Wilfried Böse (Daniel Brühl) und Brigitte Kuhlmann (Rosamund Pike) bewachen das entführte Flugzeug.
"7 Tage in Entebbe" erinnert auf der Basis aktueller Zeitzeugenberichte an die einwöchige Entführung eines Passagierflugzeugs der Air France durch palästinensische und deutsche Terroristen.

7 Tage in Entebbe

KINOSTART: 03.05.2018 • Thriller • USA / GB (2018) • 107 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
7 Days of Entebbe
Produktionsdatum
2018
Produktionsland
USA / GB
Laufzeit
107 Minuten

Filmkritik

Um Neutralität bemüht
Von Kai-Oliver Derks

Die Fakten sind bekannt: Am 27. Juni 1976 wird der Flug 139 der Air France entführt. An Bord sind zwölf Personen Besatzung und 258 Fluggäste. Bei den Tätern handelt es sich zum einen um zwei Mitglieder der "Volksfront zur Befreiung Palästinas" sowie um die beiden Deutschen Wilfried Böse und Brigitte Kuhlmann, die Gründungsmitglieder der sogenannten Revolutionären Zellen waren. Das Ziel ist die Freipressung von palästinensischen Gefangenen. Nach sieben Tagen wird schließlich der Flughafen in Entebbe (Uganda) von einer Einsatztruppe des israelischen Militärs gestürmt. Die Geiselnehmer, drei Geiseln, mehrere ugandische Soldaten und ein israelischer Offizier werden dabei getötet. – Das alles ist Geschichte, die schon mehrfach, meist in dokumentarischer Form erzählt wurde. Ins Kino kommt nun die Spielfilm-Version des brasilianischen Regisseurs José Padilha, die im Februar bei der Berlinale ihre Premiere außerhalb des Wettbewerbs feierte.

Padilha wusste um die Sensibilität dieses ewig brisanten Konflikts. Es galt, in gewisser Hinsicht, den neutralen Blick zu wahren. Der Regisseur befragte Zeitzeugen, die später auch bei den Dreharbeiten dabei waren. Auf der Basis des Drehbuchs von Gregory Burke sollte eine möglichst akribische Nacherzählung der Ereignisse entstehen. Burkes Text basiert auf dem Buch des britischen Historikers Saul David, das 2015 erschien.

So ist "7 Tage in Entebbe" zunächst ein Entführungsthriller klassischer Prägung, der hierzulande vor allem durch die beiden deutschen Entführer Böse (Daniel Brühl) und Kuhlmann (Rosamund Pike) zusätzlich an Aufmerksamkeit gewinnen wird. Ihr Ziel: Sie wollen die RAF-Terroristin Ulrike Meinhof freibekommen, die palästinensischen Entführer indes haben vor allem die jüdischen Passagiere als erstes Ziel ausgemacht. Papiere werden eingesammelt. Die Angst an Bord erhält zusätzlich zum bloßen Entführungsfall eine politische Dimension.

Akribisch folgt der Film der Route der Maschine ins libysche Bengasi bis hin zum Flughafen Entebbe, nicht weit von der Hauptstadt Ugandas. In einem höchst skurrilen Moment des Films heißt der Diktator Idi Amin (Nonso Anozie) im Terminal seine "Gäste" willkommen. Weitere palästinensische Entführer kommen hinzu. Böse und Kuhlmann wird klar, dass sie eher Marionetten waren denn aktive Mitstreiter. Vor allem Böse gerät in einen inneren Konflikt. Als die Geiseln nach jüdischer und nicht jüdischer Herkunft getrennt werden, wird er unmittelbar mit den faschistischen Prägungen des Moments konfrontiert, die seiner eigentlichen Ideologie entgegenstehen. Ein Antisemit will er nicht sein. Ein Freispruch ist dies dennoch nicht. Verbrecher bliebt Verbrecher, daran lässt José Padilha keinen Zweifel, auch wenn er dem Deutschen eine innere Zerrissenheit zugesteht, die dem Film neben dem Schicksal der Geiseln eine weitere emotionale Note gibt.

Parallel zu den Ereignissen an Bord und in Entebbe, wenngleich mit deutlich weniger Raum, beschreibt der Film die Konflikte innerhalb der israelischen Regierung, die sich zum Handeln gezwungen fühlt. Premierminister Yitzhak Rabin (Lior Ashkenazi) und Verteidigungsminister Shimon Peres (Eddie Marsan) streiten um die richtige Antwort. Peres ist es schließlich, der sich mit dem Vorschlag einer Militäraktion durchsetzt. Eine Spezialeinheit nähert sich mit einem Trick dem Gelände, das Gebäude wird gestürmt ...

Es ist vor allem die weitgehend durch Sachlichkeit geprägte Erzählweise, die aus "7 Tage in Entebbe" ein relevantes Dokument macht. Auch wenn die Geiseln allesamt nur Nebenrollen spielen, erhalten sie doch punktuell immer wieder Raum, ebenso wie die Besatzung der Air France. José Padilha lässt keinen Zweifel daran, wer in diesen Tagen die Opfer waren. Doch nimmt er sich auch intensiv der Täter und ihrer unterschiedlichen Motivationen an.

Eingebettet ist der gesamte Film in eine glänzend präsentierte Metapher: Unter den Männern, die die Geiseln befreien, befindet sich auch ein junger Soldat namens Zeev (Ben Schnetzer). Seine Freundin ist Tänzerin und lehnt militärische Lösungen, in welchem Zusammenhang auch immer, ab. Mehrfach werden wichtige Momente des Films gegengeschnitten mit dem Tanzstück "Echad Mi Yodea" des israelischen Batsheva-Ensembles. Im Verlauf des Tanzes beginnen sie, ihre klassische jüdisch-orthodoxen Kleidung abzulegen. Nur einer der Tänzer tut es nicht und stürzt, eingezwängt durch die Historie, ein ums andere Mal.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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