Großer Auftritt: Die Oberhexe (Anne Hathaway) führt ihre Kolleginnen ins Luxushotel.
In der Neuverfilmung von "Hexen hexen" verbreitet Anne Hathaway als Oberhexe Angst und Schrecken.

Hexen hexen

KINOSTART: 29.10.2020 • Komödie • USA (2020) • 104 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
The Witches
Produktionsdatum
2020
Produktionsland
USA
Einspielergebnis
29.303.571 USD
Laufzeit
104 Minuten

Filmkritik

Die Kindermäuse schlagen zurück
Von Diemuth Schmidt

Pünktlich zu Halloween lässt der spannend-witzige Grusel-Fantasy-Film "Hexen hexen" nervenstarke junge und ältere Zuschauer erschauern. Während der Film den in USA nur beim Streamingdienst HBO Max erscheint, kommt er hierzulande in die Kinos.

Wer sich an all die weichgespülten Kino-Hexen gewöhnt hat, die mal singend auf dem Pferd sitzen oder die bösen Vertreter ihrer Zunft auf dem Blockberg unschädlich machen, dürfte sich in "Hexen hexen" von Robert Zemeckis ("Zurück in die Zukunft") verschreckt die Augen reiben. In der für kleine Kinder eher untauglichen Neuverfilmung des Werks von Autor Roald Dahl wird einem vor Augen geführt, wie grausam diese Geschöpfe wirklich sein können und woran man sie erkennt – denn auf den ersten Blick sehen sie aus wie normale Frauen.

Die erste Begegnung der Hauptfigur mit einer Hexe findet 1968 in einem Gemischtwarengeschäft in Alabama statt. Der namenlose Achtjährige (gespielt von Jahzir Kadeem Bruno) befindet sich mit seiner Großmutter (die großartige Octavia Spencer, bekannt aus "The Help"), bei der er nach dem Unfalltod seiner Eltern lebt, beim Einkaufen. Plötzlich steht ihm im Gang eine schicke Dame gegenüber, die ihm Schokolade anbietet. Ihr Lächeln wirkt auf ihn jedoch alles andere als süß – und er flüchtet. Seine Großmutter ist nicht überrascht von der Reaktion des Jungen. Schließlich trug die Frau lange Handschuhe: neben Perücke und großen Nasenlöchern ein Erkennungszeichen für eine echte Hexe. Und eine solche hat auch sie schon in ihrer Kindheit in Aktion erlebt.

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Die Großmutter versteckt sich mit ihrem Enkel in einem Luxushotel, denn wie man weiß, haben es Hexen vor allem auf die Armen und Schwachen abgesehen. Das schöne Gebäude am Meer entpuppt sich jedoch als Höhle der Löwen. Der Junge gerät in einem prunkvollen Saal zufällig in eine Sitzung der "Königlichen Gesellschaft zur Verhinderung von Kindesmisshandlung" und versteht schnell, dass es sich dabei um eine Hexentarnorganisation handelt, die plant, alle Kinder auf der Welt verschwinden zu lassen. Dafür hat die Großmeisterhexe (sehr glamourös und spielfreudig mit russischem Akzent: Anne Hathaway) ein spezielles Mittelchen gebraut, das den Menschennachwuchs in Mäuse verwandeln soll. Ans Kind gebracht werden soll es von den Hexen mithilfe von Süßigkeiten.

Hätte der Junge gewusst, dass man als ungewaschenes Kind ihren schrecklichen Krallenhänden entgehen kann, er hätte den Waschlappen am Morgen nicht angefasst. Nun liegt der Kleine jedoch, für die empfindlichen Nasen der Hexen stinkend wie ein übler Pups, unter der Tribüne, auf der die Oberhexe ihren furchtbaren Plan offenbart. In einer skurril-spannenden Szene erschnuppert sie ihn aufgeregt mit ihren extrem vergrößerten Nasenlöchern und verwandelt ihn in eine Maus – immerhin in eine denkende und sprechende. Zusammen mit zwei anderen Kindern in Mausgestalt nimmt er den Kampf gegen die widerwärtigen Frauen auf. Unterstützt werden sie von der mutigen Großmutter, einer liebevoll gezeichneten Figur mit Kräuter-Voodoo-Künsten und einem großen Herz für Kinder.

Die Kinderbücher von Roald Dahl (1916 bis 1990) gerieten zuletzt etwas in Vergessenheit, was an den makabren und finsteren Fantasien des Engländers liegen könnte. Allerdings sind die Geschichten mit so vielen abgedrehten Einfällen und mit so viel Humor gespickt, dass es sich für Leser, die nicht unbedingt auf ein klassisches Happy End bestehen, lohnt, sie wiederzuentdecken. So geht es einem auch mit diesem Film, der mit technischen Mitteln auf die Sehgewohnheiten der heutigen Zielgruppe abgestimmt wurde.

In Nicolas Roegs ("Wenn die Gondeln Trauer tragen") erster Verfilmung aus dem Jahr 1990 (mit Angelica Huston als Oberhexe) gestaltete Jim Henson die in Nager verwandelten Kinder noch als charaktervolle Puppen. Jetzt glänzen die Mäuse mit niedlicher CGI-Perfektion und bieten sich als Identifikationsfiguren für die jungen Zuschauer an. Überhaupt wird "Hexen hexen" mit Erscheinen der Mäuse immer lustiger und spannender als noch im gruseligen ersten Teil der Geschichte, im dem die Hexen ihre wahre Gestalt zeigen und dabei auch die Handschrift von Co-Drehbuchautor Guillermo del Toro ("Pans Labyrinth") zutage tritt. Mit "Hexen hexen" ist Regisseur Zemeckis auf jeden Fall eine sehenswerte Neuverfilmung voller wundersamer Facetten gelungen.

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Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

Darsteller

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