Zumindest in der Truppenstärke können es die Eternals von Beginn an mit den Avengers aufnehmen.
Oscar-Preisträgerin Chloé Zhao ("Nomadland") erzählt im neuen Marvel-Film "Eternals" von gottgleichen Weisen, die unseren Planeten beschützen.

Eternals

KINOSTART: 03.11.2021 • Fantasy • USA (2021) • 157 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Eternals
Produktionsdatum
2021
Produktionsland
USA
Budget
200.000.000 USD
Einspielergebnis
402.027.582 USD
Laufzeit
157 Minuten
Von Andreas Fischer

Im neuen Marvel-Kracher "Eternals" müssen Hollywoodgrößen wie Angelina Jolie, Kit Harington und Salma Hayek die Welt retten. Am Ende sind die Superhelden auch nur Menschen.

"Warum habt ihr nicht gegen Thanos geholfen?" Diese Frage kann man durchaus stellen, wenn man erfährt, dass gottgleiche Wesen seit Jahrtausenden auf der Erde leben und die Menschen beschützen sollen. Die Antwort gibt es in Marvels neuem Superhelden-Film "Eternals" eher beiläufig, andere Sachen sind wichtiger für das knappe Dutzend neuer Superhelden im Marvel Cinematic Universe. Man kann es Regisseurin Chloé Zhao nicht verdenken, nicht allzu viel Zeit mit der Vergangenheit zu verschwenden. Schließlich soll die Oscar-Gewinnerin ("Nomadland") das MCU in die Zukunft führen. Und das ist ziemlich viel verlangt, oder, um ganz ehrlich zu sein, zum Scheitern verurteilt.

Ja, man muss es ehrlich sagen: "Eternals" ist ein gescheiterter Film. Trotz einer Top-Besetzung mit Angelina Jolie und Salma Hayek, mit "Game of Thrones"-Star Kit Harington, mit Harry Styles, Gemma Chan ("Humans") und einigen erfrischenden, neuen Gesichtern (Lauren Ridloff, Lia McHugh, Barry Keoghan, Kumail Nanjiani, Brian Tyree Henry). Trotz einer Geschichte von kosmischen Ausmaßen. Trotz spektakulärer Effekte. Trotz all dem also, was Marvel-Filme so erfolgreich gemacht hat.

Woran liegt es also? An der undankbaren Aufgabe, eine komplett neue Saga aus dem Boden zu stampfen. Die Avengers haben Maßstäbe gesetzt, sind seid "Endgame" aber Geschichte. Einige vertreiben sich nun die Zeit in Prequels und Serien beim Streamingdienst Disney+, andere warten auf neue Einsatzbefehle.

Der Vorteil von Iron Man, Captain America, Black Widow, Thor, Dr. Strange und Co. war, dass sie nach und nach eingeführt wurden und ihre Persönlichkeiten (und Marotten) über viele Jahre hinweg entwickeln konnten. Sie waren wichtige Bausteine, die am Ende ein großes Ganzes ergaben. Die Eternals hingegen treten sofort in gefühlter Divisionsstärke an, bringen ihr eigenes großes Ganzes gleich mit und müssen sich auch noch um Verknüpfungen zu weiteren Marvel-Figuren und sogar zu Thanos' Familie kümmern.

Weniger ist manchmal mehr

Dieser Gigantismus bremst den Film schlichtweg aus. Es geht um gottgleiche Eternals, um noch gottgleichere Celestials und um den obergottgleichen Schöpfer von allem, der auf den Namen Arishem hört. Außerdem dabei: Deviants, monströse Kreaturen, die alle Planeten des Universums befallen. Auch auf der Erde gab es sie einst, bis die Eternals ihnen den Garaus machten und als Schutz- und Friedenstruppe auf dem Planeten blieben.

Dort zerstreuten sie sich zwar in alle Winde, waren mit ihren Fähigkeiten aber immer präsent, wie ein kurzer Abriss der Menschheitsgeschichte in Rückblenden zeigt. Angetreten um zu helfen, eine bessere Welt aufzubauen, müssen die Eternals dabei Kriege, Zerstörung, von Menschen gemachtes Leid ertragen. Sie sind eine Art Babysitter für die Menschheit, die sehr schwer zu erziehen ist. Erst recht, wenn man nicht eingreifen darf, wenn sich die Menschen mal wieder die Köpfe einhauen.

Dass den Eternals auf Befehl von ganz oben die Hände gebunden sind, beantwortet einerseits in entwaffnender Simplizität die Thanos-Frage, wirft andererseits aber viele andere auf. Zum Beispiel, wie man mit Erinnerungen umgeht, ob es Sinn ergibt, sich in Sterbliche zu verlieben, und wie man es mit Befehlen von Göttern halten soll.

"Eternals" mag in mancherlei Hinsicht gescheitert sein. Was dem Film definitiv gut zu Gesicht steht, ist Chloé Zhaos Auge für Landschaften. Die Regisseurin hat viel in natürlichen Kulissen gedreht und erdet den ansonsten hilflos überladenen Film mit der Wahl authentischer Schauplätze gewissermaßen.

Als multiple Charakterstudie nämlich überzeugt der Film. Chloé Zhao erzählt sparsam im Humor und ziemlich erwachsen von Liebe und Verrat, von Hoffnung und Enttäuschung. Es gibt sogar eine Sexszene. In einem Marvel-Film! Zhao erkundet in diesen leisen Momenten mit den Eternals das Wesen des Menschlichen. Zweifeln und wütend werden, nicht mehr wissen, wer man eigentlich ist und welchen Sinn das Universum überhaupt macht – am Ende sind Marvels neue Helden auch nur Menschen.

Eternals, im Kino ab: 03.11.2021


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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