und zeichnet außerdem in Rückblenden Lindenbergs Kindheit nach. Schon als Sechsjähriger trommelt Lindenberg auf einem Blecheimer und träumt davon, Musiker zu werden – doch sein missmutiger Vater (Charly Hübner) gibt ihm immer wieder zu verstehen, dass Lindenbergs Klempner zu sein haben. Udo allerdings will lieber die Welt sehen. Mit dem Ziel, später auf einem Kreuzfahrtschiff zu arbeiten, fängt er mit 15 eine Kellnerlehre an. Nach Feierabend sitzt er in Jazz-Clubs am Schlagzeug. Als ihm ein Job als Drummer angeboten wird, schmeißt er die Ausbildung hin. So landet er schließlich auf einer US-amerikanischen Militärbasis in der libyschen Wüste. Zurück in Deutschland hält er sich mit Live-Auftritten auf der Reeperbahn und Aufnahmen für Werbespots über Wasser – und spielt unter anderem die Titelmelodie für den "Tatort" ein.

All diese Irrungen und Wirrungen, von denen eben nicht jeder weiß, machen den Film sehenswert und spannend. Die Zuschauer erleben einen jungen und großmäuligen, aber auch verletzlichen Lindenberg. Die Botschaft steckt dabei schon im Titel: Mach dein Ding. Es geht darum, nicht aufzugeben und an sich zu glauben. So wie auch Udo Lindenberg sich trotz zwischenzeitlicher Niederlagen nie vom Kurs abbringen lässt. Seine erste LP ist zwar ein großer Flop, doch Lindenberg gelingt es, seine Plattenfirma zu einer weiteren Single zu überreden. Ausgerechnet mit der B-Seite "Hoch im Norden" gelingt ihm 1973 der überraschende Durchbruch.

Wer glaubt, "Mach dein Ding!" springe nach den Erfolgen von Musikfilmen der jüngeren Vergangenheit wie "Bohemian Rhapsody" und "Rocketman" lediglich auf einen Zug auf, liegt übrigens falsch. Schon vor drei Jahren sprach Produzent Michael Lehmann Regisseurin Hermine Huntgeburth wegen des Projekts an. Mit viele Liebe für Kulissen und Kostüme gelingt es dem Film nun, den Geist der späten 60er und frühen 70er einzufangen – ob in Bezug auf Hamburgs aufregendes Nachtleben oder Lindenbergs wildes Liebesleben. Hauptdarsteller Jan Bülow ("Radio Heimat"), der die Lieder für den Film alle selbst eingesungen hat, spielt Lindenberg dabei mit überzeugender Eigenständigkeit.

Ein paar kleine Kritikpunkte gibt es trotzdem. Beizeiten wirkt der Film zu überspitzt. Zum Beispiel, wenn Lindenbergs Mutter mit der Nachricht vom Tod seines Vaters in die Kneipe Onkel Pö spaziert kommt, während der Sohn das erste Mal "Mädchen aus Ostberlin" singt oder als Bassist Steffi Stephan (Max von der Groeben) zum wiederholten Mal gefeuert wird. Und hatte Lindenberg wirklich in jeder Lebenssituation eine Flasche Hochprozentigen in der Hand? Trotzdem: Am Ende des Filmes wünscht man sich – genau wie bei "Rocketman", der nur einen Teil von Elton Johns Leben abgebildet hat – eine Fortsetzung. Weil man einfach unbedingt mehr wissen möchte über diesen interessanten, eigenartigen und ganz offenbar unheimlich warmherzigen Udo Lindenberg.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Darsteller

Detlev Buck am Set von "Same Same But Different"
Detlev Buck
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