Wie niedlich! Der kleine Elefant ist diesmal mittels modernster Computeranimation zum Leben erweckt worden.
Nach "Alice im Wunderland" (2010) darf Regisseur Tim Burton mit "Dumbo" nun erneut einen Disney-Trickfilm-Klassiker in einen Realfilm verwandeln.

Dumbo

KINOSTART: 28.03.2019 • Familie • USA (2019) • 112 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Dumbo
Produktionsdatum
2019
Produktionsland
USA
Budget
170.000.000 USD
Einspielergebnis
215.832.199 USD
Laufzeit
112 Minuten
Regie

Filmkritik

Große Ohren, riesiges Herz
Von Markus Schu

Disneys Neuverfilmungs-Offensive ebbt nicht ab: Nach kommerziell erfolgreichen Remakes von Zeichentrickklassikern wie "Das Dschungelbuch" und "Die Schöne und das Biest" kommt nun auch "Dumbo" zu Realfilm-Weihen. Ob Kult-Regisseur Tim Burton damit endlich wieder ein Hit gelingt?

Nun also "Dumbo". In Disneys Bestreben, seinen liebgewonnenen Zeichentrickklassikern in Form von Realfilm-Remakes zu neuem Glanz zu verhelfen, hat es jetzt auch den kleinen Elefanten mit den riesigen Ohren erwischt, der 1941 erstmals über die Leinwand flog. Mit dem exzentrischen Filmemacher Tim Burton wurde zudem einen Regisseur an Bord geholt, der dem Mäusekonzern bereits im Jahr 2010 mit seiner Neuverfilmung von "Alice im Wunderland" einen Milliardenhit bescherte. Mit hohem Produktionsaufwand und einer beeindruckenden Darstellerriege schickt sich Burton nun also an, eine neue Kino-Generation für die Abenteuer des putzigen Dickhäuters zu begeistern.

In der 2019er-Variante von "Dumbo" stehen neben dem tierischen Star vor allem die menschlichen Figuren im Vordergrund. Nicht mehr ein kleiner Elefant ist alleinige Hauptfigur, sondern auch ein Mann namens Holt Farrier (Colin Farrell), der im Ersten Weltkrieg seinen linken Arm verloren hat. Nun kehrt er zu seinem alten Wanderzirkus zurück und hofft, seine frühere Arbeit als Rodeo-Reiter wiederaufnehmen zu können. Durch den Direktor Max Medici (Danny DeVito) und seine Kinder Milly (Nico Parker) und Joe (Finley Hobbins) erreicht ihn aber eine Hiobsbotschaft nach der nächsten: Seine Frau starb an der Grippe, die Zirkuspferde wurden verkauft, und die Zukunft des Zirkus steht auf der Kippe.

Abhilfe verspricht die Geburt eines Elefanten. Der süße Jumbo Junior soll neues Publikum anlocken. Doch das Rüsseltier hat viel zu große Ohren und wird als Missgeburt abgestempelt – nur Milly und Joe halten zu dem tollpatschigen Dickhäuter, der recht schnell den abfälligen Spitznamen Dumbo erhält. Überraschenderweise aber wird der niedliche Elefant bald zum Star in der Manege: Mit seinen übergroßen Ohren kann Dumbo nämlich fliegen! Dieses Talent ruft schon bald den skrupellosen Unternehmer V.A. Vandevere (Michael Keaton) auf den Plan, der mit dem kleinen Elefanten reich werden will.

Sprechende Tiere und Musical-Einlagen sucht man in der Neuverfilmung von "Dumbo" vergebens – doch Autor Ehren Kruger ("Ghost In The Shell", "Ring") und Regisseur Burton würzen ihr Remake mit zahlreichen Szenen, die dem Originalfilm liebevoll Tribut zollen. Ikonische Songs werden clever in den neuen Film integriert, und sogar die berühmte Szene mit den rosa Elefanten findet ihren Weg in die Realverfilmung – wenngleich ohne psychedelisch anmutenden Alkoholrausch. Nichtsdestotrotz ist diese Sequenz eines der visuellen Highlights des prächtig ausgestatteten und brillant animierten Films.

Tim Burton findet zu alter Stärke zurück

Allerdings hat sich der stilwütige Filmemacher Burton bei seiner neuesten Arbeit in seiner Exzentrik deutlich zurückgehalten. Doch das heißt nichts Schlechtes: "Dumbo" gelingt das Kunststück, fantastisch und geerdet zugleich zu sein. Burtons Vorstellungskraft wurde hier keineswegs gezügelt – sie hat lediglich einen klaren Rahmen erhalten, in dem sie sich entfalten kann, ohne in absurde Gefilde abzudriften. Nach einer für seine Verhältnisse eher schwächeren Phase mit Werken wie "Die Insel der besonderen Kinder" und "Big Eyes" findet der Kult-Regisseur hier wieder zu alter Stärke zurück.

Dabei entfernt sich Burton auch nicht von den bisherigen Themen seiner Filmografie. Denn auch die Geschichte um den ungewöhnlichen kleinen Elefanten ist im Kern eine Außenseiterballade, wie der Regisseur sie schon in seinen Meisterwerken "Edward mit den Scherenhänden" und "Big Fish - Der Zauber, der ein Leben zur Legende macht" erzählt hat. Dabei profitiert "Dumbo" neben seinem animierten Star vor allem von den hervorragenden Kinderdarstellern, und auch Colin Farrell überzeugt in einer für ihn recht untypischen Rolle. Danny DeVito und Michael Keaton, die bereits mehrfach für Burton vor der Kamera standen, machen ihren Job ebenfalls hervorragend. Ein Highlight ist jedoch Eva Green: Die in Paris geborene Schauspielerin darf ihre Artistin Colette mit französischem Akzent mimen und spielt mit einer Anmut, die nur wenige Darstellerinnen besitzen.

Letztendlich ist "Dumbo" eine herzerwärmende Geschichte um Verlust und Zusammenhalt, die zudem mit Kritik an übertriebener Kommerzialisierung aufwartet. Das mag man heuchlerisch finden, weil der Disney-Konzern mittlerweile für viele zum Sinnbild eines ungezügelten Kapitalismus geworden ist. Doch Burtons neuer Film ist kein kühl kalkulierten Blockbuster, sondern ein warmes Plädoyer für Andersartigkeit und Freundschaft. Es wird sich zeigen, ob Disney mit seinen kommenden Remakes von "Aladdin" und "Der König der Löwen" ein ähnlich großer Wurf gelingt.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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