Paul (Ronald Zehrfeld) und Astrid (Christiane Paul) hatten sich auf ein stürmisches Liebeswochenende in Budapest gefreut. Doch es kommt anders.
Eigentlich wollen eine Ärztin und ihr ehemaliger Patient nur ihr neues Glück genießen. Doch dann werden sie in "Was gewesen wäre" mit einer Jugendliebe und der deutsch-deutschen Vergangenheit konfrontiert.

Was gewesen wäre

KINOSTART: 21.11.2019 • Drama • D (2018) • 89 MINUTEN
Lesermeinung
prisma-Redaktion
Originaltitel
Warcraft
Produktionsdatum
2018
Produktionsland
D
Budget
160.000.000 USD
Einspielergebnis
433.677.183 USD
Laufzeit
89 Minuten

Filmkritik

Alte Liebe oder neues Glück?
Von Andreas Fischer

Die Liebe wird auch für Erwachsene nicht einfacher: Eine Ärztin, die während eines Liebesurlaubs mit ihrem neuen Freund unerwartet auf eine alte Flamme trifft, fragt sich, "was gewesen wäre".

Seit zwei Monaten erst sind Paul (Ronald Zehrfeld) und Astrid (Christiane Paul) ein Paar. Ihr erstes gemeinsames Liebeswochenende wird gleich zur Zerreißprobe: In Budapest trifft Astrid ihre Jugendliebe Julius (Sebastian Hülk) wieder. Alle drei müssen herausfinden, ob die neue Beziehung gegen die alte Liebe eine Chance hat. "Was gewesen wäre" heißt das Regiedebüt von Florian Koerner von Gustorf passenderweise. Für seinen ersten Film als Regisseur adaptierte der langjährige Produzent von Christian Petzold den gleichnamigen Roman von Gregor Sander, der auch das Drehbuch schrieb.

Paul und Astrid sind Mitte 40, sie haben viel erlebt, kennen die Liebe, kennen das Leben. Als Aufbruch in eine gemeinsame Zukunft geplant, wird der Trip für die Frischverliebten zu einer Reise in die Vergangenheit. Mehr als 30 Jahre ist es her, dass Astrid und Julius ein Paar waren. Von Gustorf erzählt davon in Rückblenden, die sich organisch in den Film einfügen, aber unscharf bleiben. So wird weder klar, warum sich die beiden verliebten, noch warum sie sich trennten – damals in der DDR.

Es passierte einfach alles. Die erste Begegnung auf dem Künstlerhof einer vom SED-System drangsalierten Künstlerin, die plötzliche Entfremdung, Julius' Flucht in den Westen, eine letzte Begegnung in West-Berlin. Zunächst getrennt durch die Mauer, lebten Astrid (jung: Mercedes Müller) und Julius (jung: Leonard Kunz) auch nach der Wende ihr eigenes Leben weiter. Dass Astrid in Budapest völlig von der Rolle ist, weil sie Julius wiedersieht, ist schwer nachzuvollziehen.

Seine Stärken hat "Was gewesen wäre" eindeutig in der Gegenwart. Was die unerwartete Begegnung mit Astrid und Paul macht, beobachtet Florian Koerner von Gustorf aufmerksam aber unaufdringlich und beschreibt mit universeller Gültigkeit das Gefühlsleben zweier erwachsener Menschen, die sich noch nicht sicher sein können, ob sie eine Zukunft haben. Eifersucht, was bei einer frischen Beziehung nicht verwundert, kommt genauso ins Spiel wie hilflose Wut, Verletzlichkeit und Verunsicherung. Paul und Astrid müssen im Heute ziemlich viel erklären, sie denken nach und tasten sich ab. Nicht wissend, wo sie die Begegnung in Budapest hinführt, kommen sie sich gleichzeitig näher und entfremden sich. Ronald Zehrfeld und Christiane Paul dabei zuzusehen, lohnt sich allemal: Sie finden die Nuancen, um ihre Figuren die ewigen Leiden und Freuden der Liebe altersgerecht erleben zu lassen.

Am Ende treffen sich Astrid und Julius wieder bei einem Künstlerpaar, nur dass diesmal Paul und Julius' Bruder Sascha (Barnaby Metschurat) dabei sind. Der Kreis schließt sich für die Ex-Lover, was der Film sehr einfühlsam zeigt. Dass er danach noch zu einer Polemik gegen das Ungarn Viktor Orbáns ansetzt, ist ziemlich überraschend. Das unerwartete Statement wirkt in seiner Form als leidenschaftliches Tischgespräch über Kunst und Freiheit deplatziert.

Diese lauten Töne passen nicht zu dem ansonsten angenehm leise erzählten Film. Zumal Regisseur von Gustorf einige Szenen später zeigt, dass er auch politische Statements mit subtiler Eindringlichkeit abgeben kann. Dann nämlich, wenn die Ost-West-Reisegruppe, die sich gerade ziemlich intensiv mit einer Zeit auseinandersetzen musste, in der eine Mauer Menschen trennt, vor dem Zaun steht, den Orbán an Ungarns Grenze zu Serbien hat bauen lassen, um Flüchtende aufzuhalten.


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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