Wenn im Radio heute Musik von Chuck Berry, Little Richard, Bill Haley, Jerry Lee Lewis oder Elvis Presley läuft, dann erklärt man jungen Menschen dazu gerne mal, dass das diejenigen Songs sind, die seinerzeit eine echte Kulturrevolution auslösten. Dass diese Musik wild und laut war und von vielen Kritikern sogar als gefährlich wahrgenommen wurde. Wild? Laut? Gefährlich? Die Reaktion ist meist ein müdes, eher verständnisloses Schulterzucken – die Kids von heute sind anderes gewöhnt. Kann man den Hype von damals überhaupt irgendwie für die Nachwelt verständlich machen? Wenn, dann geht es wohl so, wie Baz Luhrmann es mit "Elvis" anstellt.
Elvis Presley war nicht der Erfinder des Rock'n'Roll, nicht der größte musikalische Innovator seiner Zeit, nicht der ausgelassenste Performer. Trotzdem wurde er zum ersten internationalen Pop-Superstar und zu einem der bedeutendsten Musiker aller Zeiten. Weil er alles hatte: Er war jung, sah gut aus, besaß eine herausragende Stimme, verstand die Musik der Black Community, und vor allem war er weiß.
Der Rassismus in den USA der 50er-Jahre ist durchaus Thema in "Elvis", anders funktioniert es auch nicht, wenn man authentisch von den ersten Jahren des Rock'n'Roll erzählen möchte. In erster Linie ist dieser Film von Regisseur und Drehbuchautor Baz Luhrmann ("Moulin Rouge", "Der große Gatsby") aber doch als Porträt gedacht. Und, klar, als eine Art filmisches Denkmal. Es beginnt mit dem kleinen Jungen (Chaydon Jay) aus Tupelo, Mississippi, der gerne "Captain Marvel"-Comics liest und sich heimlich in die Gottesdienste der Schwarzen schleicht, um dem Gospel zu lauschen. Später steht Elvis (Austin Butler) dann selbst mit Cape auf der Bühne, singt seinen ganz eigenen Gospel und bringt die Massen zum Ausrasten.
Krachende Gitarren, der laszive Hüftschwung, das Spiel mit dem elektrisierten und bisweilen heftig erregten Publikum: Luhrmann gibt sich alle Mühe, das Spektakuläre und das Rebellische an frühen Elvis-Presley-Auftritten knapp 70 Jahre später mit Leben zu füllen – wenn die jungen Leute es hier nicht verstehen, werden sie es nie verstehen.
Einer, der das Besondere an Elvis sehr früh erkannte, war sein späterer Manager Colonel Tom Parker, im Film prominent verkörpert von Tom Hanks. Als weitere historische Wegbereiter und Wegbegleiter kommen unter anderem auch Little Richard (Alton Mason), B.B. King (Kelvin Harrison Jr.) und Big Mama Thornton (Shonka Dukureh) zu ihrer Würdigung; Priscilla Presley wird von Olivia DeJonge gespielt. Sie, Priscilla, ist dann auch ganz nah dran, als der "King of Rock'n'Roll" seine schwersten persönlichen Krisen durchlebt, bis hin zu seinem bitteren Ende.
Elvis' frühere Ehefrau Priscilla Presley wirkte selbst auch als Produzentin an dem ambitionierten Biopic mit und ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Die Leistung von Hauptdarsteller Austin Butler, der viele Sequenzen in "Elvis" selbst sang, beurteilte sie angesichts der gigantischen Herausforderung als "herausragend". Darüber hinaus lobte sie auch die Arbeit von Baz Luhrmann und Tom Hanks. Durch diesen Film könne man "noch ein bisschen mehr von Elvis' Reise verstehen".
Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH