Jared Eamons (Lucas Hedges, links, mit Troye Sivan) soll durch das Therapieprogramm "Love in Action" wieder heterosexuell werden.
Ein Collegestudent aus konservativ-christlichem Elternhaus gerät in "Der verlorene Sohn" in die Fänge der "Konversionstherapie", mit der religiöse Eiferer Homosexualität "heilen" wollen.

Der verlorene Sohn

KINOSTART: 21.02.2019 • Drama • USA/ AUS (2018) • 115 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Boy Erased
Produktionsdatum
2018
Produktionsland
USA/ AUS
Budget
15.000.000 USD
Einspielergebnis
4.496.637 USD
Laufzeit
115 Minuten

Filmkritik

Die Tyrannei der Frömmigkeit
Von Andreas Günther

Gott will, dass du heterosexuell bist, behaupten die Vertreter der sogenannten "Konversionstherapie" in den USA. "Der verlorene Sohn" erzählt, wie christliche Eiferer jungen Schwulen und Lesben das Leben zur Hölle machen.

"Häusliche Gewalt!", ermahnt der Pastor und selbsternannte Psychologe Victor Sykes theatralisch mit ausgestrecktem Zeigefinger. Beflissen tragen Collegestudent Jared Eamons (Lucas Hedges, "Ben Is Back") und die anderen jungen Teilnehmer des Programms "Love in Action" häusliche Gewalt in die Liste der Dinge ein, die die Persönlichkeit beschädigen und verbiegen. Sich dessen bewusst zu werden, das ist doch immer gut, oder? Nicht, wenn es fragwürdigen Zielen dient. Das zeigt das hervorragende Drama "Der verlorene Sohn". Joel Edgerton, der nicht nur den Priester Sykes spielt, sondern auch die Regie übernahm und das Drehbuch schrieb, konfrontiert den Zuschauer in seinem Film mit einer Welt des religiösen Wahns.

Jared wächst in einer konservativen christlichen Familie im Süden der USA auf. Dass er schwul ist, ist für seine Eltern Schande und Gotteslästerung zugleich. Wie schätzungsweise 700.000 seiner Landsleute unterzieht sich Jared, wenngleich unter Druck, einer sogenannten "Konversionstherapie", die ihm die angebliche "Sünde" austreiben soll. In den meisten US-Bundesstaaten ist das bis heute legal, in Deutschland übrigens auch.

Einige Zeit wohnt Jared mit seiner Mutter Nancy (Nicole Kidman) in einem Hotel in einer fremden Stadt. Jeden Tag von neun Uhr morgens bis fünf Uhr nachmittags absolviert er dort das Programm "Love in Action". Es soll ihm seine Homosexualität abtrainieren – mit Zwang zu intimen Geständnissen, Übungen im breitbeinigen Stehen und Gehen, mit Rollenspielen, öffentlichen Reuebekundungen und endlosen Tiraden des charismatischen Organisationsleiters Victor Sykes.

Mit seinem Coming-out hatte Jared die Eltern geschockt. Sein Vater (Russell Crowe), Pastor und Autohändler, schickt nach Beratung mit seinen theologischen Kollegen und mit stillschweigender Zustimmung seiner Frau sein einziges Kind in die Radikaltherapie. Denn Pastor Sykes belässt es nicht bei Appellen. Er holt die Bibel auch hervor, um ganz physisch die vermeintlich teuflische Homosexualität herauszuprügeln. Jared ist dafür der nächste auf seiner Liste.

Der Film beruht auf dem Erinnerungsbericht "Boy Erased" von Garrard Conley, der auch auf Deutsch erschienen ist. Allerdings hat Conleys Buch mehr den Charakter einer Selbsterforschung unter Einbezug seiner Familie und Freunde. Der Film von Edgerton hingegen spitzt zu und konzentriert sich stärker auf die Konfrontation zwischen Sykes und Jared. Zudem gibt er tiefere Einblicke in die totalitär anmutenden Abgründe der "Konversionstherapie", wie sie Conley nach seinen Erfahrungen bei "Love in Action" in mehreren Zeitungsartikeln beschrieb.

Vor allem aber erzählt "Der verlorene Sohn" von einer bedrückenden Tyrannei der Frömmigkeit. Zumindest mit einem nicht unbedeutenden Teil des modernen Amerikas scheint sie fest verwachsen zu sein und stellt sogar anerkannte Formen der Gesprächstherapie in ihren Dienst. Das religiöse Dogma lässt niemanden gerade bleiben. Jared sieht sich zur Lüge gezwungen, seine Mutter wünscht sich vielleicht doch mehr, als ihr "reines Gewissen" verträgt, und der Vater droht an der Unfähigkeit zur Liebe zu seinem Sohn zu zerbrechen. Das ist ehrliche Aufklärung, von drei Stars uneitel gespielt.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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